Speyer Das neue Programm der Dommusik

Eine große Besetzung in einem randvoll besetzten Dom: Bei Cantate Domino am zweiten Advent sangen der Domchor, der Mädchenchor a
Eine große Besetzung in einem randvoll besetzten Dom: Bei Cantate Domino am zweiten Advent sangen der Domchor, der Mädchenchor am Dom zu Speyer und die Speyerer Domsingknaben. Auf dem Foto steht der neue Assistent der Dommusik Frederic Beaupoil am Pult. Domkapellmeister Markus Melchiori (vorne links) und Domkantor Joachim Weller (ganz rechts) singen hier mit.

„Erfüllend“: So nannte Domkapellmeister Markus Melchiori die Arbeit der Dommusik im vergangenen Jahr mit vielen Projekten und den erfolgreichen Musiktagen im Herbst. Nun liegt das Programm bis zu den Internationalen Musiktagen Dom zu Speyer in diesem Jahr vor. Dabei wird vor allem der 200. Geburtstag Anton Bruckners gefeiert. Auch der 300. Jahrestag von Bachs Johannes-Passion wird begangen.

2024 ist Bruckner-Jahr, am 4. September vor 200 Jahren wurde der Komponist im Schulhaus in Ansfelden bei Linz in Oberösterreich geboren. Er starb 1896 in Wien und wurde im Stift St. Florian begraben, wo er als Kind Sängerknabe und später Stiftsorganist war. Wer sich auf den Weg zu seinem Grab in der Krypta der Stiftskirche aufmacht, liest dort unten eine Schrift mit den Schlussversen des Te Deums „In te, domine, speravi: non confundar in aeternum“ (Auf dich, Herr, habe ich gehofft: Ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden).

Die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer widmen sich in diesem Jahr Anton Bruckner – und sie stehen beziehungsreich unter dem Motto „Hoffnung“. Das Schlusskonzert am 3. Oktober um 16 Uhr im Dom hat die Überschrift „Ewigkeit“ und bringt zum Abschluss das Te Deum von Bruckner, das eben mit dem Wort Aeternum in schier gleißend hellem C-Dur endet. Davor werden von Brahms die Tragische Ouvertüre in d-Moll op. 81 und der dritte Satz aus dem „Deutschen Requiem, wo es im Text heißt „ Nun, Herr, wes soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich.“ (Psalm 39,8) sowie von Bruckner das Adagio aus der fünften Sinfonie und das Credo der Messe in f-moll zu hören sein. Ausführende sind Elisabeth Breuer, Sopran, Bettina Ranch, Alt, Henning Jendritza, Tenor, Christof Fischesser, Bass, KathedralJugendChor, Domchor und Gäste sowie die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Domkapellmeister Markus Melchiori hat die Leitung – und hat als Festivalchef auch das Programm konzipiert. Er zeichnet natürlich auch für das gesamte Programm der Dommusik verantwortlich, das er gestern vorstellte.

Von der Messe zur Sinfonie

Die Musiktage beginnen am Samstag, 21. September, ab 9.30 Uhr im Haus der Kirchenmusik, Hasenpfuhlstraße 33b, mit einem Studientag zum geistlichen Werk Anton Bruckners mit Meinrad Walter. Abends um 19.30 Uhr ist dann im Dom das Eröffnungskonzert „Himmel und Erde“. Es bringt Gregorio Allegris „Miserere mei“, Mozarts Ave verum corpus, KV 618, Franz Liszts Evocation à la Chapelle Sixtine für Orgel und von Bruckner Geistliche Chöre und die Messe d-Moll. Das Programm, so Melchiori, bringt Vorbilder, erste Chorstücke und das erste große chorsinfonische Werk des Meisters. Katharina Persicke, Sopran, Nora Steuerwald, Alt, Christian Rathgeber, Tenor, Marcel Brunner, Bass, der KathedralJugendChor und der Domchor Speyer, Markus Eichenlaub, Orgel, und die Kammerphilharmonie Mannheim musizieren unter Markus Melchioris Leitung.

