Heidelberg Musical-Premiere bei den Schlossfestspielen

Solo für den Titelhelden, der zugleich der Regisseur der neuen Produktion des Theaters Heidelberg für die Schlossfestspiele: Cus
Solo für den Titelhelden, der zugleich der Regisseur der neuen Produktion des Theaters Heidelberg für die Schlossfestspiele: Cusch Jung als Don Quijote (beziehungsweise Cervantes).

Am 24. Juni Abend hat bei den Schlossfestspielen in Heidelberg im Schlosshof das Musical „Der Mann von La Mancha“ Premiere. Cusch Jung inszeniert und spielt die Titelrolle.

Geboren ist der Schauspieler, Sänger, Musiker, Tänzer, Choreograph, Autor, Synchronsprecher und Regisseur Cusch Jung in der Pfalz, in Kaiserslautern. Dort stand er schon in jungen Jahren auf der Bühne des Pfalztheaters in jenen legendären Produktionen wie Gershwins „Girl Crazy“ oder Bernsteins „On The Town“ (in deutscher Erstaufführung), die damals den Ruf des Hauses als Musical-Bühne begründeten. Dort hat er erlebt, wie der Choreograph Larry Fuller auf der Bühne stand und mitwirkte, zugleich aber auch Regie führte. Das hat Cusch Jung als 18-Jähriger stark beeindruckt. Er erinnert sich, wie perfekt vorbereitet Larry Fuller damals bei seinem Part war und wie er deshalb diese Doppelfunktion mühelos ausfüllen konnte.

Später war Cusch Jung dann als gestandener Musicalstar mehrfach am Pfalztheater seiner Heimatstadt engagiert – unter anderem für „My Fair Lady“, wo er Regie führte und zugleich die Rolle des Henry Higgins spielte. Und auch für ihn ist es ganz wichtig, seinen Part ganz sicher zu beherrschen, wenn er spielt und zugleich Regie führt, um in jedem Augenblick mühelos zwischen beiden Aufgaben wechseln zu können.

Ausgezeichnetes Musical

Heute nun steht der Künstler nicht in der Pfalz, aber in der Kurpfalz in der ehemaligen Residenz Heidelberg auf der Bühne, wenn bei den Schlossfestspielen des Theaters Heidelberg das Musical „Der Mann von La Mancha“ Premiere hat. Cusch Jung führt bei der Produktion in deutscher Sprache Regie und spielt die Doppel-Hauptrolle des Don Quijote und seines literarischen Schöpfers Miguel de Cervantes. In dem Musical von Mitch Leigh, Dale Wasserman und Joe Darion, das 1965 uraufgeführt wurde und 1966 fünf Tony-Awards bekam (unter anderem als bestes Musical) wird ja nicht die Geschichte des Buches nur nacherzählt, sondern der Dichter Cervantes sitzt hier im Gefängnis der Spanischen Inquisition ein und stellt den anderen Insassen sein Buch über den Ritter von der traurigen Gestalt vor.

Heidelberg – ein Heimspiel für ihn? Das frage ich Cusch Jung beim Gespräch zwei Tage vor der Premiere. Nun, es ist sein Debüt am Heidelberger Theater. Als er im Rahmen der Proben mit seiner Frau vom Schloss in die Ebene geschaut, sagt er, habe er sich schon an alte Zeiten in der Pfalz und der Kurpfalz erinnert. Auch habe er jetzt mehrfach seine noch in Kaiserslautern lebende Mutter besucht.

Vom Heidelberger Theater angetan

Der lange am Theater des Westens in Berlin engagierte Künstler, der zuletzt von 2015 bis 2022 Chefregisseur der Musikalischen Komödie in Leipzig war, ist vom Heidelberger Theater, dessen Neubau und den Arbeitsbedingungen sehr angetan – und natürlich gefällt ihm auch der Rahmen der Freiluftaufführung im Schlosshof sehr, wo das Publikum schon beim Betreten des Schlosshofs in eine ritterliche Kulisse, die zum dem Stück ja ideal passt, hineinkomme.

Doch das Musical nach Cervantes ist für den Regisseur kein altmodisches und gleichsam historisches Stück. Es habe sehr aktuelle Dimensionen. Vor allem zeige es in Gestalt von Cervantes’ Vorstellung des Don Quijote und seinen Abenteuern die Kraft der Fantasie und die darin eingeschlossene Vision einer anderen, besseren Welt. Es gehe darum, die düsteren Seiten der Realität nicht einfach hinzunehmen, sondern diese in der Imagination gleichsam zu überwinden und Ideen zu einer Verbesserung der Gegebenen zu entwickeln.

Authentischer Gesang

Andere Aspekte, die Cusch Jung bei seiner Arbeit an diesem Musical wichtig sind, betreffen den Einsatz der Musik und des Gesangs sowie das Tempo und die innere Spannung der Einstudierung. Das Publikum in allen Generationen soll spüren, dass der Gesang hier kein künstlicher Selbstzweck ist, sondern eine Form gesteigerten Gefühlsausdrucks. Das könne so weit gehen, dass der Übergang von Sprechen zum Singen ganz unwillkürlich und fließend werde.

Wenn es gelinge, der Musik und dem Singen in dieser Hinsicht eine ganz authentische Kraft zu geben, werde niemand im Publikum mehr daran denken, dass dieses Musical schon fast 60 Jahre alt ist.

Übrigens: Die Stücke, mit denen Cusch Jung in seiner Jugend in Kaiserslautern auf der Bühne stand, haben seine Theaterarbeit weiter begleitet. „On The Town“ hat er schon mehrmals inszeniert – und im Dezember ist er in Graz Regisseur und Mitwirkender in „Crazy For You“ (der neue Titel von „Girl Crazy).

Termine

„Der Mann von La Mancha“, Musical von Mitch Leigh, Dale Wasserman und Joe Darion nach dem Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes bei den Schlossfestspielen in Heidelberg am 24. Juni (Premiere) und 2., 4., 13. und 16. Juli, alle ausverkauft, Restkarten gibt es eventuell an der Abendkasse. Mehr zum Programm der bis zum 30. Juli laufenden Schlossfestspiele gibt es unter www.theaterheidelberg.de.

Cusch Jung als Don Quijote (Cervantes) und Winfried Minkus als Sancho Pansa.
Cusch Jung als Don Quijote (Cervantes) und Winfried Minkus als Sancho Pansa.
Wurde in Kaiserslautern geboren: der Schauspieler, Sänger und Regisseur Cusch Jung.
Wurde in Kaiserslautern geboren: der Schauspieler, Sänger und Regisseur Cusch Jung.
Szenenbild mit Aldonza, der weibliche Hauptrolle in dem Musical: Anna Langner (in der Bildmitte) ist ab heute in dieser Rolle au
Szenenbild mit Aldonza, der weibliche Hauptrolle in dem Musical: Anna Langner (in der Bildmitte) ist ab heute in dieser Rolle auf dem Heidelberger Schloss zu erleben.
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