Speyer Wochenchronik:

Jetzt radeln sie wieder. Kinder und Erwachsene sammeln seit Wochenbeginn Kilometer auf dem Tacho und im Computer, frische Luft in den Lungen, gute Laune bei der Bewegung und am Ende – vielleicht, wenn alles gut geht und viele, viele, viele mitmachen – einen weiteren Titel für die ohnehin schon fast aller-, allerbeste Stadt der Welt. Stadtradelmeister kann sie werden. Jeder Tritt zählt. Sorry, in die Pedale natürlich nur. Jeder Treter und jede Treterin natürlich auch. Strampeln auf Lunge komm’ raus, lautet böse formuliert die Aufgabe. Während die einen strampeln, rechnet Klimaschutz-Managerin Fabienne Mittmann aus, was an CO2 gar nicht erst anfällt und liefert so die Grundlage für ein kollektiv gutes Gewissen der Speyerer. Den Stadtradel-Star anno 2016 gibt es schon: Wolfgang Bühring. Der Stadtwerke-Chef war so scharf auf dieses Ehrenamt, dass er nicht abgelehnt hat, als es ihm angetragen wurde. Gerissen hat er sich wohl nicht richtig darum. Immerhin gibt er das zu. Und fährt ohne Helm, wie unser Foto gezeigt hat. Auch noch gleich neben Hans Wels, einem Vorzeige-Fahrrad-Aktivisten und beurkundeten Umwelt-Radler, der dafür plädiert, Helm zu tragen, nicht zuletzt bei Ausfahrten in der Gruppe und als Vorfahrer erst recht. Auf dem Foto im Werbe-Flugblatt für das Stadtradeln fahren dem Betrachter der OB und sein Pressesprecher entgegen – ebenfalls ohne Helm und nicht wirklich froh gelaunt dreinblickend. Werbewirksamkeit zumindest zweifelhaft. Zum Aktionsstart selbst kam Eger dazu schon mal Rad-los. Wegen Anschluss-Terminen. Frau Mittmann, übernehmen Sie. Da fehlt es noch Empathie. So ist der Radel-Titel jetzt schon abgefahren. „Ganz im Glück“ sind die Speyererinnen Hedi Mönig und Monika Steegmüller am Sonntagabend wieder wohlbehalten in ihrer Heimatstadt angekommen. Von einer kombinierten Rad-Bahn-Reise. Mit einer Gruppe von sieben Freunden waren sie eine Woche lang unterwegs, haben den Weser-Radweg Hannover-Bremen absolviert. Bei gutem Wetter und zu netten Menschen. Bis, ja bis zum bitter-süßen Ende. In Bremen haben die Damen ihre Räder samt gefüllten Satteltaschen in den Zug gestellt. Leider in den falschen. Nicht in den der DB mit Zielrichtung Heimat, sondern in den der Privatbahn Metronom. Als sie des Missgeschicks gewahr wurden, sahen sie nur noch die Rücklichter des Wagens. Und die wurden immer, immer kleiner. Sch...reck lass nach. Was nun? Und siehe da: Die gute alte Deutsche Bahn. Alle reden vom Wettter. Die Bahn hilft. Mönig und Steegmüller loben und preisen, seit sie wieder hier sind, das Unternehmen in den höchsten Tönen. Beiden wurde nämlich auf freundliche Weise, kooperativ, schnell, ohne langes Fragen, Murren oder Kompetenzgerangel und Prinzipienreiterei aus dem Schlamassel geholfen. Von freundlichen Mitarbeitern von „Staats-“ und von Privatbahn. Die Speyererinnen durften ihren Rädern mit „Freifahrschein“ nach Hamburg hinterherfahren, ein Mitarbeiter hat sie durch das Terminal der Hansestadt zum richtigen Anschluss gebracht, sie in den Zug gesetzt, Platz für ihre Räder freigemacht und seine Kollegen auf der Strecke zurück in die Pfalz jeweils informiert über die ankommenden Spezialkunden an Bord. „Ich habe fast geheult, als ich unsere Räder wieder gesehen habe, habe sie gestreichelt“, gesteht Mönig. Das Ganze lief völlig reibungslos. 