Speyer Kunst auf der Rückseite

Was steht in der Post eines großen Künstlers? Das verrät eine Ausstellung, die Kulturstaatssekretär Walter Schumacher heute, 19 Uhr, im Speyerer Landesbibliothekszentrum eröffnet – unter dem Titel „Aus Max Slevogts Briefkasten. Zeugnisse aus seinem schriftlichen Nachlass“.

Zu den frühesten Zeugnissen gehören auf Slevogt ausgestellte Ausweise der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München, wie Kurator Armin Schlechter erläutert – mit Blick auf die erste Vitrine der chronologisch aufgebauten Schau. Sie war im vergangenen Jahr auf Schloss Villa Ludwigshöhe zu sehen (wir berichteten) und präsentiert eine Auswahl von Materialien, die das Land Rheinland-Pfalz erworben hat. Hier finden sich etliche Briefe bedeutender Künstler – beispielsweise Max Liebermann, Käthe Kollwitz, Christian Morgenstern und Else Lasker-Schüler. Auch von dem Grafiker Walther Klemm gibt es ein Schreiben. Darin hat er Slevogt um ein Gutachten zu seiner Illustrationenfolge „Erbsünde“ gebeten, gegen die die Staatsanwaltschaft den Vorwurf der Herstellung und Verbreitung unzüchtiger Bilder und Schriften erhoben hat. „Und Slevogt hat plädiert, dass die Kunst absolut frei sein muss“, so Schlechter. Sichtbar wird in der Ausstellung auch Slevogts Kontakt zu Journalisten, die ihn zu verschiedenen Themen befragt haben – beispielsweise 1931 für die Berliner Zeitung „Tempo“ zum Begriff „Kulturbolschewismus“. Dies lasse erkennen, welche Bedeutung er in der Zeit als öffentliche Person und künstlerische Instanz deutschlandweit gehabt habe, sagt der Kurator. Gezeigt werden auch antiquarische Neuerwerbungen – darunter zwei Aquarelle auf der Rückseite eines Briefs, der von der Dresdner Galerie Ernst Arnold stammt und in dem es um etwas so Profanes wie einen Bildertransport geht. Darauf hat Slevogt – Schlechter: „Typisch Künstler, wenn er ein Stück Papier hat, malt und zeichnet er “ – Szenen aus dem „Sommernachtstraum“ dargestellt: eine mit Titania und dem Esel, eine mit Puck, die dem Kurator zufolge bis dato völlig unbekannt gewesen sind. Hinzu kommt die in nur 100 Exemplaren erschienene Erstausgabe von Slevogts Randzeichnungen zu Mozarts „Zauberflöte“.

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