Speyer Nach schwerem Unfall: Michael Fetzers Weg zurück ins Leben

Im Kreis der Liebsten: Michael Fetzer.
Im Kreis der Liebsten: Michael Fetzer.

Der 1. März hat für Michael Fetzer alles verändert. Mehr als 25 Jahre war der Schlosser im Industriehof ansässig. Seit einem schweren Sturz ist der 57-Jährige auf einen Rollstuhl angewiesen. Viel Unterstützung erhält er von seiner Familie und Freunden. Seine Tochter Layla etwa hat ihn eng begleitet. Sie erzählt, wie es ihrem Vater geht und was ihn besonders berührt hat.

Es war ein besonderer Moment. Vor einigen Wochen kehrte Michael Fetzer zum ersten Mal nach fast sechs Monaten in den Industriehof zurück. „Man hat sofort die Vertrautheit gespürt“, erinnert sich seine Tochter Layla. „Die Leute sind alle gleich zu ihm gekommen und haben sich so gefreut, ihn zu sehen.“ Es war eine Rückkehr an den Ort, an dem der selbstständige Schlosser fast sein halbes Leben gearbeitet und gewirkt hat.

Es war der 1. März. Fetzer war bei der Arbeit, stürzte aus zwölf Metern Höhe und verletzte sich schwer. Die ersten ärztlichen Befunde: Querschnittlähmung. Ein Schock. „Das bisherige Leben stand für eine Sekunde still“, steht auf einer Internetseite, die seine zwei Töchter und seine Lebensgefährtin Lena Burkhart eingerichtet haben. Was folgte, waren harte Monate. Erst auf der Intensivstation der Ludwigshafener BG Klinik, später auf der Q-Station, der Querschnitt-Station des Krankenhauses. „Im Rückblick fühlt sich das an wie Jahre“, sagt Layla Fetzer über die ersten Monate. „Wir haben alle nur funktioniert. Das hat unser Leben auf den Kopf gestellt.“ Die Sorge um ihren Vater, Sohn, Bruder und Partner sei groß gewesen, jeden Tag.

Komplexe Therapie

Auf der Station habe ihr Vater eine Querschnittkomplextherapie absolviert. „Das wurde seine neue Heimat.“ Gemeinsam mit Pflegepersonal und anderen Patienten lernte er den Weg in ein neues Leben, zurück zur Eigenständigkeit, Stück für Stück. Am 15. August, vor rund einem Monat, wurde er aus der Klinik entlassen.

Schöne Momente im AlltagWas nicht heißt, dass es vorbei wäre mit den Arztterminen – die gehören zum neuen Alltag dazu, der zudem geprägt ist von viel Kommunikation mit Behörden und Leistungsträgern wie der Krankenkasse. Da sei es wichtig, den Alltag zu strukturieren. „Und wir haben versucht, schöne Momente einzubauen.“ So habe die Familie etwa gemeinsam das Filmfestival in Ludwigshafen besucht, auch auf dem Altstadtfest war der Speyerer – und eben wieder im Industriehof. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut“, sagt seine Tochter.

„Dabei, sich einzufinden“

Doch selbst an die Öffentlichkeit gehen wolle er noch nicht. „Er ist dabei, sich einzufinden.“ Dazu gehörten viele Herausforderungen mit dem Rollstuhl. „Er muss die ganze Stadt neu erfahren und sich neue Wege suchen“, nennt sie ein Beispiel. Rückschläge blieben dabei nicht aus, „aber er kriegt das hin“, schildert sie ihren Eindruck. Ihr Vater beweise enorme Mentalität und Willensstärke. Die Situation habe der Kernfamilie, zu der auch Lebensgefährtin Lena Burkhart zählt, gezeigt: „Wir können uns aufeinander verlassen.“

Von Anfang an habe der Austausch mit anderen Betroffenen geholfen, den Fetzer unter anderem über den Verein Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland pflegt. „Das war für ihn und für uns wichtig“, sagt Layla. „Wir sind immer noch in einer Akutsituation.“ Mindestens genauso viel Kraft gebe ihrem Vater die große Anteilnahme nach dem Unfall. Über die eingerichtete Internetseite sind bis heute mehr als 70.000 Euro Spendengelder eingegangen, mehr als 500 Menschen spendeten. „Wir waren total überwältigt“, erzählt die 30-Jährige. „Mein Papa ist zutiefst dankbar.“ Man habe niemals mit so einer immensen Summe gerechnet. Zahlreiche Bekannte starteten Spendenaktionen, erst kürzlich fand in der Werkstatt ein privates Konzert der Band Soulmate statt, „das den Charakter eines Charity-Events hatte“. Beim Autotreff „Cars & Coffee“ im Industriehof bot der mit der Familie befreundete Fotograf Michael Varelmann Porträtfotos der Besucher auf Spendenbasis an. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Viel Unterstützung

Helfen kann das Geld allemal: Hilfsmittel und der barrierefreie Umbau der Wohnung sind teuer und auch noch nicht abgeschlossen. Kürzlich sei etwa ein Treppenlift gekauft worden. „Das hätten wir ohne Unterstützung in dieser kurzen Zeit nicht hinbekommen“, betont Fetzer. Die Hilfe habe sich nicht nur auf Finanzielles beschränkt. „Es kamen zahlreiche Freunde, Handwerksbetriebe, Kunden- und Geschäftspartner, aber auch viele Speyererinnen und Speyerer, die ihn kennen, auf uns zu“, sagt sie. Physiotherapeuten meldeten sich mit Terminangeboten, Handwerker boten beispielsweise Hilfe beim Umbau eines Autos an – und halfen auch im Haus tatkräftig mit.

Klar ist allerdings: So, wie es früher war, wird es wohl nicht mehr werden. „Man kann die Zeit nicht zurückdrehen.“ In den Schlossereibetrieb könne ihr Vater „in der Form nicht mehr zurückkehren“, sagt Layla. Doch schon seit der Zeit im Krankenhaus beschäftige er sich mit dem Gedanken an eine berufliche Neufindung. In den Überlegungen spielen Kooperationen mit anderen Handwerksbetrieben im Industriehof, ganz Speyer und der Umgebung eine Rolle. „Er möchte auf jeden Fall nochmals in seinen Beruf zurückkehren, vielleicht in die Planung.“ Der Gedanke daran und die große Unterstützung ließen ihn positiv in die Zukunft blicken, „in der er auch weiter ein Teil von Speyer ist“.

www. ich-helfe-michael.de/

x