Speyer „Lobgesang“ von Mendelssohn beim Musikfest

Ort der Uraufführung von Mendelssohns „Lobgesang“: die Leipziger Thomaskirche. Das Foto entstand am 8. Juni vor einer Aufführung
Ort der Uraufführung von Mendelssohns »Lobgesang«: die Leipziger Thomaskirche. Das Foto entstand am 8. Juni vor einer Aufführung der Matthäus-Passion von Bach beim diesjährigen Bachfest. Mendelssohn war ja 1829 der Wiederentdecker dieses Werks gewesen.

Das Musikfest der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Speyer endet am 7. Juli mit einem Konzert um 18 Uhr in der Gedächtniskirche. Es erklingt der „Lobgesang“ von Mendelssohn.

Wer Konzerte in der Basilika von Kloster Eberbach im Rheingau oder der Konzerthalle Ulrichskirche in Halle an der Saale besucht, wird jeweils mit dem zentralen Motiv aus Mendelssohns „Lobgesang“ am Anfang oder nach der Pause zum Einnehmen der Plätze aufgefordert. Dieses Motiv, das exponiert am Anfang und am Ende dieses Werks steht, eignet sich dafür ja auch nicht schlecht, denn es ist prägnant und eingängig. Und zudem wird so auch die Erinnerung an ein großes Musikwerk wachgehalten.

Die ganze „Symphonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift“ ist vielen Musikfreundinnen und -freunde n wahrscheinlich viel weniger bekannt als etwa Mendelssohns „Italienische“ oder „Schottische“ Sinfonie, denn sie wird nicht allzu oft aufgeführt und stand lange in keinem so hohen Ansehen. Wiewohl zu Lebzeiten des Komponisten viel gespielt, galt sie schon den Zeitgenossen und im 19. Jahrhundert eher als matter Nachfahre der Neunten von Beethoven und deshalb als ästhetisch nicht unproblematisch.

Uraufführung in Leipzig

Sie wurde später als zweite in die großen fünf Sinfonien Mendelssohns eingereiht, obwohl sie in diesem Zyklus chronologisch die vierte ist. Doch ob Mendelssohn sie im „klassischen“ Sinn überhaupt als Sinfonie verstanden hat, ist nicht klar. Das 70-minütige Werk mit drei Instrumentalsätzen und einem großen kantatenartigen Finale entstand für ein Leipziger Fest zur 400-Jahrfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutenberg und wurde 1840 in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt.

Glücklicher- und gerechterweise ist der „Lobgesang“ in jüngster Zeit in seiner großen Bedeutung erkannt worden und wird nun wieder öfter musiziert. Dass am 7. Juli im dritten Anlauf die Aufführung mit Dommusik und Staatsphilharmonie ansteht, ist deshalb eine besondere Freude.

Der Name ist Programm

Im Vorwort einer Neuausgabe des Werks bei Bärenreiter von John Michael Cooper, die vor wenigen Jahren erschienen ist, heißt es denn auch: „Inzwischen ist unbestritten, dass der Lobgesang selbst weder naiv noch banal ist, sondern – typisch für die Rezeptionsgeschichte Mendelssohns – durch Vorurteile und Unverständnis genährten Angriffen dümmlicher und billigster Art zum Opfer fiel.“ „Lobgesang“: Der Name ist da Programm.

Die wesentliche theologische Aussage ist die Überwindung der Nacht durch das göttliche Licht. Auch in den vollendeten Oratorien „Paulus“ und „Elias“ Mendelssohns spielt dieser Gedanken eine ganz zentrale Rolle.

Und die Lichtmetaphorik kommt auch in einem sehr weltlichen Werk von Mendelssohn vor: in der „Ersten Walpurgisnacht“ nach Goethe.

Info

  • Mendelssohns „Lobgesang“ erklingt am Sonntag, 7. Juli, 18 Uhr in der Gedächtniskirche in Speyer mit dem KathedralJugendChor und dem Domchor Speyer, der Deutschen Staatsphilharmonie und den Solisten Ania Vegry, Sopran, Eleonora Vacchi, Mezzosopran, Stefan Cifolelli, Tenor. Es dirigiert Michael Francis. www.staatsphilharmonie.de
  • Am 6. Juli ist beim Musikfest die zweite Serenade um 19.30 Uhr im Alten Ratssaal mit Blechbläsern der Staatsphilharmonie unter Christopher Houlding mit Musik von Praetorius bis zu Laras „Granada“.
  • Am 7. Juli um 11 Uhr ist dann im Alten Ratssaal die Musikalische Lesung „Fanny & Felix“. Aliki Hirsch und Matthias Folz lesen aus Briefen der Geschwister Fanny Hensel und Felix Mendelssohn. Sofía Roldán Cativa, Violine, Rut Bántay, Violoncello, und Asli Kilic, Klavier, spielen Fanny Hensels Klaviertrio d-moll op. 11.
x