Schwetzingen Eine Erinnerung an Johann Michael Zeyher, den Gartengestalter und Botaniker, der am 23. April 1843 starb

Blick in den Landschaftsgarten: Johann Michael Zeyher gestaltete in Schwetzingen Teile des Garten im englischen Stil um, der im
Blick in den Landschaftsgarten: Johann Michael Zeyher gestaltete in Schwetzingen Teile des Garten im englischen Stil um, der im Unterschied zum französischen der Natur mehr freien Lauf ließ.

Johann Michael Zeyher hat die heutige Gestalt des Schwetzinger Schlossgartens wesentlich geprägt. Die spektakuläre Sammlung von Bäumen hat er vervollständigt. Und das Gesicht des Schlosses zur Stadt hin ist ebenfalls sein Werk gewesen.

Es ist ein Anziehungspunkt von Besuchern weit und breit und ein Juwel der Gartenbaukunst, der Schwetzinger Schlossgarten. Im Moment, wo er in voller Frühlingspracht steht, ist er geschlossen und mehr denn je ein Sehnsuchtsort. Zu denen, die seine heutige Gestalt wesentlich geprägt haben, gehört Johann Michael Zeyher.

Der badische Gartendirektor starb morgen von 177 Jahren. Sein Name ist vor allem verbunden mit dem Arboretum, das Bäume aus aller Welt einschließt. Doch Zeyher machte zudem aus dem Seepferdgarten eine landschaftliche Anlage und aus dem großen Bassin einen natürlich geformten Weiher. Durch ihr wurde zudem der Ehrenhof neu angelegt. Seit der Restaurierung ist er heute wie so zu bewundern, wie ihn Zeyher 1835 angelegt hatte.

Schwetzinger Ehrenbürger

Johann Michael Zeyher wurde am 26. November 1770 in Obernzenn bei Ansbach geboren und ging bei dem Ansbacher Hofgärtner Johann Kern in die Lehre. Er arbeitete in Ludwigsburg, Stuttgart und Karlsruhe, bevor er 1792 eine Anstellung im botanischen Garten der Universität Basel bekam. 1801 ernannte ihn der badische Markgraf Carl Friedrich zum Hofgärtner, 1804 berief er ihn nach Schwetzingen. 1806 wurde Zeyher als Gartenbaudirektor Leiter sämtlicher großherzoglicher Gärtnereien in Baden. Er gestaltete mehrere Anlagen im Sinne des Landschaftsgartens um und machte sich einen Namen als Botaniker.

Unter anderem legte er eine forstbotanische Gehölzsammlung und ein Sortiment alpiner Pflanzen im Schwetzinger Arboretum an. Sein „Herbarium Zeyheri“, eine Sammlung präparierter Tiere und Pflanzen aus aller Welt, ging im Zweiten Weltkrieg verloren. 1826 erhielt er den Titel „Großherzoglicher Geheimer Hofrat“ und 1835 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Schwetzingen. Zeyher starb am 23. April 1843 in Schwetzingen.

Johann Ludwig Petri (1714–1794), Nicolas de Pigage (1723–1796) und Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823) waren die drei bedeutenden Gartenarchitekten, die im 18. Jahrhundert den Schlossgarten nach dem Wunsch von Kurfürst Carl Theodor umgestaltet und erweitert und so zu einem bedeutenden Gartenkunstwerk gemacht haben.

Johann Michael Zeyher, 1806 zum badischen Gartendirektor ernannt, trat in Schwetzingen ihr Erbe an. Er wurde nicht zuletzt der Vollender der kurfürstlichen Baumsammlung: Abseits von den üblichen Gartenwegen verbirgt sich dieser Schatz: das Arboretum. Es wurde ab 1777 vom Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell angelegt und von Gartendirektor Zeyher vervollständigt. Tausende von Gehölzen aus der ganzen Welt gelangten in diesen Teil des Gartens, direkt hinter der Orangerie.

Mammut- und Maulbeerbaum

Der badische Markgraf Carl Friedrich, der selbst botanisch interessiert war, erteilte seinem Gartendirektor 1804 den Auftrag für ein weiteres Arboretum im Schwetzinger Landschaftsgarten. Zeyher legte einen forstbotanischen Garten zu Studienzwecken für junge Gärtner an, in dem er die stolze Zahl von 9.500 Gehölzen sammelte – eine in Deutschland damals einzigartige Auswahl. Viele dieser Schätze sind auch heute noch zu besichtigen und zu normalen Zeiten werden diese botanischen Schätze im Rahmen von Führungen vorgestellt, beispielsweise den Jahrtausendbaum Ginkgo, die imposanten mächtigen Mammutbäume oder den Maulbeerbaum.

„Schauerliches Wäldchen“

Auch die Umwandlung des großen Bassins mitten im Landschaftsgarten geht auf Johann Michel Zeyher zurück. 1823/24 entfernte er die Einfassungen am Nord-, West- und Südufer und verwandelte das Gewässer in einen See mit geschwungenen Uferlinien. Die Genehmigung hierzu erhielt Zeyher, indem er sich erbot, die Maßnahme allein durch den Verkauf der Mauersteine aus der Bassin-Einfassung zu finanzieren. Das romantisch-düster anmutende „schauerliche Wäldchen von Nadelholz“ an der gegenüberliegenden Landspitze des Sees geht auch auf seine Gestaltungsidee zurück.

Er führt den Flieder ein

Der Ehrenhof zur Stadt hin, einst als Schauplatz für repräsentative Empfänge und als Kutschenvorfahrt vor dem Schloss genutzt, verlor im 19. Jahrhundert seine Funktion. Das zeigt sich besonders in der Umgestaltung durch Johann Michael Zeyher in den Jahren 1834 und 1835. Mit seiner Gestaltung führte er den Flieder in Schwetzingen ein, den er in Form von Hochstämmchen rund um zwei Rasenovale platzierte. Heute ist der Ehrenhof nach einer Sanierung wieder im historischen Zustand zu sehen – wie Zeyher ihn anlegen ließ.

INFORMATION

Aktuell sind Schloss und Schlossgarten Schwetzingen wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen. www.schloss-schwetzingen.de
Detail des Eingangstor zum Arboretums: Ab 1777 wurde das Areal mit einer Sammlung von Bäumen aus aller Welt begonnen. Johann Mic
Detail des Eingangstor zum Arboretums: Ab 1777 wurde das Areal mit einer Sammlung von Bäumen aus aller Welt begonnen. Johann Michael Zeyher vervollständigte es.
Starb am 23. April 1843 in Schwetzingen: Gartendirektor Johann Michael Zeyher.
Starb am 23. April 1843 in Schwetzingen: Gartendirektor Johann Michael Zeyher.
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