Speyer „Die einzige Chance“
„Hier kommt noch jemand, der Ihr Nachbar sein wird. Sie stellen sich am besten selbst vor.“ Gerhard Müller, Chef des Bauherrn Gemeinnütziges Siedlungswerk (GSW), hatte gestern nicht nur am Mikrofon und beim Spatenstich zu tun. Er vermittelte auch erste Kontakte zwischen den künftigen Bewohnern des neuen Viertels, die unter den Gästen waren. Bei Sonja Dannenmann und Dagmar Schlett war das nicht nötig: „Wir kannten uns schon und werden bald zufällig vis-à-vis wohnen“, sagte Dannenmann. Beider Familien gehören zu den Glücklichen, die unter einer dreistelligen Anzahl an Interessenten den Zuschlag für eine der 16 Doppelhaushälften bekommen haben. Die Baugruben sind bereits zu sehen; Ende 2019 steht ihr Einzug an. Insgesamt entstehen bis 2021 rund 200 Wohneinheiten. Investition: rund 55 Millionen Euro. Dannenmann und Schlett machten deutlich, was das Baugebiet so besonders macht: „Es war die einzige Chance für uns, überhaupt was zu bekommen“, so Schlett. „Auf dem freien Markt wäre das für uns nicht realistisch gewesen“, ergänzte Dannenmann. Das Siedlungswerk, eine Tochter des Bistums und des Caritas-Verbands, erteilte den Zuschlag nach sozialen Kriterien. Ein wichtiger Faktor: die Anzahl der Kinder. 41 werden es Müller zufolge in den 16 Doppelhaushälften sein. Die bisher in Harthausen wohnenden Dannenmanns liegen mit ihren Vier-, Elf- und 14-Jährigen ebenso über dem Schnitt wie die Schletts, deren Kinder neun, zwölf und 14 Jahre alt sind. „Wir sind total dankbar, wir hatten gar nicht damit gerechnet, zum Zug zu kommen. Das haben wir unseren Kindern zu verdanken“, meinte Sonja Dannenmann – und strahlte. Erste Kinder buddelten schon am für den späteren Spatenstich angelegten Sandhaufen, als Müller nochmals die Eckdaten des Bauprojekts nannte (wir berichteten mehrfach). Er erwartet künftig 600 bis 700 neue Bewohner, was nur durch das Entgegenkommen von Stadt, Landesarchäologie, Kloster Karmel und Priesterseminar möglich geworden sei. Die zwei Letztgenannten haben Gelände zur Verfügung gestellt. „Es ist eins der größten Projekte in der fast 70-jährigen GSW-Geschichte“, sagte Müller. Zu den Doppelhaushälften kämen 74 Eigentumswohnungen und circa 110 Mietwohnungen, von denen bereits vor Baubeginn 30 an das Gemeinnützige Siedlungswerk verkauft worden seien. „Für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel ist etwas dabei“, so Müller mit Verweis auf öffentliche Förderung für rund ein Drittel der Mietwohnungen, was günstige Tarife möglich mache. Für die seit August angebotenen Eigentumswohnungen habe es innerhalb weniger Wochen 50 Reservierungen gegeben. Von der Firma Weisenburger Bau (Rastatt, 1600 Wohnungen und 250 Millionen Euro Umsatz pro Jahr, 500 Mitarbeiter), die die 2,3 Hektar als Generalunternehmer bebaut, überreichte der Geschäftsführer Matthias Ryzlewicz einen gravierten Spaten an den Bauherrn. Als Bistumsvertreter spendete Andreas Sturm, Generalvikar, den Segen. Er betonte: „Wohnungssorge ist Seelsorge.“