Geborgenheit des Glaubens

Übrigens: Ein Motiv aus dem Gloria dieser Messe hat Bruckner am Ende seines Schaffens im Adagio der neunten, unvollendeten Sinfonie zitiert. Zur Musik dieses Adagios hat der legendäre Bruckner-Dirigent Günter Wand einst geschrieben: „Sie ist Ausdruck einer Weltabgewandtheit und inneren Wahrhaftigkeit, die, nach so vielen ekstatischen Visionen jenseitigen Glanzes, auch die abgründigste Dissonanz zu artikulieren fähig ist. Dieser furchtbare Schrei, in dem die Klage der Menschheit über das verlorene Paradies bis an das Ende der Zeiten zu tönen scheint, kann aus sich heraus keine Auflösung, seine Erlösung, finden. Ihm folgt Stille, dann die Hinwendung in die Geborgenheit des Glaubens. Der Klang scheint sich von der Materie zu lösen, und der Puls der Musik schlägt nun bis zum verklärten Ende in der Gewissheit des NON CONFUNDAR IN AETERNUM.“

Die neunte Sinfonie wird in Speyer in etwas anderer Form zu hören sein, dazu gleich. Zurück zu den Messen: Die dritte große Messe von Bruckner, die in e-moll für Chor und Bläser, wird im Gottesdienst erklingen: im Pontifikalamt am Pfingstsonntag, 19. Mai.

Musik im Gottesdienst

Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste ist ja die zentrale Aufgabe der Dommusik, das hebt der Domkapellmeister immer wieder hervor. Und in dem gedruckten Jahresprogramm steht sie denn auch an erster Stelle. Die verschiedenen Chorgruppen und Ensembles der Dommusik treten hier im Wechsel auf und musizieren Werke, die für die Liturgie komponiert wurden – von der Gregorianik bis zur Gegenwart.

Eng verbunden mit dem Kirchenjahr und Liturgie ist die Reihe Cantate Domino immer samstags um 18 Uhr bei freiem Eintritt. Am Samstag, 17. Februar, zum Ersten Fastensonntag gibt es Chormusik von Heinrich Schütz, Josef Gabriel Rheinberger, Bob Chilcott, Agneta Sköld und anderen mit dem Mädchenchor am Dom, Liudmila Firaguina, Violoncello, Lucianne Brady, Harfe, und Joachim Weller, Orgel, unter Leitung von Markus Melchiori. Am Samstag, 24. Februar, spielt unter dem Motto „O Deus, qui es tu? – Oh Gott, wer bist du?“ Christina Meißner Musik für Violoncello solo. Am Samstag, 2. März, wird von Charles Wood die Saint Mark Passion (Markuspassion) für Soli, Chor und Orgel mit dem Motettenchor Mannheim, Sebastian Hübner (Evangelist), Timothy Sharp (Christus), Markus Eichenlaub, Orgel, unter Klaus Krämers Leitung erklingen. Am Samstag, 16. März, gibt es Chor- und Orgelmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy, Ola Gjeilo und anderen mit dem Kammerchor ad libitum Köln, Lara Rieken, Sopran, und Alexander Grün, Orgel, unter Leitung von Frederic Beaupoil.

Cantate Domino gibt es auch am Samstag, 18. Mai, zum Pfingstfest mit Teilen der Messe in e-Moll von Bruckner und Musik, die diese inspiriert hat wie Gregorianischen Choral und Motetten von Giovanni P. da Palestrina und Giovanni Gabrieli. Das Vokalensemble am Dom und die Dombläser musizieren unter Markus Melchiori.

Am Samstag, 1. Juni, heißt es Jubilate Deo bei Cantate Domino. Geistliche Chormusik der Romantik und Moderne für Männerchor von Randall Thompson, Franz Biebl, Franz Schubert, Josef Gabriel Rheinberger oder Julius van Nuffel singt das Vokalensemble Passero aus Regensburg (ehemalige Domspatzen) unter Karl-Heinz Liebl.

