Speyer „Es gibt auch leise Kröten“

«LandauHaben Sie als Kind Kaulquappen gefangen? Gefangen nicht, aber beobachtet. Im Sommerurlaub habe ich Stunden in einem Gebirgssee in Österreich damit zugebracht. Richtig zu den Amphibien gekommen bin ich aber erst im vergangenen Jahr. Während eines Praktikums habe ich das Amphibien-Vorkommen in einem bestimmten Gebiet im Schwarzwald erfasst. Weit und breit habe ich keinen einzigen Frosch im Freiland entdeckt. Nur in einem privaten Gartenteich ganz am Ende eines Tals habe ich doch noch Feuersalamanderlarven gefunden. Ohne diesen Teich hätten die Amphibien dort keine Chance gehabt. Und deshalb untersuchen Sie nun Gartenteiche bei uns? Anfang des Jahres ist an der Uni Koblenz-Landau eine Masterarbeit zum Thema „Gartenteiche – Refugien für Amphibien?“ ausgeschrieben worden. Das hat mich direkt angesprochen, und ich habe mich gemeldet. Jetzt untersuche ich in den Teichen, ob es Frösche, Kröten oder Molche gibt. Wenn ja, zu welcher Art sie gehören – und die Bedingungen, unter denen sie leben. Das ist wichtig zu wissen, weil die Amphibien weltweit weniger werden. In Deutschland stehen sie unter Schutz. Die intensive Landwirtschaft setzt ihnen zu und schränkt ihren Lebensraum ein. Gartenteiche könnten sich als Rückzugsorte anbieten. Allerdings hat man hier in der Region dazu noch keine Daten gesammelt. Ich habe die Möglichkeit, den ersten Schritt zu tun, um diese Datenlücke zu schließen. Was haben Sie bereits in den Teichen gefunden? Ursprünglich hatte ich mit neun Arten gerechnet. Bisher habe ich sogar drei mehr gefunden. Besonders gefreut habe ich mich über Wechselkröten-Kaulquappen. Die sind nämlich gefährdet. Den Kammmolch habe ich bisher leider noch nirgendwo zu Gesicht bekommen. Er steht auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten, in Rheinland-Pfalz ist er sogar stark gefährdet. Gespräche mit den Gartenteichbesitzern zeigen mir, dass die Amphibien weniger werden. Eine Frau hat mir beispielsweise berichtet, dass sie vor 20 Jahren noch Gelbbauchunken im Teich hatte. Davon kann man heute nur träumen. Ich habe bereits über 100 Teiche untersucht, gerade in meinem Kerngebiet zwischen Neustadt und Landau fehlen mir aber noch Untersuchungsorte auf beiden Seiten der Autobahn. Warum sollte man Amphibien im Gartenteich haben wollen? Viele stört das Quaken von Fröschen ja eher ... Na ja, Amphibien sind ja nicht nur Frösche. Es gibt auch leise Kröten, und die Molche sind sogar ganz stumm. Außerdem fressen die Amphibien Stechmücken. Gerade wenn man Kinder hat, ist es natürlich schön, wenn die beobachten können, wie aus den kleinen Kaulquappen richtige Frösche werden. Unterstützung brauchen eigentlich alle Arten. Auf der roten Liste stehen aber Kammmolch und Wechselkröte. Wie sicher sind denn Gartenteiche als Rückzugsraum für Amphibien? In letzter Zeit gehen ja zum Beispiel verstärkt wieder die Reiher um. Hungrige Reiher können den Fröschen tatsächlich zusetzen, aber auch Fische und Katzen sind ihre Fressfeinde. Auch die Rolle des Menschen sollte man nicht unterschätzen, da diese sich oft an den Amphibien in ihrem Garten stören und sie umsiedeln. Da die Tiere unter Schutz stehen, ist das übrigens verboten. Wie Sie eben sagten, leben Fische eher in Konkurrenz zu Frosch und Co. Was kann man als Gartenteichbesitzer tun, damit sich die Amphibien wohlfühlen? Die oberste Regel ist, dass man die Tiere nicht umsiedelt. Wenn ihnen der Garten gefällt, kommen sie von alleine. Dazu ist es wichtig, im Garten und im Teich Strukturen zu schaffen. Wer Vielfalt will, muss Vielfalt bieten. Das heißt, verschiedene Pflanzen am und unter Wasser, Schlamm und Kies im Teich. Aber auch der Garten drumherum sollte mit einbezogen werden. Amphibien bevorzugen niedrigen Bewuchs, herumliegendes Totholz, Komposthaufen und lose Steinmauern. So können sie sich auch an Land wohlfühlen. Außerdem sollte man auf Fische verzichten, damit Laich und Kaulquappen eine Chance haben.

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