Speyer Umstrittene Glitzerwelt: Barbie wird 60

Früher war ihr Besitz etwas Besonderes, heute ist die Auswahl deutlich größer: die Barbie. Unser Bild zeigt Exemplare von 1995 u
Früher war ihr Besitz etwas Besonderes, heute ist die Auswahl deutlich größer: die Barbie. Unser Bild zeigt Exemplare von 1995 und 1975 bei einer Ausstellung im Nürnberger Spielzeugmuseum.

Barbie wird am Samstag 60 Jahre alt. Seit Generationen spielen junge Mädchen mit der Puppe. Doch ist die Barbie noch so relevant wie früher oder hat sich ihre Bedeutung geändert? Stellt sie eine Gefahr dar oder macht sie glücklich? Erzieherinnen des Kindertagesstätten St. Joseph, Cité de France und St. Christophorus sehen die Sache differenziert.

Barbara Cifci

ist die Leiterin des katholischen Kindergartens St. Joseph. Sie selbst spielte in ihrer Kindheit mit Barbie, berichtet sie. Da es damals nicht viel Auswahl gab, sei der Besitz der Puppe etwas Besonderes gewesen. Durch sie habe man sich ein anderes Leben vorgestellt, von Reisen geträumt, sagt Cifci. Als ihre Tochter nicht mehr mit den Puppen spielte, brachte sie diese in die Kita mit. Die Kinder fänden die Barbies schön, und einige „tauchen in eine Glitzerwelt ab“, sagt Cifci. Genau darin sieht die Leiterin des Kindergartens das Problem. Barbie stellt nicht die Realität dar: Die Puppe hat falsche Maße, lächelt immerzu und hat ein sorgenfreies Leben. Cifci erklärt: „Sie stellt etwas dar, das nicht wahr ist.“ Ein pädagogischer Wert sei fraglich, dennoch sieht sie keine Gefahren für junge Mädchen. Barbie verbreite weiterhin viel Freude bei Kindern, doch sei der Stellenwert ein ganz anderer als früher. Die Puppe sei heute erschwinglicher, die Auswahl größer. Inzwischen gebe es zahllose Kleidungsstücke und Accessoires. „Barbie ist heute etwas ganz Normales, es wurde zu einem Massenprodukt“, erklärt Cifci.

"Barbie in der Kita kein Thema"

Auch Katja Dietrich sieht einen veränderten Stellenwert von Barbie. Sie arbeitet als Erzieherin und Fachkraft für Reggio-Pädagogik in der Kindertagesstätte Cité de France. „Meine erste Barbie war mein Heiligtum“, erinnert sich Dietrich. Mit ihren verschiedenen Puppen verarbeitete sie in Rollenspielen Erlebtes oder Konflikte. Auch mit zwölf oder 13 Jahren spielten die Kinder damals noch mit Barbie. Heute sei das nicht mehr der Fall. Laut Dietrich waren die Kinder früher länger Kind: „Sie haben noch mit Puppen gespielt, obwohl sie schon älter waren.“ In der Kita sei Barbie kein Thema. Die Kinder spielten lieber mit großen Puppen, mit denen sie auch kuscheln können. Die Größe der Barbie stellt für Dietrich ein Problem dar. Sie sagt: „Es bedarf eines hohen feinmotorischen Geschicks.“ Außerdem seien die Gliedmaßen steif, von alleine könne Barbie nicht sitzen. Dietrich sieht in dem Schönheitsideal der Puppe keine Gefahr für junge Mädchen. „Da sind bestimmte Fernsehsendungen und Social Media gefährlicher für unsere Kinder im Hinblick auf eine verzerrte Wahrnehmung von Schönheitsidealen.“

"Perfekte kleine Welten"

Auch in der katholischen Kindertagesstätte St. Christophorus spielen laut Ingrid Zürker kaum Kinder mit Barbie. Die Leiterin berichtet, dass einige Kinder ihre eigenen Barbies mitbringen, sie ankleiden und schön machen. Zum normalen Alltag gehören die Puppen aber nicht. Die Kinder tauchten mit Barbie in perfekte kleine Welten, die vorgefertigt seien, warnt Zürker. Die eigene Kreativität rege das nicht an. Zürker sagt, sie habe früher mit ihren Geschwistern das Leben der Erwachsenen mit Barbie nachgespielt. Eine Gefahr für Kinder erkennt sie nicht. Ihnen müsse jedoch klar gemacht werden, dass Barbie künstlich ist. „Mit der Barbie werden falsche Stereotypen vermittelt“, so Zürker. Das Umfeld müsse Kindern erklären, dass sie gut sind, so wie sie sind. Sie sollten dem „Ideal Barbie“ nicht nacheifern wollen.

x