Speyer „Wir sind eure Angestellten“

Schüler sind für Hitschler Nachwuchsdemokraten: Er sucht den Kontakt, auch, um „das zu füllen, was Schule nicht mehr leisten kan
Schüler sind für Hitschler Nachwuchsdemokraten: Er sucht den Kontakt, auch, um »das zu füllen, was Schule nicht mehr leisten kann«.

Zum ersten Mal stellt sich Thomas Hitschler am 24. September als Bundestagsabgeordneter zur Wiederwahl. Der Sozialdemokrat ist einer der drei südpfälzischen Volksvertreter des Wahlkreises 211, zu dem auch Lingenfeld und Schwegenheim gehören, und steht auf Platz 6 der Landesliste. Im RHEINPFALZ-Gespräch zieht der 35-Jährige eine Bilanz seiner ersten vier Jahre im Hohen Haus.

Das Magazin „Der Spiegel“ zählt den Vollblutpolitiker zu den Quasselstrippen im Bundestag, weil er zu den 50 aktivsten Twitter-Nutzern gehört. Tatsächlich redet Thomas Hitschler gerne und viel; 17-mal übrigens vor dem großen Plenum im Bundestag. Er nutzt und pflegt die sozialen Netzwerke intensiv, kommentiert aktuelle politische Entwicklungen, beantwortet Fragen im Video-Live-Chat. „Ich bin gern nah dran“, sagt der Politiker. Man nimmt ihm ab, dass dies keine Attitüde ist. Der Kontakt mit den Leuten sei ihm ein wichtiges Anliegen. Gelernt hat er das von Kurt Beck, Theresia Riedmaier und anderen, wie er einmal sagte. Der SPD-Unterbezirksvorsitzende sieht in den sozialen Netzwerken Initiativen, „den Menschen kurze Wege zu ihren Abgeordneten zu ermöglichen“, sinnvoll Politik zu transportieren. Auch Begegnung spielt dabei eine Rolle. Nicht nur im Wahlkampf geht der Mann aus Herxheimweyher von Tür zu Tür – in diesem Sommer sind es bereits knapp 7000 Besuche –, wandert, grillt Bratwürste (550), richtet politische Stammtische aus (60), beantwortet Bürgerbriefe (über 1150 seit seiner Wahl), stellt sich dem Wähler in Gesprächen (730). Sein Motto: „Wir sind eure Angestellten.“ Und: „Kommunikation ist die Basis für jede gute Politik.“ Zum Reden gehört auch das Zuhören. Thomas Hitschler ist oft unterwegs. Nicht nur in der Südpfalz oder zwischen Berlin und seinem Heim in Hainfeld. Als Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestags kommt er viel herum. „Das sind keine Erholungsreisen.“ Irak, Libanon, Afghanistan, Jordanien, Israel, Mali, Tunesien, Frankreich, China, Türkei, Kosovo, USA hat der Abgeordnete bereist. Und in Deutschland über 40 Bundeswehreinrichtungen besucht. Erkenntnisse aus vielen Gesprächen mündeten in drei Konzepte, mit denen Hitschler neue Vorgehensweisen bei der Infrastruktur der Bundeswehr angestoßen hat, berichtet er im Gespräch. Der Job im Verteidigungsausschuss nimmt viel Zeit in Anspruch. Der 35-Jährige ist ein Netzwerker, auch über Parteigrenzen hinweg. Gemeinsam mit Thomas Gebhart (CDU) und Tobias Lindner (Grüne) kämpft er in der Südpfalz für den Bau der zweiten Rheinbrücke. Und er möchte sich mit dem Bundesverkehrswegeplan 2030 befassen und mit Betroffenen diskutieren, welche Projekte dort erfasst werden sollten; Elektrifizierung, Anbindung Germersheims an die Metropol-Region beispielsweise. Hitschler möchte auch in der neuen Legislaturperiode so viel Geld wie möglich in die Südpfalz holen: „Den Kommunen fehlt Geld für Strukturprogramme.“ Die Landwirtschaft liegt ihm am Herzen. Politik könne auf Bundesebene steuern, dass sich Landwirtschaft auf regionaler Ebene mehr lohne, ist er überzeugt. Ein weiterer großer Komplex ist der verdichtete Arbeitsalltag. Hitschler will über den arbeitsfreien Sonntag reden, damit Menschen wieder mehr Zeit füreinander haben. Und noch immer fordert er von der Kanzlerin eine Grundsatzdebatte zur Sicherheitspolitik. Info www.thomas-hitschler.de —youtube.com/c/thomashitschler —twitter.com/thomashitschler

x