„Kathedralklänge“

Die von Domorganist Markus Eichenlaub konzipierte und organisierte sowie gestern auch vorgestellte Orgelreihe am Dom steht heuer auch im Zeichen des Bruckner-Jahres. Es gibt zusammen mit dem Kultursommer Rheinland-Pfalz wieder den Zyklus „Kathedralklänge“ in den Domen des Bundeslandes in Trier, Mainz, Worms und Speyer. Dabei werden die Sinfonien von Anton Bruckner in Orgelfassungen von Eberhard Klotz aufgeführt. Fünf Konzerte der Reihe sind in Speyer. Im Eröffnungskonzert der „Kathedralklänge“ spielt Markus Eichenlaub am 4. Mai die Sechste in A-Dur. Am 8. Juni ist Andrea Pedrazzini, Locarno, mit der Ersten in c-moll zu hören, am 10. August Christian von Blohn, St. Ingbert, mit der Siebenten E-Dur. Am 31. August spielt dann Thilo Muster, Basel, eben die Neunte in d-moll in der Orgelfassung. Am Donnerstag, 31. Oktober, beschließt Matthias Maierhofer aus Freiburg mit der Dritten d-moll die „Kathedralklänge“.

Eröffnet wird der Orgelzyklus am 20. April mit Bernhard Prammer, einem von Bruckners Nachfolgern als Stiftsorganist in St. Florian, der Pachelbel, Welmers, Prammer und Messner spielt. Am 20. Juli holt Christoph Keggenhoff sein Abschiedskonzert nach und stellt seine neue CD vor,

Am Freitag, 27. September, 19.30 Uhr, improvisiert im Rahmen der Musiktage Gereon Krahforst, Maria Laach, im Stile Anton Bruckners – und am 23. November kommt Bart Jacobs, Brüssel, mit Werken von Bach, Lemmens und Stanford. Beginn ist immer um 19.30 Uhr, wenn nicht anders angegeben sind die Konzerte samstags.

Am Sonntag, 5. Mai, ist der zwölfte Speyerer Orgelspaziergang. Um 14 Uhr spielen im Dom Markus Eichenlaub und Robert Sattelberger, um 14.45 Uhr musizieren in der Dreifaltigkeitskirche Willem Balk und Eva Landmesser. Um 15.45 Uhr spielt in St. Joseph Elmar Werel und um 16.30 Uhr treten in der Gedächtniskirche Robert Sattelberger und Markus Eichenlaub auf. Um 17.30 Uhr spielt in St. Bernhard (Friedenskirche) dann Christoph Keggenhoff. Der Eintritt zum Orgelspaziergang ist frei. Der Spendenerlös ist für den Orgelneubau der Dreifaltigkeitskirche bestimmt.

Johannes-Passion mit Tanz

Das Konzertprogramm 2024 der Dommusik bringt am Samstag, 9. März, 19.30 Uhr, im Dom das Requiem von Gabriel Fauré zum 100. Todestag des Komponisten. Anabelle Hund, Sopran, Georg Gädker, Bariton, Markus Eichenlaub, Orgel, Domchor Speyer und Domorchester sind die Ausführenden. Domkantor Joachim Weller hat die Leitung.

Wie schon gemeldet, wird am Samstag, 23. März, 19 Uhr, und Palmsonntag, 24. März, 16 Uhr, an einem besonderen Ort in der Raumfahrthalle des Technik-Museums Speyer Bachs Johannes-Passion in einer szenischen Version mit Tanz aufgeführt.

Mitglieder des Dance Theatre Heidelberg tanzen in Ivan Pérez’ Choreographie. Benedikt Kristjánsson, Evangelist, Markus Flaig, Christus, Magdalene Harer, Sopran, Andreas Scholl, Altus, Fabian Kelly, Tenor, und Klaus Mertens, Bass, sind die Solisten. Der neue KathedralJugendChor Speyer und das Barockorchester „L’arpa festante“ musizieren unter der Leitung von Markus Melchiori.