31 Euro Kosten entstanden nur noch für das Rheinland-Pfalz-Ticket auf der letzten Etappe nach Speyer. Die Verspätung gegenüber der Rest-Gruppe: ganze drei Stunden. „Wir haben das Schlimmste erwartet und das Tollste erlebt“, schwärmt Mönig. Sie ist übrigens Farb-, Typ und Image-Beraterin von Beruf. Raten Sie mal, welches Image die Bahn bei der Expertin genießt? Wie warb die DB dereinst? „Besser mit der Bahn“. Stimmt. Unsere schnuckelige Domstadt hat schon vieles, was Lebensqualität bietet. Und das Schöne daran: nicht nur der Mensch profitiert von der gesunden Infrastruktur, nein auch die Tiere. Vor Wochenfrist haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, dass die Polizei unter tatkräftiger Mithilfe eines Bürgers sechs junge Enten aus akuter Lebensgefahr von der B 39 gerettet hat. Am Sonntag meldeten ihre Kollegen in Ludwigshafen, dass sie zusammen mit der Feuerwehr in der Ludwigstraße der Chemiestadt eine Entenmutter samt ihre elf Küken wohlbehalten eingesammelt und auf die Parkinsel an den Rheinstrand gebracht hat. Vielleicht kommen sie bald rheinaufwärts nach Speyer geschwommen. Und als ob das der guten Nachrichten nicht schon genug wären: Nein, am Montag rettete die Feuerwehr Speyer noch einen jungen Uhu aus einer misslichen Lage und vor den Attacken von Rabenvögeln. 1000 Dank an Retter und Helfer, die bei ihren Einsätzen sich selbst gegenüber nicht zimperlich sind. Bald könnte er sich damit lohnen: ein kleiner, schmucker kommunaler Zoo in Speyer mit geretteten Tieren. Noch mehr Lebensqualität für Mensch, Tier und Dank für den Einsatz der Retter. Gut Ding will Weile haben: Das gilt auch für die richtige Brandschutzlösung am Doppelgymnasium. Schnell wird es nicht gehen, das wurde in dieser Woche noch einmal klar. Der Zeitplan für die anstehenden Beratungen ist erst in Umrissen zu erkennen. Bei der Speyerer Diskussionsfreude einerseits und der Notwendigkeit einer sorgfältigen Diskussion andererseits ist klar, dass eine Sitzung nicht ausreichen dürfte, um zu umfassenden und überzeugenden Beschlüssen zu kommen. Umso aufmerksamer beobachten interessierte Fachleute das Treiben. Manche wundern sich, einige spekulieren sogar angesichts der Vielfalt der Überlegungen. Besonders die Variante Neubau beflügelt die Fantasie. Etwa in der Art: Die Zusatz-Rettungstreppen muss die Stadt selbst bezahlen. Für einen Neubau kann es Geld von Land und Bund geben. An beiden Gebäuden – Schwerd und Purrmann – muss etwas passieren. Was also spricht gegen einen gut gemachten Neubau zur rechten Zeit? Bedarfsgerecht, allen Auflagen entsprechend, vor allem aber flexibel erweiter- und verkleinerbar – wenn Schülerzahlen auch einmal sinken. Die Gedanken sind frei. Fronleichnam. Schon wieder war es ein hoher kirchlicher Feiertag, in dem Fall der Katholiken, der die zu Ende gehende Arbeitswoche auf ganz angenehme Art und Weise unterbrochen hat. Zumal das Wetter auch noch ganz passabel war am Donnerstag. Also hatten auch die Protestanten noch was davon. Ein Reformierter machte sich am Rande einer Veranstaltung am Mittwoch überdies schon einen Extra-Spaß daraus. Er erzählte folgenden tierischen Fronleichnams-Witz: Morgen ist wieder Feiertag für die Spatzen in Speyer. Warum? Sie können endlich mal wieder auf den Himmel scheißen! Für alle „Ungläubigen“: An Fronleichnam, wird ein „Himmel“ genannter Baldachin über Monstranz und Priester inmitten der Prozession durch die Straßen der Stadt getragen. Spatzen und andere gefiederte Freunde können deshalb Kurs auf das teure Tuch nehmen. Diese Vorstellung erheitert nicht nur nur Protestanten. Eine schöne zweite Hälfte des langen Fronleichnams-Wochenendes wünscht Stefan Keller

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