Speyer Schlusskonzert des Musikfestes
Robert Schumanns bekanntes Solokonzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 54 sowie das selten zu hörende Oratorium für Soli, Chor und Orchester, op. 85 „Christus am Ölberge“ von Ludwig van Beethoven erklingen am Sonntag, 3. Juli, um 18 Uhr beim Schlusskonzert des Musikfestes Speyer der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist in der Gedächtniskirche.
Geleitet wird das Orchester von Chefdirigent Michel Francis, der auch morgen in der Gedächtniskirche bei der Eröffnung mit Schumanns vierter und Beethovens dritter Sinfonie am Pult steht.
Solisten am Sonntag sind Joseph Moog am Klavier bei Schumann sowie bei Beethoven als Gesangssolisten Ania Vergy (Seraph), Michael Müller-Kasztelan (Jesus) und Stephan Bootz (Petrus). Der Speyerer Domchor übernimmt die Chorpartien.
Etwas Besonderes
„Das Musikfest Speyer ist für uns etwas Besonderes, da wir hier den Saisonabschluss der Spielzeit feiern“, sagt Beat Fehlmann, Intendant der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
Herzlichkeit ist der Titel des Konzerts. Das trifft gewiss auf Schumanns Klavierkonzert zu. Der Solokonzert mit sinfonischem Charakter handelt von Sehnsucht und dem Glück zweier sich liebender Menschen. Es wird als das erste bedeutende romantische Werk in seiner Gattung gesehen, welches die klassische Ästhetik abstreift zugunsten einer neuen romantischen Konzeption. Bei der Dresdner Uraufführung im Jahr 1845 spielte Roberts Frau Clara Schumann, die schon früh als Pianistin Ruhm erlangt hatte, den Solopart. Der unmittelbare Erfolg des Stückes wird auch ihrem großartigen Spiel zugeschrieben.
Beethovens einziges Oratorium, das wegen der späten Drucklegung eine recht hohe Opuszahl hat, aber schon in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts offensichtlich in kurzer Zeit entstand, ist ein spezielles Werk. Es ist weder Kantate noch Oratorium, eher eine Opernszene mit biblischem Hintergrund. Denn das rund 45-minütige Stück greift das Geschehen in der Nacht vor dem Karfreitag am Jerusalemer Ölberg auf.
Jesus, Petrus und ein Engel
Beethoven vertonte nicht den Bibeltext (wie es etwa in Bachs Passionen der Fall ist), sondern den poetischen Text des Opernlibrettisten Franz Xaver Huber.
In Arien, Ensembles und Chören wird die Verzweiflung Jesu im Angesicht der ihm bevorstehenden Leiden geschildert. Der Seraph, ein sechsflügeliger Engel, betont im Dialog mit Jesus die Notwendigkeit und Bedeutung des Erlösungswerks. Dann kommen die Häscher, Jesus gefangen zu nehmen. Petrus will das verhindern, doch der Erlöser hält ihn zurück.
Am Ende singen drei Chöre: der der wüsten Krieger, der der verängstigten Jünger und der der Engel, der den Gottessohn preist. Das Stück endet so in hellem Jubel und ist so ganz anders im Ton als die Werke, die auf der biblischen Leidensgeschichte basieren.
Die Uraufführung 1803 war kein Erfolg, ein Rezensent beklagt etwa die viel zu hohen Eintrittspreise für das seiner Meinung nach schwache Werk. Es sei eben Beethovens erstes oratorisches Stück, meint er resigniert. Der Komponist hat „Christus am Ölberge“ mehrfach bearbeitet, aber nie mehr ein ähnliches Werk komponiert.
Info
Karten und Infos für und zu allen Veranstaltungen des Musikfestes der Staatsphilharmonie in Speyer gibt es unter www.staatsphilharmonie.de, E-Mail karten@staatsphilharmonie.de, telefonisch unter 0621 3367333.
Zur Sache
Bildlich dargestellt finden sich die Geschehnisse vor der Nacht der Gefangennahme Jesu auch im südlichen Domgarten neben dem Speyerer Dom. Der Ölberg bildete ehemals den Mittelpunkt des später zerstörten Kreuzganges. Erbaut wurde er von 1505 bis 1512 von Hans und Lenhart Seyfer. Der Ölberg gehört zu den berühmtesten Kunstwerken seiner Zeit und wurde als „großartigstes Werk der gothischen Plastik in der Pfalz“ gepriesen. Während der pfälzischen Erbfolgekriege wurde es 1689 zerstört, zwischen 1871 und 1888 unvollständig restauriert. Die heute dort zu sehenden Figuren stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden von Gottfried Renn geschaffen. Oben auf der gestuften Felsgruppe kniet Jesus, um ihn herum sind die schlafenden Jünger und die nahenden Soldaten zu sehen.