Lobgesang beim Musikfest

Am Freitag, 28. Juni, 16 Uhr, ist im Innenhof der Domsingschule, Hasenpfuhlstraße 33b, das Sommerkonzert der Vor- und Nachwuchschöre. Am folgenden Samstag, 29. Juni, 19:30 Uhr, ist im Dom ein Konzert zu Ehren des in Mainz geborenen Peter Cornelius, der vor 200 Jahren geboren und vor 150 Jahren starb. Es erklingen seine Messe in d-Moll für gemischten Chor und Orgel und zum Feiertag „Tu es Petrus“, Offertorium für gemischten Chor und Orgel, dazu Antonín Dvoráks Messe D-Dur op. 86 für Soli, Chor und Orgel mit einem Solistenensemble der Chorakademie Mainz, dem UniChor Mainz und Domorganist Markus Eichenlaub. Die Leitung hat Felix Koch.

Die Dommusik wirkt schon traditionell beim Musikfest der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Speyer mit. Am Sonntag, 7. Juli, 18 Uhr, erklingt in der Gedächtniskirche im Abschlusskonzert Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 2 B-Dur „Lobgesang“ op. 52 mit Ania Vegry, Sopran, Hanna Larissa Naujoks, Mezzosopran, Bryan Lopez Gonzalez, Tenor, KathedralJugendChor und Domchor sowie der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Leitung von Michael Francis.

Bei den Internationalen Musiktagen Dom zu Speyer gibt es neben bereits erwähnten Eröffnungs- und Schlusskonzert auch am Sonntag, 22. September, 20.15 Uhr, in der Krypta das traditionelle Gastspiel der Reihe „Via mediaeval – Musik des Mittelalters“. Das Ensemble „LaReverdie“ geht auf eine italienische Reise und musikalisch nach Mailand, Florenz und Venedig.

Neue Chorgruppen

An den Dienstagen, 24. September und 1. Oktober ist jeweils 15 Uhr bei freiem Eintritt mit Markus Eichenlaub Orgel 3.0. Am Dienstag, 24. September, um 21 Uhr heißt es in der Krypta „Wurzeln“ bei der Musik zur Nacht, die Capella Spirensis unter Joachim Weller singt Bruckner, Palestrina und Gregorianik. Am Donnerstag, 26. September, 20 Uhr, ist in der Krypta der Kammermusikabend „Zuversicht“ mit Brahms’ Streichquartett c-moll op. 51/1 und Bruckners großem Streichquintett F-Dur. Das Mandelring-Quartett spielt mit einem seiner ehemaligen Mitglieder, mit Roland Glassl an der zweiten Viola.

Am Samstag, 28. September, 19.30 Uhr, gastiert die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Dom. Chefdirigent Michael Francis dirigiert Bruckners vierte Sinfonie Es-Dur.

Zwei neue Gruppen gibt es bei der Dommusik: Der KathedralJugendChor ist einprojektbezogenes Jugendensemble aus Sängerinnen des Mädchenchores und Männerstimmen der Domsingknaben. Er singt in der Johannes-Passion. Seit Mittwoch dieser Woche probt auch die neue Seniorenkantorei für Menschen ab dem 65. Lebensjahr. 60 Anmeldungen gab es bis jetzt dafür.

Info

Karten für die Konzerte mit kostenpflichtigem Eintritt gibt es in der Dom-Info, Domplatz 1b, in der Tourist-Information, Maximilianstraße 13, 06232 142392, unter www.reservix.de und bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen bundesweit. Damit auch beim RHEINPFALZ-Ticket-Service. Dort – ticketservice@rheinpfalz.de– gibt es auch Ermäßigungen für Inhaber der RHEINPFALZ-Card.

dommusik@bistum-speyer.de, www.dommusik-speyer.de
@dommusikspeyer

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Der österreichische Komponist Anton Bruckner, der vor 200 Jahren in Ansfelden in der Nähe von Linz geboren wurde: Ihm sind der Orgelzyklus und die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer 2024 gewidmet. Seine Musik übersteige den menschlichen Geist, sagt Sir Simon Rattle über ihn.
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