Speyer Wochenchronik:
Natürlich macht auch Speyer längst bei der „Ice Bucket Challenge“ mit. Weltweit schütten sich derzeit Bekannte und Unbekannte, Alte und Junge Kübel mit Eiswasser über den Kopf und filmen es, um auf sich, aber vor allem auf den Kampf gegen die Nervenkrankheit ALS aufmerksam zu machen. Dazu gibt’s eine Spende sowie drei Nominierungen für die, die als Nächste dran sind. Am Donnerstag war das Team des Historischen Museums gefragt, herausgefordert vom Binshof-Hotel. Nach Einführung von Museumschef Alexander Schubert gab’s die Doppel-Dusche zwar „nur“ für Maskottchen-Löwe Jumus – doch die Geste zählt. Die Geste ist sogar so überragend, dass sie auf andere Anlässe übertragen werden kann. Gut gemeint, aber sehr brav kommt etwa die Aktion der Landeskirche rüber, die Prominente mit öffentlichen Statements für die Presbyteriumswahlen im November werben lässt. Nach OB Hansjörg Eger war in dieser Woche zum Beispiel Landtagsvizepräsidentin Hannelore Klamm aus Mutterstadt an der Reihe. Da könnte doch mehr Schwung reinkommen, wenn jeder Werbepartner gleich die nächsten Drei nominierte. In diesem Fall: Joachim Löw, Helene Fischer, Karl-Heinz Wiesemann, Sie sind dran! Könnte nicht für jeden Eiswassereimer ein weiteres Exemplar im Steinhäuserwühlsee ausgeschüttet werden? Es wäre nicht nur eine Verdünnung für das mit Vinylchlorid belastete Gewässer, sondern vor allem wiederum eine Geste. Es ist ein Drama, was sich derzeit im Speyerer Norden abspielt: Jahrzehnte liegen die Fehler in einem Industriebetrieb zurück, die für eine Grundwasserverschmutzung und damit offenbar Schrecken ohne Ende gesorgt haben. Gerade in dieser Woche wurden ein neues Leck am Industriegelände und eine erstmals in problematische Ausmaße gestiegene Belastung des Sees bekannt. Nicht nur, dass Natur geschädigt wird – ein Blick ans Ufer offenbart eine weitere Dimension der Tragödie: Schwimmer und Sonnenfans sind deutlich weniger geworden in dieser Saison, was an sich schon schade ist. Und dann gibt’s da noch verunsicherte Campingplatz- und Strandbetreiber, die darben müssen. Bitte schnell handeln: Wer bereitet dem Schrecken ein Ende? Erfreuliches gibt’s aus der Innenstadt zu vermelden, wo nicht nur die Ferien, sondern vor allem auch die Wiedereröffnung der lange gesperrten Schützenstraße die Verkehrssituation merklich entspannt haben. „Alles bestens, alles pünktlich“, vermeldete diese Woche zum Beispiel ein Verantwortlicher der Firma Rheinpfalzbus, die für die Speyerer Stadtbusse verantwortlich zeichnet. Ihr hatte die Sperrung große Probleme bereitet. Schicksalsgeprüft fügte der Bus-Planer hinzu: „Leider hält dieser Zustand nicht lange an.“ Ende September werde die Obere Langgasse gesperrt, weil ja dort die Eisenbahnbrücke abgerissen werde. Indes: Soweit ist’s zum Glück noch nicht. Es werde viel länger geplant, und über den Brückenabriss sei nicht entschieden, so die Stadtverwaltung. Bezeichnend ist allerdings, dass der Bus-Mann der Baustellen-geplagten Kommune praktisch alles zutraut. Hier ein Loch, da eine Baugrube, aufreißen, was nur geht? Die ultimative Baggerschaufel-Challenge? Nominieren wir doch mal: Bahnhofstraße, Industriestraße und Landauer Straße – bitte bereithalten! Buddeln was das Zeug hält, damit aber eher Fußgänger als Autofahrer bremsen, wird in Speyer die Telekom. Sie verlegt überwiegend in Bürgersteigen Glasfaserkabel für schnelleres Internet. Der Auftakt wurde in dieser Woche mit OB Hansjörg Eger an einem Verteilerkasten gefeiert. Und da der Mann vom städtischen Bauamt dabei war, mit dem der Investor die Baumaßnahmen abstimmt, nutzte einer der Telekom-Vertreter die Gelegenheit, diesen vor seinem Chef öffentlich zu loben: Er achte sehr genau darauf, dass nicht zu viel aufgerissen werde, sei also ein vertrauenswürdiger Sachwalter der Speyerer Straßen. Der OB konterte schnell, diese Strenge sei ganz in seinem Sinne, denn dem Bauamtsmann könne er ja bei Fehlern „eher auf die Finger klopfen“ als der Telekom. Eger, wie er leibt und lebt: Politiker, Arbeitsrechtler, Metaphoriker. Es war bildhafte Sprache, nicht etwa die „Hände-auf-den-Tisch“-Herausforderung im Rathaus. Obwohl – lassen wir mal die Verwaltungsleute in Ruhe und nominieren alle Speyerer Ladendiebe dieser Woche! Wir nominieren … die Frau mit der rosa Jacke. Wir kennen sie zwar nicht, haben aber aus glaubhafter Quelle versichert bekommen, dass die Frau in dieser Woche einen denkwürdigen Auftritt am Rande eines Konzerts in Speyer hatte: Toilettengang in der Pause, die übliche Schlange vorm Damenklo. Alle warten, eine sitzt schon auf dem Topf – und ihr Handy klingelt. Schamhaftes Wegdrücken? Iwo! Lieber noch ein wenig plaudern, erklären, wo man sich gleich im Konzertsaal treffen könnte, und die Kleidung beschreiben. Eine rosa Jacke ist’s also zur Feier des Tages. Zu gerne hätten die Damen in der Warteschlange, die dem Ganzen belustigt zuhörten, gesehen, wer da gleich aus der Kabine kommt. Manche haben’s geschafft, unsere Berichterstatterin musste im Moment der Momente passen: Sie hatte gerade selbst das eigentlich stille Örtchen nebenan ergattert …