Speyer Wachsen, aber behutsam
Gerade der Vergleich mit Dudenhofen erstaunt: Gibt es dort mittlerweile deutlich mehr über 65-Jährige (24 Prozent) als unter 20-Jährige (19 Prozent), ist das Verhältnis in Hanhofen noch nicht gekippt. So betrug im Jahr 1975 der Anteil der unter 20-Jährigen noch 34,5 Prozent, vier Jahrzehnte später waren es noch 23,3 Prozent. Das sind immerhin 5 Prozentpunkte mehr als im bundesweiten Durchschnitt. Der Anteil der über 65-Jährigen ist im gleichen Zeitraum von 10,4 Prozent auf 15,4 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In ganz Deutschland hat rund ein Fünftel der Bevölkerung das 65. Lebensjahr überschritten. Die Einwohnerzahl Hanhofens hat sich in den vergangenen 200 Jahren mehr als verfünffacht. Knapp 500 Hanhofener gab es im Jahr 1815. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts steigt die Anzahl eher gemächlich auf das Doppelte. Heute leben über 2600 Menschen im Dorf. Erstaunlich ist, dass die Anzahl der Geburten in den vergangenen 40 Jahren fast durchgehend über jener der Todesfälle liegt. Nur in drei Jahren ist es umgekehrt gewesen. 31 Geburten gab es im Jahr 2015, dem letzten, das in der Statistik des Landesamts aufgeführt ist. Das ist die dritthöchste Zahl der vergangenen 40 Jahre. Zuzüge von außen gab es besonders um die Jahrtausendwende in nennenswertem Umfang. Binnen zwei Jahren wuchs die Bevölkerung so um fast 300 Personen. Rund 240 Ausländer leben derzeit in Hanhofen, das entspricht einem Bevölkerungsanteil von rund 9 Prozent. Der Anteil ist somit etwas höher als beispielsweise in Dudenhofen. Bei den Religionen dominieren die Katholiken in Hanhofen, die 2017 allerdings nicht mehr die absolute Mehrheit stellen: Knapp 45 Prozent gehören dieser Konfession an, vor zehn Jahren waren es noch mehr als die Hälfte. Rund 21 Prozent sind Protestanten, ihr Anteil an der Bevölkerung ist nur leicht gesunken, während jener der Konfessionslosen (oder ohne Angabe) um rund sieben auf knapp 30 Prozent gestiegen ist. „Auf keinen Fall stagnieren“ „Sehr gute Rahmenbedingungen für junge Familien“ sind für Ortsbürgermeisterin Friederike Ebli (SPD) der Hauptgrund für den vergleichsweise hohen Anteil an jüngeren Leuten im Ort. Neben Ganztagskindergarten, betreuender Grundschule und Hort nennt sie auch die Natur sowie bezahlbaren Baugrund als Pluspunkte Hanhofens. „Dafür nehmen junge Eltern auch häufig weitere Wege zu ihrem Arbeitsplatz in Kauf“, sagt sie. Der vergleichsweise hohe Ausländeranteil in Hanhofen hängt laut Ebli auch mit den Unterkünften zusammen, die ein Speyerer Unternehmen gekauft habe, um dort seine Arbeitskräfte günstig unterzubringen. „Da diese, durch die befristeten Arbeitsverträge, häufig wechseln, findet dort eine Integration so gut wie nicht statt“, sagt sie. Bei den zugewiesenen Flüchtlingen bemühten sich etliche Hanhofener um Integration. Diese finde auch in den Vereinen statt. „Einer hat vor seinem Wegzug beim MGV gesungen, andere spielten beim FVH Fußball“, berichtet Ebli. Ein junger Syrer werde in diesem Jahr bei einem Hanhofener Unternehmen seine Ausbildung beginnen. Verbesserungsbedarf, um auch künftig ein attraktiver Wohnort zu bleiben, sieht die Ortsbürgermeisterin in der Nahversorgung: „Durch den Aldi-Markt sind wir ganz gut versorgt. Er ist nicht nur mit dem Auto, sondern auch ganz gut über den Fahrradweg mit Rad oder zu Fuß zu erreichen. Bedauerlich ist, dass wir weder einen Bäcker noch einen Metzger oder entsprechende Filialen am Ort haben sowie keine Bankenfilialen mehr.“ Immerhin: Es gebe einen Hofladen, eine Arzt- und eine Zahnarztpraxis sowie zwei Frisörsalons. Akzeptabel ist für die Ortsbürgermeisterin die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr: „Über die Buslinien sind wir ganz gut, vor allem zu den üblichen Schul- und Arbeitsbeginnzeiten, in Richtung Speyer und Neustadt verbunden“, sagt sie. Abends bestehe außerdem die Möglichkeit, mit dem Anrufsammeltaxi nach Speyer und vor Mitternacht wieder zurückzufahren. Leerstände gebe es vor allem im Ortskern, meist weil sich Angehörige nicht von den Häusern trennen können oder wollen. Weiteres Wachstumspotenzial sieht Friederike Ebli für Hanhofen durchaus, allerdings müsse dieses nachhaltig sein: „Wachstum, sei es noch so sanft, setzt eine notwendige soziale Infrastruktur voraus. Dies bedeutet, dass wir immer im Blick haben müssen, dass jedes Wachstum einen angemessen Anzahl von Kindertagesstätten und Schulplätzen nach sich zieht“, sagt sie. Möglichkeiten sieht sie neben Neubaugebieten auch in der Innenentwicklung, zum Beispiel im Bauen in zweiter Reihe. Hanhofen werde „auf keinen Fall stagnieren“ und sei „für die nächsten Jahre gut aufgestellt“, glaubt Ebli.