Speyer Eröffnungskonzert der Internationalen Musiktage

„Wir danken dir, Gott, wir danken dir“: Der Mädchenchor und die Domsingknaben musizieren zusammen mit der Churpfälzischen Hofcap
»Wir danken dir, Gott, wir danken dir«: Der Mädchenchor und die Domsingknaben musizieren zusammen mit der Churpfälzischen Hofcapelle unter Domkantor Joachim Weller geistliche Werke von Bach und Vivaldi im Dom.

Im Dom begeisterten unter Domkantor Joachim Weller mit Mädchenchor und Domsingknaben am ersten Abend der Musiktage die jungen Chöre der Dommusik.

Johann Sebastian Bachs Kantate „Lobe den Herren“ BWV 137 gehört zu seinen bekanntesten, wohl nicht zuletzt deshalb, weil der Choral von Joachim Neander in beiden Konfessionen eines der beliebtesten Kirchenlieder ist. Bach vertont den Originaltext und dementsprechend im ersten Chor die erste Strophe. Die Liedmelodie liegt dabei im Sopran, die anderen Stimmen bewegen sich dazu frei.

Mit einer Ausnahme: Zu der Zeile „Kommet zu Hauf, Psalter und Harfen, wacht auf!“ erklingt ein homophonen klassischer Choralsatz. Das hat Bach natürlich mit Absicht gemacht, um die Verse besonders zu betonen.

Im Eröffnungskonzert der Internationalen Musiktage Dom zu Speyer hat Domkantor Joachim Weller bei der Wiedergabe der Kantate 137 diese Stelle durch einen besonders voluminösen Klang noch einmal besonders herausgestellt und damit klar gemacht, dass das eine emphatische Aufforderung zum gemeinsamen hymnischen Gotteslob ist. Das ist ein idealer Einstieg in ein Musikfest, das in diesem Jahr vor allem im Zeichen des Gotteslobes steht.

Inbegriff des Lobgesangs

Das Gloria, in der Messe der Inbegriff des Lobgesangs, war der Mittelpunkt des Eröffnungsabends gewesen – in der Vertonung von Antonio Vivaldi. Eine andere Version, von Händel, wird im Verlauf der Musiktage auch noch erklingen. Mit der Wahl von Werken Bachs und Vivaldis wurde zugleich eine Brücke zwischen Deutschland und Italien geschlagen, die übrigens auch für Schütz und Händel als den anderen zentralen Komponisten des Programms außerordentlich bedeutsam ist.

Die wohl wichtigste Verbindung in diesem Konzert war aber die der beiden jungen Chorgruppen der Speyerer Dommusik. Der Mädchenchor am Dom und die Domsingknaben sangen hier gemeinsam. Das tun sie in Gottesdiensten und Konzerten immer wieder, doch bei diesem Programm hatte ihr Zusammenwirken eine besondere Symbolkraft. Thomaskantor Bach schrieb seine Leipziger Chormusik bekanntlich für die Thomaner, Vivaldi große Teile seiner Kirchenmusik für Mädchen, für die des venezianischen Waisenhauses, in dem er Musiklehrer und -direktor war.

Spürbare Begeisterung

In Speyer machten Mädchen und Knaben nun bei Bach – neben der „Lebe den Herren“-Kantate auch bei der Kantate 29 „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ – und Vivaldi gemeinsame Sache. Sie belegten durch ihren eindrucksvollen Vortrag und ihre spürbare Begeisterung das hohe Niveau der Arbeit der Dommusik hier.

Joachim Weller hatte die Chorgruppen sehr sorgfältig und effizient einstudiert, dabei vor allem auf rhythmische Spannkraft und eine klare und aussagekräftige Aussprache Wert gelegt. Da gab dem Vortrag eine ausgesprochen prägnante Gestalt und innere Kraft. Wellers Wiedergaben der barocken Werke war immer zügig, überlegt akzentuiert und getragen von einem lebendigen Impuls.

Die beiden Bach-Kantaten und das Gloria von Vivaldi, das längst neben den „Vier Jahreszeiten“ sein populärstes Werk geworden ist, erfüllten bei solch jugendlichem Elan den Dom mit animierendem und jubelndem Gotteslob. Diese Begeisterung der Ausführenden übertrug sich auch auf das dankbare Publikum in der voll besetzten Kathedrale.

Die Churpfälzische Hofcapelle auf historischen Instrumenten musizierte sehr brillant und lebendig, dazu virtuos in den solistischen Partien.

Vorzügliche Solisten

Die Gesangssolisten waren vorzüglich und hatten ihren Anteil an der bestechenden Wirkung des Abends. Die Sopranistinnen Anna Feith und Julie Grutzka sorgten für leuchtende Töne und ausgefeilte Gesangslinien. Der Altus Franz Vitzthum überzeugte als nobler Stilist im Barockgesang. Daniel Schreiber gestaltete den Tenorpart mit bestechend klarer Diktion und feiner Tongebung. Michael Marz war der deutlich und beweglich singende Basssolist.

Termin

Am 20. September um 15 Uhr spielt bei den Musiktagen im Dom in der Reihe Orgel 3.0 Domorganist Markus Eichenlaub. Der Eintritt ist frei.

Die Sopranistinnen Julie Grutzka und Anna Feith (rechts).
Die Sopranistinnen Julie Grutzka und Anna Feith (rechts).
Domkantor Joachim Weller am Pult.
Domkantor Joachim Weller am Pult.
Domkantor Joachim Weller am Pult und die Sopranistinnen Julie Grutzka und Anna Feith (rechts).
Domkantor Joachim Weller am Pult und die Sopranistinnen Julie Grutzka und Anna Feith (rechts).
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