Speyer Grenzerfahrungen

16.000 Kilometer im Suzuki Swift: Diese Strecke schafften vier Speyerer bei der „Mongol Rally“.
16.000 Kilometer im Suzuki Swift: Diese Strecke schafften vier Speyerer bei der »Mongol Rally«.

«SPEYER.» Die denkwürdigsten acht Wochen ihres bisherigen Lebens haben Philipp Brinckmann, Thomas Steinbrecher, Ronny Zimmermann und Benjamin Brück 2018 erlebt. Die vier Jungs aus Speyer nahmen – wie berichtet – an der „Mongol Rally“ teil, einer 16.000-Kilometer-Tour von Prag aus durch 17 Länder. Unter den ersten 50 Prozent aller Teilnehmer kamen sie ins Ziel. Die größte Überraschung für das Quartett? Der Iran und eine Hauruck-Aktion in Deutschland.

„Der absolute Hammer.“ So kommentiert Brinckmann das Erlebnis „Mongol Rally“ in einem Satz. Einige Wochen sind er und seine drei Kumpels zurück und mittlerweile beruflich wieder in alle Himmelsrichtungen verstreut. Etliches ist in ihren Köpfen hängen geblieben. „Osteuropa war schon spannend, aber wirklich beeindruckend wurde es, als wir mit der Überfahrt in die Türkei Asien erreichten“, so Brinckmann. Georgien und Aserbaidschan im Kaukasus, Usbekistan und etliche Länder mehr entlang der Seidenstraße waren ebenso gewaltig wie die Weiten der kasachischen Steppe oder Russlands Sibirien. Erstaunlich für das Quartett: das Durchhaltevermögen der beiden Suzuki Swift, 16 und 18 Jahre alt. „Ein wenig anpacken mussten wir allerdings“, lenkt Brinckmann ein und berichtet von acht platten Reifen – unter anderem in der Wüste Gobi und in Turkmenistan, dank kniehoher Schlaglöcher. Weitere Defekte: „Durch den komplett verrosteten Unterboden fiel uns ein Auspuff der Länge nach ab. Somit klang das Auto auf den letzten 4000 Kilometern wie ein Formel-1-Wagen.“ Reif für die Schrottpresse war der Silberne nach dem Zieleinlauf. Auch sein „grüner Bruder“ war in Ulan-Ude am Baikalsee nicht mehr zu verwenden, wie Brinckmann erklärt. Höhepunkte zu nennen fällt den Speyerern schwer. „Die schönste Strecke war wohl die Serpentinenstraße Transfagarasan in Rumänien oder auch Teile der Seidenstraße, die wir auf unserem Weg durch Usbekistan fuhren“, meint Steinbrecher. Zimmermann ergänzt: „In der Türkei hat sich das Aufstehen um fünf Uhr gelohnt, um die legendären Heißluftballons in Kappadokien zu bestaunen und auch der Zieleinlauf war sehr emotional.“ Nervlich und körperlich kamen die Vier da an ihre Grenzen nach über einer Woche ohne Dusche und den harten Pisten in der Mongolei, wie Brück ergänzt. Als größte Überraschung nennt er übereinstimmend mit den anderen den Iran. „Noch nie haben wir eine solche Herzlichkeit und Gastfreundschaft erlebt wie in den knapp zehn Tagen in diesem wunderschönen Land“, stellt Brinckmann fest. Einheimische halfen den Deutschen sogar, das Minarett der legendären Shah-Moschee in Isfahan zu erklimmen. Und Steinbrecher erzählt: „Wir haben unwissentlich eine Hochzeit besucht, wurden auf der Autobahn angehalten, um Fotos mit einer Familie zu machen und haben kaum eine Mautstelle verlassen, bei der wir die Maut auch entrichten mussten.“ Abgesehen von harten Phasen – zu denen unglaublich zähe Grenzübergänge zählten – musste Brinckmann Flexibilität beweisen. „In einer Hauruck-Aktion musste er nach Deutschland fliegen und einen neuen Fahrzeugschein beantragen, weil wir den ersten nicht mehr finden konnten“, verrät Zimmermann. Untereinander kamen die Domstädter gut zurecht – von ein paar Streitigkeiten abgesehen. „Wenn man zum vierten Mal in Folge Haferflocken und Wasser frühstückt, macht das die Lage nicht besser“, wirft Brück ein. Spätestens beim Feierabendbierchen sei jeglicher Disput jedoch vergessen gewesen. „Erlebnisse wie die bei der Rallye schweißen am Ende umso mehr zusammen“, verdeutlicht Brinckmann. Mit einem klaren Ja beantworten alle die Frage, ob sie die Tour ein zweites Mal wagen würden. „An manchen Orten wären wir gerne länger geblieben, aber im Schnitt saßen wir fast jeden Tag acht Stunden im Auto“, fasst Steinbrecher zusammen. Der Aufwand lohne sich. „Man lernt viel über die Welt und auch viel über sich selbst“, macht er deutlich.

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