Speyer Charles Harrison spielt an Orgeln des Doms

Aus der Partnerstadt Chichester: Organist Charles Harrison.
Aus der Partnerstadt Chichester: Organist Charles Harrison.

Der Musikdirektor an der Kathedrale in Speyers neuer englischer Partnerstadt Chichester, Charles Harrison, spielt beim Internationalen Orgelzyklus am Dom.

Harrison begann sein Programm am mitteltönigen Register der Chororgel mit einer Fantasia des vor 400 Jahren geborenen William Byrd. Es gelang ihm dabei überzeugend, das wahrlich Fantastische und Überraschende an der Tastenmusik des englischen Meisters zu verdeutlichen.

Am 1. Oktober, mitten in der Zeit der Musiktage, wird um 10 Uhr im Pontifikalamt zum 962. Jahrestag der Domweihe von der Capella Spirensis auch die fünfstimmige Messe von William Byrd gesungen, ein mehrstimmiges Meisterwerk.

Für Bachs Präludium und Fuge h-moll BWV 544 ging Charles Harrison auf die Empore an die große Orgel. Der Organist schätzt dieses Werk ganz besonders – und er spielte es denn auch in reifer Überlegenheit und klar disponiert. Sein Spiel hatte einen lebendigen Impuls und war in der Fuge konsequent in seiner Steigerungsdramaturgie aufgebaut.

Reger zart und erhaben

Den in diesem Jahr vorgegebenen Max-Reger-Akzent zum 150. Geburtstag des Oberpfälzer Meisters füllte Charles Harrison mit drei der zwölf Stücke aus dessen op. 59 aus. Er zeigte dabei seine große organistische Ausdruckspalette mit den ganz zart und in feinen Farben vorgetragenen Stücken Pastorale und Benedictus und einem prachtvoll und erhaben gespielten Te Deum, dessen Klanggröße sich schon im Hosanna des Benedictus angedeutet hatte.

Dass Charles Harrison die Klangmöglichkeiten der Speyerer Domorgel zu schätzen und einzusetzen gelernt hat, belegte er besonders mit den großen spätromantischen Stücken seines Programms. In Louis Viernes „Naïades“ glänzte er als Klangzauberer in der aufschäumenden Musik zu den griechischen Wassernymphen – und in „Les Cloches de Hinckley“ ließ er das Geläut aus dem englischen Ort in voller Pracht in dem anderen lautmalerischen Stück ertönen.

Betörender Stimmungszauber

Damit war ein erster dynamischer Höhepunkt des Abends erreicht. In der „Elegiac Romance“ von John Ireland wurde es wieder lyrischer und impressionistischer, wobei der Stimmungszauber, den Charles Harrison entfaltete, von betörender Wirkung war. Mit Fantasie und Toccata op. 57 von Sir Charles Villiers Stanford (der Irelands Lehrer war) fasste der englische Musiker noch einmal ganz grandios die Tugenden seiner Orgelkunst zusammen. Es gab großen Beifall.

Im Vorgespräch hatte Charles Harrison von seinen musikalischen Anfängen erzählt und davon, dass er schon mit acht Jahren wusste, das er Kathedralorganist werden wollte. Sein Arbeitsplatz sei ja im Vergleich zum monumentalen Speyerer Dom eine kleine Kathedrale, meinte er in britischem Understatement auch. Nun, immerhin gibt es dort ein Glasfenster von Marc Chagall und hat für diese Kirche Leonard Bernstein seine Chichester Psalms komponiert.

Info

www.dommusik-speyer.de

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