Speyer Ein Kunde kommt mit Flieger

Müssen früher Schluss machen, als sie es wollten : Herta und Richard Scheid gestern vor dem „Hosenladen“.
Müssen früher Schluss machen, als sie es wollten : Herta und Richard Scheid gestern vor dem »Hosenladen«.

«SPEYER.»Eigentlich hätten sie gern noch bis 2020 weitergemacht, aber im Januar wurde ihnen gekündigt: Herta und Richard Scheid werden ihren „Hosenladen“ in der Maximilianstraße Ende August aufgeben. Dieses „Wir müssen aufhören“ trifft die beiden modeversierten Geschäftsleute bitter, und so richtig wissen sie noch nicht, wie es danach weitergehen soll.

Der Optimismus, den die Inhaberin Herta Scheid stets versprühte, bedarf derzeit einiger Nachhilfe. Sie hatte 1998 von der gleichnamigen Kleidungs-Kette bei deren Auflösung den Namen übernommen und sofort im ehemaligen Telekom-Geschäft gegenüber auf der Maximilianstraße ein ganz eigenes Sortiment aufgebaut. Da sie und ihr Mann im auch damals sehr warmen Sommer mit einer Herbst-Kollektion begannen, verlief der Start zunächst ein wenig holprig. Aber sofort danach setzte sich das Einkaufstalent der Inhaberin auf der Speyerer Prachtmeile durch. Trendiges, Kleidsames und Legeres für alle Zwecke und Gelegenheiten hatte sie im Blick. Ihr Spaß am Einkauf hörte beim Preis nicht auf. Dennoch achteten sie und ihr Richard immer darauf, dass die Mode des Hosenladens (die natürlich weit mehr als nur Hosen umfasst) immer auch erschwinglich war. Das honorierte ihre Kundschaft, von der die beiden Textil-Kaufleute nur schwärmen. Diese kam tatsächlich sehr regelmäßig aus allen Teilen Deutschlands und darüber hinaus. Mit Lächeln sprechen die Scheids von einem Schweizer Kunden, der gern extra den Speyerer Flugplatz ansteuerte, um bei ihnen einzukaufen. „Es ist schon wie ein familiäres Verhältnis zu unseren Kunden“, schätzen sie die Beziehungen ein. Da muss die Annahme erlaubt sein, dass die Scheids zur touristischen Attraktivität der Domstadt auf ihrem Gebiet Einiges beigetragen haben. Das positive Verhältnis zur Kundschaft ist kein leeres Marketing-Gerede: Am kommenden Samstag, 7. Juli, veranstalten die Kunden von Herta und Richard Scheid vor dem Hosenladen ein kleines öffentliches „Event“ mit Live-Musik, und es wird auch zu Essen und Trinken geben. Das ist erstaunlich, denn sonst läuft das anders herum: Die Geschäftsleute geben einen aus, nicht ihre Kunden. „Mit meiner Vermieterin hatte ich immer besten Kontakt“, betont Herta Scheid. Da gebe es keinen bösen Gedanken. Aber die auf sie folgende Erbengemeinschaft, so ist zu hören, will den Hosenladen und das Reisebüro nebenan zusammenlegen – für etwas Größeres. Was auch immer es sein wird – wenn Herta und Richard Scheid aufhören, wird die Maximilianstraße etwas von ihrer Originalität verloren haben.

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