Heidelberg Der neue Generalmusikdirektor Mino Marani

Heidelbergs neuer Generalmusikdirektor: Mino Marani.
Heidelbergs neuer Generalmusikdirektor: Mino Marani.

Mino Marani ist der neue Generalmusikdirektor von Theater und Orchester Heidelberg. Am 19. Oktober steht seine erste Opernproduktion an – Verdis „Macbeth“.

Mino Marani wurde 1985 in Italien geboren, lebt aber schon seit 2011 in Deutschland und arbeitete an den Theatern in Mainz, Osnabrück, Pforzheim und Koblenz sowie von 2022 bis 2024 als erster Kapellmeister am Staatstheater Braunschweig. Seit Probedirigat in der Oper in Heidelberg war 2022 ein spritziger „Barbier von Sevilla“. Italienische Oper steht auch bei seiner ersten Einstudierung im Amt auf dem Programm, aber solche anderer Art mit Verdis düsteren „Macbeth“ nach William Shakespeares Drama. Premiere ist am 19. Oktober.

Wir treffen Mino Marani wenige Tage vor der Premiere in Heidelberg. Er freut sich sehr auf die Premiere. Das Stück sei schon lange nicht mehr in Heidelberg gelaufen - und er dirigiere es zum ersten Mal, sagt er. Er erkennt die besondere Bedeutung des Werks zwischen den noch erkennbaren Momenten der Belcanto-Oper und der schon stark akzentuierten musikdramatischen Kraft des späten Verdi. Und genau die Vermittlung dieser musikalischen Welten ist das Ziel seiner Deutung. Die Produktion werde weitgehend mit Sängerinnen und Sängern aus dem eigenen Ensemble besetzt. Mit der neu engagierten Signe Heiberg in der Rolle der Lady Macbeth agiere auch eine Sängerin, die sowohl die gebotene Virtuosität in den Koloraturen als auch die geforderte Dramatik für die extreme Partie besitze.

Ergänzung von Oper und Konzert

Die dänische Sängerin wird im Lauf der Saison auch die Jenufa singen, auch diese Oper von Leos Janacek dirigiert Mino Marani. Mit ihr soll am Heidelberger Theater der Spielplanakzent mit Oper aus Osteuropa fortgesetzt werden - so wie Jules Massenets „Werther“, die dritte von Marani einstudierte Oper in der laufenden Spielzeit, den Blick auf die französische Oper fortgesetzt.

Der Opernspielplan und der der Konzerte des Philharmonischen Orchesters soll sich dabei ergänzen. Und so wird Mino Marani in einem der Philharmonischen Konzerte auch die spektakuläre Sinfonietta von Leos Janacek dirigieren. Das ist ein Stück, das allein zwölf Trompeten verlangt. Hier kommt es zu einer Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Mannheim.

Überhaupt stehen auf dem ersten Konzertspielplan von Mino Marani viele große Werke, Mahlers erste Sinfonie gab es schon im ersten Philharmonischen Konzert, weitere Werke der Spätromantik und des 20. Jahrhunderts werden folgen, darunter unter anderem neben Janacek Musik von Debussy oder die zehnte Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch.

Beethovens neun Sinfonien

Doch es wird auch Musik der Klassik unter seiner Leitung geben: Mit einem auf zwei Spielzeiten angelegten Zyklus aller neun Beethoven-Sinfonien in einem besonderen Format als Gesprächskonzerte, „wie eine Talkshow“, sagt Mino Marani, wobei es weniger um Erklärung als um Austausch über die Stücke und den persönlichen Kontakt zu ihnen gehe. Das Konzert zur ersten Sinfonie gab es schon, im Lauf der Saison folgen die nächsten drei Beethoven-Sinfonien. Mit dem Einsatz von Naturtrompeten, alten Pauken und einer kleinen, zu größerer Flexibilität und schnelleren Tempi fähigen Besetzung greift Mino Marani hier Einsichten der historisch informierten Aufführungspraxis auf. Und er greift gerne auf die Erfahrungen des Philharmonischen Orchesters zurück, dass ja durch seinen Einsatz beim Winter in Schwetzingen mit Barockmusik bestens vertraut ist.

Überhaupt betont der neue Musikchef in Heidelberg seine Nähe zum Orchester. Es spricht von einem keineswegs selbstverständlichen Entgegenkommen vonseiten des Orchesters. Das Orchester kommuniziere direkt. Die Verbundenheit und Identifikation mit dem Orchester und seinen Musikerinnen und Musikern zeigt sich auch daran, dass viele Solisten in der Konzertsaison aus den Reihen des Philharmonischen Orchesters Heidelberg kommen.

Eine „kleine Familie“

Am Heidelberger Theater fühlt sich Mino Marani wohl. Es sei ein Haus „der kurzen Wege“ und alle dort Wirkenden seien wie eine „kleine Familie“.

Positiv äußerst er sich auch über den Kontakt mit der Theaterleitung, mit der Operndirektion liege er auf einer Wellenlänge, sagt er.

Bei seiner neuen Wirkungsstätte Heidelberg fällt Mino Marani vor die Internationalität der Universitätsstadt auf, das sei sehr spannend und gefällt ihm gut.

Info

Die Premiere von Giuseppe Verdis „Macbeth“ ist am 19. Oktober um 19.30 Uhr im Theater Heidelberg in der Regie von Ingo Kerkhof. Es dirigiert Mino Marani. Heidelbergs neuer Generalmusikdirektor leitet auch das erste Bach-Konzert in der Peterskirche am 27. Oktober um 19 Uhr. Werke von Johannes Brahms und Antonin Dvorak erklingen. Weitere Informationen unter www.theaterheidelberg.de

Szene aus dem neuen „Macbeth“. Premiere ist am 19. Oktober.
Szene aus dem neuen »Macbeth«. Premiere ist am 19. Oktober.
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