Speyer Norbert Benz ist Tourenguide beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club

Norbert Benz
Norbert Benz

Der 63-jährige Norbert Benz ist seit 2022 beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) als Tourguide ehrenamtlich tätig. Er beklagt, dass viele Autofahrer den Sicherheitsabstand nicht einhalten und Fahrzeuge oft auf den Gehwegen geparkt werden.

Herr Benz, welche Aufgaben übernehmen Sie in Ihrem Ehrenamt?
Ich bin Tourguide beim ADFC, habe in diesem Jahr die Erstellung des Radtouren-Programmhefts übernommen und helfe mit bei sonstigen Aktionen wie zum Beispiel Radcodierungen. Der Tourguide plant die Radtouren, reserviert eine Einkehr und führt dann die Gruppe. Dafür muss ich die Tour im Vorfeld teilweise mehrfach abfahren, um die beste Streckenführung für die Gruppe (guter Untergrund, kaum stark befahrene Straßen) zu finden. Für unser Programmheft muss rechtzeitig im Jahr der Plan der Touren festgelegt werden und dann am PC in ein für Druckereien passendes Format gebracht werden. Da hilft es mir, dass ich vor meiner Verrentung im EDV-Bereich gearbeitet habe. Bei den Radcodierungen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Betrieben oder der Polizei, bringt der ADFC eine Codierung am Rahmen an, damit nach dem Auffinden eines gestohlenen Rades der ursprüngliche Besitzer ermittelt werden kann. Auch für solche Aktionen werden etliche helfende Hände benötigt.

Was ist das Schwierigste daran?
Als Leiter einer Radtour muss ich anders fahren als alleine, beispielsweise beim Überqueren einer Straße. Eine Lücke im Autoverkehr, die ich als Einzelfahrer nutzen kann, ist für eine größere Gruppe häufig zu klein. Da muss ich dann auf eine größere Lücke warten. Ich erlebe aber auch immer wieder, dass Autofahrer und -fahrerinnen bremsen, damit die Gruppe ungefährdet die Straße überqueren kann. Was mir sehr am Herzen liegt: Die neuen Verkehrsregeln, die zum Beispiel eineinhalb Meter und zwei Meter Abstand inner- beziehungsweise außerorts- beim Überholen fordern oder das Parken auf Radwegen verbieten, werden aus meiner Erfahrung zu wenig beachtet. Als Radfahrer wird mir immer wieder bewusst, wie klein meine Knautschzone ist. Deswegen achte ich als Autofahrer darauf, dass radfahrende Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen sich auf der Straße sicher fühlen können. Rücksichtnahme im Verkehr und Verständnis für die Bedürfnisse anderer zu haben sind für mich sehr wichtig.

Was war ein besonderes Erlebnis?
Diesen Sommer sagte eine Radfahrerin ihre Teilnahme an der Tour ab, weil es so heiß war. Für mich war das völlig in Ordnung, denn unsere Angebote sollen ja Spaß machen und nicht als Verpflichtung empfunden werden. Als sie dann plötzlich mit der Begründung ,Wenn ich zu Hause bleibe, sitze ich doch nur auf dem Sofa’ am Startpunkt auftauchte, hat mich das sehr gefreut und in meinem Engagement bestätigt.

Warum machen Sie es gerne?
Ich fahre schon seit vielen Jahren mit wachsender Begeisterung Rad. Zunächst habe ich kleinere Radtouren oder Tagestouren gemacht. Inzwischen gehören organisierte Streckentouren mit meiner Frau über ein bis zwei Wochen zu unserem Urlaubsprogramm. Mit der Zeit habe ich stärker den Wunsch verspürt, meine Begeisterung, auf diese Weise unsere Region kennenzulernen, weiterzugeben. Außerdem möchte ich mithelfen, die Infrastruktur für den Radverkehr zu verbessern. Dazu gehört für mich, dass mehr sichere Radwege geschaffen und gut instand gehalten werden. Ich unterstütze mit meinem Engagement den ADFC, weil er sich als Lobby für Radfahrer und -fahrerinnen und den Radverkehr sieht.

Wissen die Menschen Ihren Einsatz zu schätzen?
Auf jeden Fall. Den Teilnehmenden machen die Touren Spaß. Dabei ergeben sich immer wieder nette Unterhaltungen, rund um das Fahrrad oder auch darüber hinaus. Über Gespräche kann ich auch Verständnis wecken, dass vorgesehene Maßnahmen der Kommunen durch interne Vorgänge und Fachkräftemangel länger dauern als man sich das als Außenstehender vorstellt.

Würden Sie gerne einmal einen Tag mit Ihrem Vorsitzenden tauschen?
Nein – meine Stärke liegt in der Unterstützung des Vorsitzenden. In dessen Position muss man strategisch und auch auf der politischen Ebene agieren. Ich bin da manchmal nicht diplomatisch genug.

Was macht Ihr Ehrenamt besonders?
Der ADFC ist insofern ein besonderer Verein, als dass er vielfältig engagiert ist, um die Verkehrswende zu unterstützen. Das beginnt bei der Zusammenarbeit mit den lokalen Verwaltungen und geht über den Austausch mit der Landesregierung bis zu Gesprächen auf Bundesebene. Weitere Aktivitäten sind der Fahrradklimatest oder die Teilnahme am Stadtradeln. Beim Stadtradeln können Menschen erkennen, dass sich viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurücklegen lassen. In Speyer fand das Stadtradeln 2024 ja bereits im Juni statt, aber ein weiteres Stadtradeln in der Region startet am 7. September in Neustadt. Nähere Infos zum Stadtradeln, wer daran teilnehmen kann usw. findet man im Internet unter www.stadtradeln.de . Wenn Stadtradel-Teilnehmende außerdem die „Stadtradel-App“ nutzen, werden ihre Fahrten in sogenannten „Heatmaps“ übertragen, aus denen die Kommunen ersehen können, welche Wege von Radfahrenden intensiv genutzt werden.

Welchen Tipp würden Sie Anfängern mitgeben?
Einfach mal mit dem Ehrenamt anfangen – ausprobieren, sich mit anderen austauschen und aus deren und den eigenen Erfahrungen lernen.

Zur Person

Norbert Benz, 63 Jahre, seit kurzem Rentner, ist seit 2022 beim ADFC als Tourguide ehrenamtlich tätig. Hobbys: Radfahren, Fotografieren, Kultur genießen – gerne auch mit Freunden.

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