Speyer „Ein Trainer ist kein Opferlamm“

Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland sprechen wir mit Experten der Region zu aktuellen Themen. Martin Erbacher fragte Christian Schultz (42), Trainer des FV Dudenhofen (Verbandsliga).

Ist es richtig, dass Löw weitermacht?

Ja, ich bin als Trainer grundlegend eingestellt. Wenn es laut der breiten Bevölkerung sportlich nicht läuft, soll der Trainer das Opferlamm sein. Klar, Löw hat Fehler gemacht. Es ist viel zusammengekommen. Das muss man jetzt analysieren und nicht schönreden. Die Vergangenheit ist egal. Ich traue das Löw zu. Ein Trainerwechsel bietet sich nur an, wenn das Tischtuch zwischen Trainer und Mannschaft zerrissen ist. In der Verlängerung Kolumbien gegen England soll der Flughafenbetrieb in Bogotá geruht haben. Was war in Ihren Firmen während Deutschland gegen Südkorea los? Wir haben bewusst eine Kundenveranstaltung auf den Tag gelegt, mit 60 Leuten Public Viewing gemacht. Die Mitarbeiter durften auch schauen. Es hat aber auch niemand angerufen. Uruguays Trainer Oscar Tabarez hat eine Nervenkrankheit, geht teilweise am Stock. Wie langen trainieren Sie? Definitiv nicht bis 71. Ich habe ganz großen Respekt vor dem Mann. Meine Lebensplanung sieht aber anders aus. Ich mache es gerne, weil es Spaß macht, Abwechslung zum Job ist und ich dadurch Freundschaften geknüpft habe. Wenn diese Punkte nicht mehr stimmen, höre ich auf. Ich glaube nicht, dass meine Trainerzeit seit 15 Jahren nochmals dazukommt. Wer wird Weltmeister, Frankreich oder Brasilien? Ich sage Frankreich. Leider Gottes spielen sie ja vor dem Endspiel wahrscheinlich gegeneinander. Es ist aber nicht auszuschließen, dass einer im Viertelfinale völlig überraschend die Grätsche macht, notfalls im Elfmeterschießen. Nach dem deutschen Aus war ich für Spanien. Am liebsten wäre mir, wenn es ein ganz anderer wird. Wer kommt aus dem anderen Baum ins Finale? England ist auf dem Papier der Favorit, vielleicht Kroatien. Auf Russland tippe ich nicht. Wer sind die besten Elfmeterschützen? Ich glaube, das ist nicht auseinanderzuhalten, diejenigen, die die Nerven behalten. Unsere Abwehrspieler Kevin Hoffmann und Kevin Schall schießen schnörkellos. Die Offensiven wollen oft was Besonderes machen, den Torwart verladen. Das ist das Herzblut eines Stürmers.

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