Speyer Speyer: Stadt investiert 20 Millionen Euro in Kläranlage

Erneuerungsbedarf an allen Ecken und Enden: Wolfgang Bühring, Stefanie Seiler und Peter Nebel (von links) inspizieren die Kläran
Erneuerungsbedarf an allen Ecken und Enden: Wolfgang Bühring, Stefanie Seiler und Peter Nebel (von links) inspizieren die Kläranlage. Bis 2025 sind 35 Maßnahmen mit Kosten von 20 Millionen Euro denkbar. Hinter Seiler der Behälter zur Speicherung von Klärgas, der erweitert wird.

20 Millionen Euro müssen die Speyerer Stadtwerke in ihr Reinigungswerk an der Franz-Kirrmeier-Straße investieren. „Kläranlage 2025“ heißt das Projekt.

20 Millionen Euro müssen die Stadtwerke in den nächsten knapp zehn Jahren in ihr Reinigungswerk  an der Franz-Kirrmeier-Straße investieren. „Kläranlage 2025“ heißt das Großprojekt, in dem der Bau  einer vierten Reinigungsstufe noch gar nicht enthalten ist. Die ersten Maßnahmen laufen jetzt an. „Hier wird sie gebaut.“ Peter Nebel, seit 2002 Teamleiter Entsorgung der Stadtwerke Speyer, deutet auf eine unauffällige Grünfläche im hinteren Bereich der Kläranlage zum Sonnenberg hin. Bis Ende des Jahres soll darauf für eine Million Euro eine Prozesswasserbehandlungsanlage entstehen. Hintergrund: Die Kapazität der Kläranlage muss erweitert werden. Heute ist sie mit ungefähr fünf Millionen Kubikmeter eingeleiteten Wassers pro Jahr zu fast 90 Prozent ausgelastet. Wenn die projektierten Neubaugebiete etwa am Priesterseminar angeschlossen sind, wäre der angestrebte Sicherheitspuffer von zehn Prozent angeknabbert. Auf fünf bis zehn Jahre hinaus werde man bei der Kapazität Ruhe haben, wenn die neue Anlage fertig ist, sagt Nebel. Die Menge des zu reinigenden Wassers werde um rund zehn Prozent verringert. Das geht so: Aus Faulschlämmen stammendes, unter anderem stark mit Stickstoff belastetes Wasser werde nicht in den normalen Reinigungsprozess zurückgeleitet, sondern in einem oder zwei Reaktoren separat gesäubert. Dafür seien die richtige Temperatur und die richtigen Mikroorganismen nötig, erklärt Nebel. „Nur wenige Kläranlagen in Deutschland haben schon diese Prozesswasserbehandlung, für Rheinland-Pfalz ist sie Neuland.“ Die nächste Anlage liege im hessischen Michelbach. In diesen Tagen liefen letzte Abstimmungsgespräche mit der Aufsichtsbehörde SGD, so Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Bühring. Noch vor den Sommerferien solle der Auftrag vergeben werden. In der Kläranlage müssten ein Fundament gegossen und neue Leitungen verlegt werden, darauf werde dann der im Werk vorproduzierte Acht-auf-zehn-Meter-Behälter platziert. „Ein zusätzliches Nachklärbecken als Alternative würde das Vierfache kosten und höhere Folgekosten bringen“, wirbt Nebel für das Modell. Einen neuen Behälter kaufen die Werke auch für die Speicherung von Klärgas. Er soll 700.000 Euro kosten, seinen Vorgänger in der Dimension um zwei Drittel übertreffen und ebenfalls bis Jahresende stehen. Aus dem Klärgas wird Strom und Wärme gewonnen, mit denen die Werke mittelfristig mindestens den Eigenbedarf der Kläranlage decken wollen. Drei Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr verbraucht diese heute. Beim Strom sei man bei ungefähr 70 Prozent des eigenen Bedarfs, bei der Wärme fast bei 100 Prozent, so Bühring. „Wir können aber in beiden Kategorien auf über 100 Prozent kommen.“ Sein Rezept dafür: „Speicherung“, die werde immer wichtiger. Die Erweiterung um weitere Behälter sei denkbar. 17,4 Millionen Euro haben die Stadtwerke zwischen den Jahren 1997 und 2015 für Investitionen und Sanierungen in der 1969 eröffneten Kläranlage aufgewendet. „Wir haben viel getan“, sagt Nebel. Der weitere Bedarf ist im Projekt „Kläranlage 2025“ dokumentiert und soll nach und nach abgearbeitet werden. Sand- und Fettfang, die Maschinen der sogenannten Belebungsstraßen oder die Vorentwässerung sind dabei nur einige Stichworte. „Einige Teile sind sowieso an ihrem technischen Lebensende angelangt“, begründet Bühring. Bei allem, was in der Zukunft neu hinzukomme, seien Energieoptimierung und Flexibilität entscheidend, betont er. „Flexible Optionen werden Geld bringen, nicht die Dauerstromerzeugung.“ „Für die Politik ist es wichtig, dass ein Entwicklungskonzept bis 2025 vorgelegt wurde“, betont die Beigeordnete Stefanie Seiler (SPD), die als Dezernentin für den Entsorgungsbereich zuständig ist. Bühring erwartet keine Auswirkungen der aktuell absehbaren Investitionen auf die Abwassergebühren. „Wir müssen eher bei den Müllgebühren tätig werden, aber das ist eine andere Baustelle.“ Die Stadt-Verantwortlichen planen für das kommende Jahr einen Tag der offenen Tür in der Kläranlage, um den Bürgern die Zusammenhänge zu vermitteln.

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