Speyer Raus aus Dornröschenschlaf

Imposant, aber marode: die 1975 erbaute Multihalle in Mannheim. Sie ist eine Holzgitterschalen-Konstruktion, überspannt von eine
Imposant, aber marode: die 1975 erbaute Multihalle in Mannheim. Sie ist eine Holzgitterschalen-Konstruktion, überspannt von einer transparenten PVC-Hülle.

Es ist gerade einmal zwei Jahre her, da stand die Multihalle im Mannheimer Herzogenriedpark vor dem Abriss. Fürsprecher des maroden, aber einzigartigen Architekturdenkmals meldeten sich zu Wort – und in Mannheim erinnerte man sich, um welches besondere Bauwerk es sich bei der Multihalle handelt. Deshalb steht die Halle heute noch, soll saniert und künftig zu einem für alle offenen Ort werden.

Sie sieht ein bisschen aus wie ein Ufo, das vor Jahren in Mannheim gelandet und dann einfach liegengeblieben ist. Tatsächlich wurde die Multihalle 1975 zur Bundesgartenschau errichtet, als Bauwerk auf Zeit in Form einer Holzgitterschalen-Konstruktion, die überspannt ist von einer transparenten PVC-Hülle. Der heutige Zustand ist allerdings erbärmlich. An etlichen Stellen muss das tragende Holzgitter gestützt werden, in der Mitte der Halle steht ein Gerüst bis hoch zur höchsten Stelle des Dachs, damit nichts herunterkommt. 11,6 Millionen Euro soll die Sanierung kosten – laut Berechnungen aus dem Jahr 2016. Vier Jahre zuvor war man noch von sieben Millionen Euro weniger ausgegangen. Wie das Geld zusammenkommen soll, sei noch nicht klar, sagt Tatjana Dürr, Referentin für Baukultur im Mannheimer Baudezernat. Fix sei dagegen das Sanierungskonzept. Nach dem sollen die Holzgitter verstärkt und eine neue Kunststoff-Haut darüber gezogen werden. Vor allem aber: Quasi alles Vertikale soll verschwinden, womit die Halle eigentlich nurmehr ein großes Kuppeldach wäre, unter das jeder von überall schlüpfen könnte. Im Oktober soll laut Dürr zudem ein internationaler Ideenwettbewerb für Architekten ausgelobt werden, bei dem es darum gehen soll, wie die neue Multihalle genutzt werden könnte. Etwas ähnliches hat es bereits im Frühjahr 2017 in Form eines interdisziplinären Workshops gegeben. Auch damals ging es um Nutzungsideen. Wichtig ist der Stadt aber auch die Beteiligung der Bürger. Vom 26. bis 28. September wird es Bürgertage für die Anwohner geben. Steht am ersten Tag der Stadtteil im Zentrum, soll es am 27. September um „gemeinsame Ideen für die Zukunft der Multihalle“ gehen. In der Denk-Tradition des Hallen-Architekten, Frei Otto, soll diese zu einem für alle offenen Ort werden, zu einem Raum der Möglichkeiten, sagt Dürr. Bis wann die neue Multihalle fertig sein soll, steht fest: bis zur Bundesgartenschau in Mannheim im Jahr 2023. Dürr: „Die Verbindung zwischen 1975 und 2023 ist uns auch über die Halle hinaus ein großes Anliegen.“

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