Speyer Hautpilz breitet sich aus: Ein Hautarzt ordnet das Problem ein

Barbershops: Laut Experten haben sich Menschen in einigen davon mit einem Hautpilz angesteckt. Dem für Speyer zuständigen Gesund
Barbershops: Laut Experten haben sich Menschen in einigen davon mit einem Hautpilz angesteckt. Dem für Speyer zuständigen Gesundheitsamt sind bislang noch keine Fälle bekannt.

Der Hautpilz Trichophyton tonsurans breitet sich aus – laut Experten der Uniklinik Tübingen vermehrt in sogenannten Barbershops. Neu ist die Krankheit nicht, weiß auch der Speyerer Hautarzt Joachim Krekel. Er ordnet ein, wie groß das Problem ist, und erklärt, wie der Pilz behandelt wird.

Trichophyton tonsurans heißt der Hautpilz, über den immer mehr Menschen klagen. Laut Medienberichten breitet er sich in jüngster Zeit vor allem in Barbershops aus: „80 Prozent der Patienten waren in einem Barbershop, meist sind es Männer zwischen 15 und 35 Jahren“, sagte beispielsweise Martin Schaller, Dermatologe an der Uniklinik Tübingen, dem „Spiegel“.

„Das Problem bei den Barbershops scheint zu sein, dass einige die Hygiene nicht so wichtig nehmen“, sagt Guido Wirtz, Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbands Friseure und Kosmetik. „Das liegt auch daran, dass sie eine andere Preisstruktur haben und in kurzer Zeit viel mehr Kunden bedienen müssen.“ Bei Innungsfriseuren liege dagegen ein hoher Hygienestandard vor, Desinfektion von Arbeitsgeräten sei strikt geregelt. „Der Besuch beim Innungsfriseur ist hygienisch unbedenklich“, sagt Wirtz.

Amt weist auf Hygiene hin

Für die Hygiene in Friseurbetriebe gebe es „mehrere verschiedene Anforderungen“, erklärt eine Sprecherin des beim Rhein-Pfalz-Kreis angesiedelten Gesundheitsamtes auf RHEINPFALZ-Anfrage. Es gebe beispielsweise eine Hygiene-Verordnung, Arbeitsschutzmaßnahmen wie einen Reinigungs- und Desinfektionsplan, Händehygiene, Anforderungen an Flächendesinfektion oder Leitlinien zur Reinigung und Desinfektion von Arbeitsmaterialien. Fälle von Infektionen mit dem Hautpilz seien dem Amt keine bekannt, es werde auch nicht verstärkt kontrolliert. Meldepflichtig sei die Erkrankung nicht. „Aufgrund der aktuellen Berichte arbeitet das Gesundheitsamt derzeit an einem Schreiben an die entsprechenden Betriebe, in dem unter anderem auf die Hygiene-Verordnung hingewiesen wird“, heißt es weiter.

„Man sollte einen Friseur wählen, der sich an die gängigen Hygienevorschriften hält und die Werkzeuge regelmäßig desinfiziert“, rät Joachim Krekel. Der promovierter Facharzt für Dermatologie mit Praxis in der Iggelheimer Straße in Speyer erklärt die Symptome einer Infektion mit dem Pilz: „Bei Trichophyton tonsurans findet man einzelne, rötliche, entzündliche, schuppende Plaques auf der Haut. Wenn die Kopfhaut betroffen ist, brechen die Haare auf Hautniveau ab.“ Das sei immer ein Anlass, einen Arzt aufzusuchen. Bleibt der Pilz unbehandelt, könne sich die Infektion ausbreiten. „Je länger die Infektion andauert, umso stärker kann die Entzündung in der Haut werden.“ Bleibender Haarausfall sei theoretisch möglich, aber zumindest in Deutschland sehr selten. Ein Befall innerer Organe sei nicht zu befürchten.

Andere Pilze als Trichophyton tonsurans würden vielfach häufiger auftreten: In seiner Praxis seien in den vergangenen zwei Jahren acht Fälle davon behandelt worden. Hauptsächlich seien Kinder betroffen.

Neu ist Trichophyton tonsurans nicht: Insbesondere beim Ringen, einem Sport mit engem Körperkontakt, trete er häufig auf und verursache rund 90 Prozent der Hautpilzerkrankungen. Deshalb werde der Pilz auch „Mattenbrand“ genannt. „Allerdings ist das den Verantwortlichen in den betroffenen Sportverbänden gut bekannt, und es wird in meiner Wahrnehmung sehr verantwortlich damit umgegangen“, sagt Krekel. Er kennt nur einen Fall aus seiner Praxis, der sich wohl auf den Besuch in einem Barbershop zurückführen lasse. Andere Fadenpilze würden in der Speyerer Praxis mehrmals täglich diagnostiziert. „Man geht davon aus, dass es auf der Welt über eine Milliarde Menschen gibt, die mit Trichophyton rubrum infiziert sind“, nennt Krekel ein Beispiel eines anderen Hautpilzes, der die Hornsubstanz von Menschen befällt. Auch Hefe- oder Schimmelpilze könnten Haut- und Nagelerkrankungen auslösen.

Sportler besonders betroffen

„Somit sind Pilzinfektionen eine regelrechte Volkserkrankung“, ordnet der Experte ein. So sei etwa ein hoher zweistelliger Prozentsatz der Fußball-Bundesliga-Profis damit infiziert. „Da bei ihnen die Füße einer sehr hohen mechanischen Belastung ausgesetzt werden, kommt es zu Mikroverletzungen der Zehennägel, die eine Infektion des Nagels durch Pilze begünstigen.“ Das feuchtwarme Klima in den Fußballschuhen und häufige Nutzung von Gemeinschaftsduschen erhöhe das Risiko einer Infektion zusätzlich.

Pilze würden allerdings sehr gut auf vorhandene Medikamente anspringen. Deshalb, beruhigt der Facharzt, sei „in unseren Breiten nicht mit größeren gesundheitlichen Komplikationen zu rechnen“. In der Praxis könne mittels PCR genau bestimmt werden, um welchen Pilz es sich handle. Danach könne man gezielt das geeignete Medikament auswählen. „In der Regel setzten wir zunächst Cremes ein, die ein Pilzmittel enthalten.“ Nur bei sehr ausgeprägtem Befall werde sofort auch mit Tabletten behandelt. Diese seien viel besser als ihr Ruf: Es halte sich hartnäckig das Gerücht, sie würden die Leber angreifen. „Dies war für die letzte Generation von Medikamenten richtig, aber seit fast 30 Jahren haben wir verschiedene, sehr gut verträgliche Wirkstoffe“, sagt Krekel.

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