Speyer Mechthild Rössler über „Klimakrise und Erhalt des UNESCO-Welterbes“

 Mechtild Rössler bei ihrem Vortrag im Rahmen des Neujahrsempfangs von Soroptimist International Speyer im Historischen Ratssaal
Mechtild Rössler bei ihrem Vortrag im Rahmen des Neujahrsempfangs von Soroptimist International Speyer im Historischen Ratssaal.

Im Rahmen des Neujahrsempfangs des Speyerer Club Soroptimist International sprach Mechthild Rössler über „Klimakrise und Erhalt des UNESCO-Welterbes“.

Als „unerschütterliche Optimistin“ zeigte sie dabei zwar die akuten Gefahren, aber auch Schutz- und Handlungsmöglichkeiten auf. Angesichts der vielen Beispiele für durch den Klimawandel bedingte Zerstörungen konnte einem im Verlauf des Vortrags schon mulmig werden. Die Schmelze des Gletschers im Huascarán National Park in Peru oder des Ilulissat Icefjord in Grönland gehören zu den Veränderungen, die auch der Laie leicht mit der Erderwärmung in Verbindung bringt. Aber auch Überschwemmungen, wie beispielsweise in der Archäologische Zone Chan Chan in Peru oder den Stätten der Napatan-Region im Sudan werden durch den Klimawandel geschädigt. Für die unter Schutz stehenden Wälder der Wald der Zedern Gottes (Horsh Arz el-Rab), Libanon Area de Conservación Guanacaste, Costa Rica machen Trockenheit zu schaffen. Die Veränderung bewirkt dadurch einen Rückgang der Artenvielfalt, wiederum um 30 Prozent. Trockenheit führt aber auch zu Schäden an Kulturerbe, wie an den Bauten von Timbuktu in Mali.

Es sind jedoch längst nicht nur weit entfernte Regionen bedroht. Auch in Europa werden Kulturerbestätten durch häufigere Extremwetterereignisse bedroht. In Venedig ist der Wasserspiegel seit dem 19. Jahrhundert um 30 Zentimeter angestiegen und bedroht die historischen Gebäude. In Tschechien sind historische Zentren von Ceský Krumlov und Prag durch Überschwemmungen geschädigt.

Bedrohung auch in Europa

In ihrem Vortrag machte Rössler auch deutlich, wie der Verlust von Biodiversität aber auch von kulturellem Erbe sich auf die Menschheit auswirkt: Die Zerstörung von Natur- und Kulturerbestätten wirft ein grelles Schlaglicht auf die Bedrohung von Lebensräumen und von kultureller Heimat. „Welterbestätten von Venedig bis Machu Picchu, von der Serengeti bis zum Aletschgletscher, vom Taj Mahal bis zum Fujiyama sind zunehmend von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und in Zukunft anfälliger für Schäden oder Verluste“, sagte Rössler.

Welterbestätten bieten in ihrer Analyse der Gesellschaft jedoch auch Möglichkeiten, den Klimawandel abzumildern und sich an ihn anzupassen. „Welterbestätten dienen als Observatorien für den Klimawandel, um Informationen über angewandte und getestete Überwachungs-, Eindämmungs- und Anpassungspraktiken zu sammeln und auszutauschen“, so die Welterbeexpertin. Was bedeutet das? Zum einen gibt es zahlreiche Projekte, wo junge Menschen als Freiwillige in den Erhalt des Welterbes eingebunden sind und so sowohl die Auswirkungen als auch Möglichkeiten zu deren Bekämpfung erleben und erlernen. Zum andern bietet sich mit dem Blick auf Welterbestätten die besondere Chance, sich auf traditionelles Wissen zurückzubesinnen, welches den Umgang und Schutz vor Extremwetteregeignissen bietet. Ein Beispiel sind hier die Trockenmauern, welche Steilhänge befestigen. In Italien was das Wissen um diese Baukunst bereits teilweise verloren gegangen, so dass albanische Arbeiter die Trockenmauern in der Cinque Terre wieder aufbauen mussten. In Deutschland findet sich diese kulturelle Praxis etwa im oberen Mittelrheintal.

Chancen durch gutes Management

Mechtild Rössler zeigte auch auf, wie die Organisation für Erziehung, Bildung und Wissenschaft an das Thema Klimawandel herangeht. Bereits 2005 tauchte es zum ersten Mal auf der Agenda des Welterbekomitees auf. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auch in den Chancen, welche ein gutes Management für die Eindämmung der Folgen des Klimawandels bewirken kann. Rössler verschwieg jedoch nicht, dass politische Positionen manchmal auch die Anerkennung der vom Klimawandel erzeugten negativen Folgen erschweren. Dass beim Weltklimagipfel auch die Bedrohung des kulturellen Erbes thematisiert wurde, gibt der Optimistin weiter Hoffnung, dass Welterbestätten bei der Bekämpfung des Klimawandels sowohl einen besonderen Schutz erfahren als auch einen Beitrag zur Abmilderung der Folgen leisten können.

Spenden von 18.450 Euro

Soroptimist International ist eine weltweite Organisation beruflich und gesellschaftspolitisch engagierter Frauen auf ehrenamtlicher Basis. Der Speyerer Club feiert dieses Jahr sein 15. Jubiläum und hat aktuell 39 Mitglieder. Lokale und internationale Hilfsprojekte wurden 2023 mit Spenden in Höhe von 18.450 Euro gefördert. Clubpräsidentin Sabine Stephan-Flory informierte über Unterstützung für verschiedene Hilfsprojekte. Gemäß der Ziele von Soroptimist International kommen alle Spenden Projekten zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Mädchen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu Gute. Das Geld hierfür wurde im Rahmen von Benefizaktionen und Veranstaltungen des Clubs erwirtschaftet. 6.000 Euro gingen an den Frauennotruf Speyer, eine Fach- und Beratungsstelle zum Thema sexualisierte Gewalt. 3.000 Euro erhielt das Frauenhaus in Speyer. Neu hinzu kam 2023 auf lokaler Ebene die Förderung von drei Schüler-AGs mit jeweils 150 Euro: die Courage-AGs der Realschule Plus der Burgfeldschule, des Edith-Stein-Gymnasiums und des Gymnasiums am Kaiserdom. „Ein wichtiger Baustein der Arbeit unseres Serviceclubs ist der Dreischritt: Bewusstmachen – Bekennen – Bewegen. Daher ist uns die Förderung von Projekten welche sich für Themen wie Menschenwürde und Gerechtigkeit einsetzen besonders wichtig. Diese wurde gerade durch die Arbeit in den AGs in das Bewusstsein vieler Schülerinnen und Schüler gerückt“, so Sabine Stephan-Flory.

In internationale Projekte flossen 9.000 Euro. 6000 Euro erhielt der Verein Lift, der ein Ausbildungszentrum für Frauen in Indien betreibt. 3.000 Euro gingen an den Verein „Mati“, dessen Ziel es ist, die Lebensbedingungen der Menschen in den dörflichen Regionen im Norden Bangladeschs zu stärken. Lokalseite 2

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