Speyer „Hier kennt man Wiesemann“
Viele Wege führen von Speyer nach Rom. Vor allem kirchliche. Eine Spurensuche in der Metropole der katholischen Weltkirche fördert aber auch etliche Speyerer Bezüge ans Tageslicht. Hier studieren pfälzische Priesteramtskandidaten, hierhin werden Bischöfe zitiert, und hier gibt’s einen Eintrag im Petersdom.
„Die deutschen Bischöfe haben hier immer großes Gewicht“, sagt Andreas Englisch. Der Vatikan-Experte ist häufig im Fernsehen zu sehen. Vor allem jetzt, da er sein neuestes Buch über Papst Franziskus veröffentlicht hat. Seit dem vergangenen Jahr führt er an einigen Terminen auch Reisegruppen aus der Pfalz durch den Kirchenstaat. Er kooperiert ausschließlich mit dem Reiseunternehmen Palatina Kunst und Kultur in Hanhofen. So auch am Sonntagabend. Englisch glaubt, dass die Größe des Bistums nicht entscheidend ist: „Jedes hat hier gleich viel Einfluss. Egal wie groß oder wie klein. Es gibt natürlich Unterschiede zwischen Bischöfen und Kardinälen. Aber hier kennt man Bischof Karl-Heinz Wiesemann genauso wie Kardinal Karl Lehmann aus Mainz.“ Nächste Woche ist Wiesemann zusammen mit Weihbischof Otto Georgens in der Heiligen Stadt. Sie kommen mit den deutschen Bischöfen erstmals nach neun Jahren zum „Ad-limina-Besuch“. Dabei müssen sie dem Papst berichten, was in ihren Diözesen passiert. Laut der bischöflichen Pressestelle wird Wiesemann Franziskus über wichtige Entwicklungen in seinem Bistum informieren. „Dabei wird auch der Prozess Gemeindepastoral 2015 eine zentrale Rolle spielen“, sagt Bistums-Sprecher Markus Herr. Doch nicht jeder Austausch über Speyer erfordert, dass der Bischof nach Rom reist. „Die Arbeitskontakte zum Vatikan laufen in der Regel über die Deutsche Bischofskonferenz, beziehungsweise den päpstlichen Nuntius. Wo Genehmigungen oder Entscheidungen des Vatikans notwendig sind, wird das meiste auf dem Postweg ausgetauscht, ohne dass hierfür ein persönlicher Besuch in Rom notwendig wäre“, sagt Herr. Doch bei all den kirchlichen Aufgaben gibt es auch ganz Weltliches. Nämlich die Organisation der Unterbringung. Steht man vor dem Petersdom, befindet sich linker Hand ein kleiner Eingang, bewacht von Polizei und Schweizer Garde. Wenige Hundert Meter entfernt nächtigt der Papst in einem Hotel, St. Martha. „Dort sind je nach Rang und Bedeutung einige Kardinäle in Rom untergebracht“, wie der Fremdenführer Hugo Martorelli verrät. Markus Herr hingegen berichtet: „Viele Bischöfe sind in der Residenz Madri Pie untergebracht.“ Die Residenz befindet sich kurz vor der Grenze des Vatikans, in Italien. Wiesemann hat in Rom studiert. Er wird laut Herr in der nächsten Woche privat untergebracht sein, während Weihbischof Georgens im Campo Santo wohnt. Campo Santo Teutonico liegt nur einige Meter entfernt von der Grenze des Vatikans. Als Tourist gelangt man bequem dorthin, wenn die Sicherheitsschleuse passiert ist. Direkt neben dem rötlichen Gebäude gelangt man dort auf den Friedhof einer Erzbruderschaft. Dort liegen Deutschsprachige begraben, die eine Verbindung zur Bruderschaft haben. Pfälzer findet man darunter kaum. Lediglich das Grab des in Landau geborenen Philipp Picot springt beim Betreten des Hofs ins Auge. Doch in Campo Santo Teutonico sind nicht nur Weihbischöfe untergebracht, es wird auch studiert. Und die Niederbronner Schwestern arbeiten dort seit 2013, eben jener Orden, der direkt dem Papst und nicht wie oftmals üblich dem Bischof unterstellt ist. Die Ordensschwestern arbeiten unter anderem im Speyerer St.-Vincentius-Krankenhaus. Direkt im Petersdom gibt es ebenfalls eine Verbindung zu Speyer. Betritt man die größte Kirche der Welt, entdeckt man einen durch Holzbarrikaden abgetrennten Bereich, über den sich unzählige Touristen mit ihren Kameras beugen. Im Boden eingelassen sind Platten mit den Bezeichnungen von Bistümern, geordnet nach ihrer Entfernung zum Petersdom, wie Andreas Englisch erläutert. Dort in den Boden eingelassen befindet sich auch Speyer. Läuft man vom Petersdom die Prachtstraße der Via della Conciliazone entlang, gelangt man weiter in die Stadt hinein. An der Piazza Navona befindet sich eine deutsche Pfarrei namens Santa Maria dell’Anima. „Gläubige aus der Diözese Speyer, die sich in Rom aufhalten, haben häufiger Kontakt zur deutschen Pfarrei, indem sie zum Beispiel dort die Gottesdienste besuchen. Aber das sind punktuelle und meist mehr persönliche Kontakte“, so Bistumssprecher Herr. Die grau-weiße Kirche ist schön, aber nicht herausragend. Wie kann sie auch, angesichts der Fülle an Kirchen in der Stadt. Unweit des Bahnhofs Termini befindet sich das Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum – hier finden sich deutschsprachige Priesteramtskandidaten. Der Rom-Aufenthalt ist Teil ihres Studiums. Derzeit studiert dort jedoch keiner aus dem Speyerer Priesterseminar. Das hat einen einfachen Grund, wie Regens Markus Magin, Leiter des Seminars in Speyer, berichtet: „Der betreffende Student sammelt gerade praktische Erfahrungen in Ludwigshafen.“ Hier in Rom haben viele Karrieren begonnen von jenen, die Karriere gemacht haben. Neben Wiesemann hat auch Generalvikar Franz Jung dort studiert, ebenso wie Dompfarrer Matthias Bender. Doch neben all den Geistlichen war ein anderer bekannter Sohn Speyers, nämlich Anselm Feuerbach in der Ewigen Stadt. Der Maler reiste 1856 nach Florenz und Rom, lernte dort seinen späteren Biografen Julius Allgeyer kennen. In der Stadt, umgeben von den Werken Michelangelos und Raffaels, entwickelte sich sein persönlicher Malstil. Und auch Hans Purrmann verewigte die Stadt in seinen Werken, so beispielsweise in jenem von 1923, das das Forum Romanum zeigt. Die Autorin Rebecca Ditt, Redakteurin der RHEINPFALZ Speyer, begleitet derzeit die Rom-Reise der Hanhofener Firma Palatina.