Speyer Veth bewahrt die Ruhe

«Bingen.» Ein frühes Tor hatten sie sich vorgenommen. Das berichtete später Trainer Ralf Schmitt und wortgleich auch Torjäger Eric Veth. Und das war nicht zu übersehen beim Oberliga-Gastspiel des TuS Mechtersheim bei Hassia Bingen (3:0).

Genau 60 Sekunden sind gespielt, als der Keeper der Gastgeber, Jens Maaß, das erste Mal fliegen muss. Jannik Marx wird mit einem Angriff über rechts frei gespielt und zieht ab. Maaß pariert zur Ecke. Die tritt Kevin Selzer genau auf Kapitän Thorsten Ullemeyer. Erneut hält Maaß glänzend, doch Veth kann den Ball direkt vor der Torlinie stehend mit der Stirn in die Maschen drücken. 1:0, die zweite Minute – das frühe Tor, schon in diesem Moment überfällig. Und es gelang tatsächlich, was sich die TuS vorgenommen hatte: den mutmaßlich tief formierten Defensivblock des Aufsteigers aufzubrechen, das Spiel in die eigenen Bahnen zu lenken. 90 Spielminuten später war es Kazuaki Nishinaka, der nach einem kollektiven Abwehrpatzer der längst entkräfteten Rheinhessen mit Wucht zum finalen 3:0 einschoss (90.+2) – ein verdientes Resultat, ohne Zweifel. „Wir wussten, dass wir gegen eine kompakt verteidigende Abwehrreihe Lösungen finden müssen“, sagte Coach Schmitt: „Mit hoch stehenden Außenverteidigern und einrückenden Flügelspielern haben wir in der ersten Halbzeit gute Lösungen gefunden. Dann haben wir den Gegner zu leicht zurück ins Spiel gebracht.“ In der Tat, nach einer halben Stunde begann die Hassia zu drücken. Vllaznim Dautaj spielte die Kugel nach einem Freistoß mit der Hacke Keeper Philipp Schilling in die Arme (30.). Axel Neumanns Drehschuss blockte Georg Ester im letzten Moment (31.). Christian Klöckners Volley nach einer Ecke zischte vorbei (38.). „Das 2:0 war in dieser Phase extrem wichtig für uns“, meinte Schmitt. Nachdem die Rotweinstädter mehrmals – allerdings auch arg vermessen – Strafstoß gefordert hatten, ertönte der Pfiff im eigenen Strafraum. Lukas Metz dribbelte sich durch und war eigentlich schon fast im Toraus angekommen. Da erwischte ihn Deniz Darcan am Knöchel, deutlich zu sehen und zu hören: Foulelfmeter. Veth trat an. „Ich habe den Ball gar nicht so richtig getroffen, aber egal“, grinste der nunmehr sechsfache Torschütze (41.). Beim Jubel legte Veth demonstrativ und auch provokant den Finger auf die Lippen. „Es war ein bisschen hektisch zuvor. Alle sollten ein bisschen ruhiger werden“, erklärte der Torjäger die Aktion. In der Tat bedeutete das 2:0 einen Stimmungskiller für die Binger, die sich um die 60. Minute herum noch einmal aufbäumten und durch Philipp Schrimb (55.), Dennis De Sousa Oelsner (60.) und vor allem Baris Yakuts Volleykracher (63.) zu ordentlichen bis guten Chancen kamen. Danach ging ihnen aber zusehends die Puste und, gegen äußerst souveräne Mechtersheimer, sichtlich auch der Glaube aus. „Was mich freut, ist, dass einmal mehr die Null steht. Wir sind defensiv relativ stabil“, meinte der TuS-Trainer. „Wir haben uns vorgenommen, so schnell es geht die 40 Punkte einzufahren“, erklärte Veth. Wenn der Tabellenzweite, der bei 17 Zählern steht, so weitermacht, wäre das zu Weihnachten schon erledigt. Veth: „Wir wollen weiter auf der Erfolgswelle schwimmen.“ Nach der turbulenten vergangenen Saison genießt die TuS die aktuelle Erfolgsserie sichtlich. Weniger Gegentore fing sich kein anderer Oberligist ein. Und vorne bringt Veth allein mehr Treffer auf das Konto als die gesamte Hassia.

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