Speyer Pilotprojekt in Waldsee: Wohnen auf dem Wasser

Vorgesehener Standort für die Häuser auf der Schlicht: in der Bildmitte am Ufer der Schlicht gegenüber der Ferienhäuser am Wolfg
Vorgesehener Standort für die Häuser auf der Schlicht: in der Bildmitte am Ufer der Schlicht gegenüber der Ferienhäuser am Wolfgangsee.

Häuser auf dem See bei Waldsee bauen? Das klingt im ersten Moment nach Zukunftsmusik, könnte aber bald Realität werden, wenn der Ortsgemeinderat Waldsee in zwei Wochen einem Vorhaben der Stadtwerke Speyer in Kooperation mit der Waldseer Kiesfirma Rohr zustimmt.

Die Stadtwerke und die Firma Rohr möchten ein Pilotprojekt mit dem Titel „Energieautarkes Wohnen und Arbeiten auf dem Wasser“ starten und zunächst zehn Häuser am Schlechthag – das ist der zuletzt ausgebaggerte Teil am südlichen Ende der Schlicht gegenüber der ehemaligen Metzgerei Hardt – bauen. Robert Gard, Prokurist der Firma Rohr, hat das Projekt zusammen mit Wolfgang Bühring, dem Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer und Landschaftsplaner Hermann-Josef Ehrenberg am Donnerstagabend den Mitgliedern des Bauausschusses vorgestellt. „Eine durchaus reizvolle Idee“, findet Ortsbürgermeister Otto Reiland (CDU). Nun wird in den Fraktionen darüber beraten, bevor der Ortsgemeinderat entscheidet, ob die Gemeinde dem Projekt zustimmt.

Keine Hausboote

Robert Gard erklärte das Vorhaben: Die Häuser sollen auf einem Ponton auf einem festen Liegeplatz auf dem Wasser schwimmen, sind aber keine Hausboote und können sich nicht aus eigener Kraft fortbewegen. Sie sollen energieautark sein. Wasserwärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen, die auf dem Wasser viel effektiver als auf dem Land eingesetzt werden könnten, sind für die Energieversorgung vorgesehen. Es wäre lediglich ein Anschluss an Wasser-, Abwasser- und Telekommunikationsnetzwerke nötig, sagte Gard. Denkbar seien Wohnflächen zwischen 30 und 250 Quadratmetern, in der Realität geht Gard aber von einer mittleren Wohnfläche zwischen 100 und 150 Quadratmetern aus. Ob diese dann als Arbeitsplatz, Dauerwohnung oder Ferienhaus genutzt würden, müsse erst noch festgelegt werden. Die Parkplätze würden am Land angelegt. Es seien noch Grundstücke im Besitz der Firma Rohr vorhanden, die zurzeit landwirtschaftlich oder überhaupt nicht genutzt würden.

Vergleichbare Projekte in Skandinavien

Die Stelle, an der die Häuser geplant sind, eignet sich laut Gard besonders gut, weil sie komplett in Privatbesitz und die Erschließung von der Schlichtstraße problemlos möglich ist. Helmut Klauß und Armin Raquet (gkL) äußerten Bedenken, da gerade dieser Teil des Ufers als besondere Rückzugszone ausgewiesen sei. Grundsätzlich seien andere Stellen denkbar, erklärte Gard. „Von der Erschließung her ist das hier aber um Welten einfacher“, sagte der Prokurist der Firma Rohr. Energieautarkes Wohnen auf dem Wasser ist nach Gards Aussage ein Novum in der Region. Vergleichbare Projekte gebe es in Skandinavien und vereinzelt in Norddeutschland. Aktuell sei ein ähnliches Projekt noch in Trier im Gange. Gard erklärte, warum das Projekt so interessant sei: Es werde kein Land benötigt, das Wasser sei für keine Nutzung vorgesehen. Die klimapolitischen Diskussionen würden auch Einzug in die Gebäudetechnik halten. Die Stadtwerke Speyer hätten sich sehr intensiv mit dem Thema regenerative Energien beschäftigt. „Wir haben uns gesucht und gefunden“, sagte Gard mit Blick auf Wolfgang Bühring von den Stadtwerken.

Mindestens ein Jahr Planungszeit

„Wir sind noch ganz am Anfang einer Idee“, sagte Gard. Verwirklicht werde könne das Projekt nur, wenn die Waldseer Bürger und die Verwaltung das auch wollen und in die Bauleitplanung aufnehmen. Das Vorhaben müsste auch in den Flächennutzungsplan, den die Verbandsgemeinde gerade aufstellt, aufgenommen werden, erklärte Ortschef Reiland. „Ich stehe der Sache sehr positiv gegenüber“, sagte er. Reiland machte aber auch deutlich, dass letztlich die Gemeinde die Planungshoheit habe, was die Anzahl der Gebäude, die Zufahrten und ähnliches betreffe. Sollte der Ortsgemeinderat in seiner Sitzung in zwei Wochen zustimmen, rechnet Planer Ehrenberg mit mindestens einem Jahr Planungszeit.

Am Geierswalder See in Sachsen: schwimmende Häuser, die nicht auf Grund gebaut sind, sondern auf dem Gewässer treiben.
Am Geierswalder See in Sachsen: schwimmende Häuser, die nicht auf Grund gebaut sind, sondern auf dem Gewässer treiben.
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