Speyer Erst einmal eine Speyerer Brezel

Ein Speyerer an der Spree: Winfried Folz als Eddy mit Kornelia Ambs als Liz in „Feelgood“.
Ein Speyerer an der Spree: Winfried Folz als Eddy mit Kornelia Ambs als Liz in »Feelgood«.

Das Moabiter Theaterspektakel gibt am Freitag mit Alistair Beatons Stück „Feelgood“ ein Gastspiel beim Speyerer Kulturbeutel-Festival. Mit dabei auf der Bühne ist Winfried Folz aus Speyer, sonst RHEINPFALZ-Hauptstadt-Redakteur in Berlin. Ellen Korelus-Bruder sprach mit ihm.

Herr Folz, fühlen Sie sich gut?

Danke, mir geht’s prima. Liegt das auch daran, dass Sie wieder einmal auf der Bühne Ihrer Heimatstadt stehen? Ja, so ist es. Ich war schon länger nicht mehr hier. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit meinem Bruder Matthias Folz, dem Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Speyer, und vielen guten Freunden, die zur Aufführung am Freitag kommen wollen. Seit wann spielen Sie Theater? Seit mich mein Bruder überredet hat, meinen Eltern und der Oma die Szene „Tom Sawyer streicht einen Zaun“ vorzuspielen. Da war ich wohl so sieben oder acht Jahre alt. Er hatte eindeutig den besseren Part, aber ich fand es trotzdem cool, wie man heute wohl sagen würde. Später spielte ich in der katholischen Jugendgemeinde von St. Joseph, und 1985 war ich Mitbegründer der Theatergruppe „Dicke Luft“. Als ich vor zwölf Jahren nach Berlin ging, war es erst einmal vorbei mit dem Theater. Aber vor zwei Jahren dachte ich mir, zehn Jahre Pause sind genug. Die Gruppe Moabiter Theaterspektakel fand ich eher durch Zufall. Aber es war Liebe auf den ersten Blick. Was haben Journalismus und darstellende Kunst gemeinsam? Künstler halten der Gesellschaft einen Spiegel vor, Journalisten tun das auch, aber auf eine andere Art. Sie horchen eher in die Gesellschaft hinein und versuchen, Stimmungen zu erkennen und zu erklären. Wie nah ist „Feelgood“ an der Realität? „Feelgood“ ist eine Satire. Was wir zeigen, ist überzogen. Aber es gibt auch Stellen, an denen ich meinen Arbeitsalltag wiedererkenne. Während der Proben las ich die „Schulz-Story“, ein Buch über die gelegentlich absurden Vorgänge hinter den Kulissen des Wahlkampfs von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Geschildert wird dort eine Sitzung, in der an einer Rede für Schulz gefeilt wird. Das ist unfreiwillig komisch. Ich dachte: Hoppla, das ist so ziemlich genau der Anfang von „Feelgood“. Nur ist unser Stück schon 20 Jahre alt. Der Autor der Satire war Redenschreiber für Großbritanniens früheren Premierminister Tony Blair. Für wen würden Sie gerne Reden schreiben? Ich würde gerne Donald Trump eine Rede schreiben. Nur würde der sich weigern, die vorzutragen, vermute ich mal. Beginnt die sogenannte schmutzige Seite der Politik nicht schon im Gemeinde- und Stadtrat? Ich habe ein Problem mit dem Begriff „schmutzige Seite“. Ich kenne viele Politiker, die fleißig sind und redlich ihre Arbeit machen. Schmutzige Dinge geschehen in allen Berufen und gesellschaftlichen Schichten. Für viele ist allerdings schon der politische Kompromiss schmutzig, weil zuvor geschürte Erwartungen nicht erfüllt werden können. Doch ohne Kompromiss kommt die Demokratie nicht aus. Das gilt natürlich auch für Gemeinde- oder Stadträte. In Speyer stehen im Mai Kommunalwahlen an. Kann das Theaterstück „Feelgood“, das Sie aufführen, Kandidaten und Wählern zu neuen Erkenntnissen verhelfen? Ehrlich währt am längsten. Nicht gerade neu, aber immer wieder gut. Was werden Sie als Erstes tun, wenn Sie in Speyer ankommen? Ich kaufe mir eine Brezel auf der Maximilianstraße. Berlin bietet ja nahezu alles, aber keine Speyerer Brezel. Termin Freitag, 29. März, 20 Uhr, Heiliggeistkirche, Johannesstraße. Karten bei der Tourist-Info Speyer, Maximilianstraße 13; Spei’rer Buchladen, Korngasse 17; Ars Ludi, Gilgenstraße 23; HandFairlesen, Schustergasse 4; Springers Kaffeemanufaktur, Korngasse 28; Chaoskeller, Am Jahnplatz 6, Haßloch, und allen Reservix-Stellen.

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