Speyer Wohnen mit sozialer Note
Zigarrenfabrik ab 1875, Bistumsgebäude ab 1924, in dieser Zeit als Wohnheim und seit den 1970er-Jahren als Zentrale des Caritasverbands genutzt – das ist die Geschichte des Ensembles, das an der Kreuzung von Bahnhofstraße und Oberer Langgasse das Stadtbild prägt. Er steht leer, seit Anfang 2017 die Caritas in einen Neubau am Stadtrand umgezogen ist. Seither hatte der Bischöfliche Stuhl als Eigentümer sich die Ideen möglicher Investoren angehört – an die 40 Interessenten soll es gegeben haben – und letztlich dem GSW den Zuschlag gegeben, das in der Sache als Projektentwickler tätig war. Das hat jetzt der Diözesansteuerrat, ein Beratungsgremium des Bischofs (wir berichteten), entschieden. „Aus den Erfahrungen der Caritas, aber auch aus Untersuchungen der Stadt wissen wir, dass in Speyer großer Bedarf an bezahlbarem Wohnraum besteht“, zitierte das Bistum in einer Pressemitteilung gestern Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Deshalb sei die Entscheidung für den Verkauf an das GSW gefallen – verbunden mit einer sozialen Zielsetzung. Der Verkaufspreis wird auf Anfrage nicht genannt. Das GSW habe zuletzt bei der Entwicklung und Erschließung des Baugeländes beim Priesterseminar seine Kompetenz bewiesen. „Diese Erfahrung wollen wir für weitere Projekte fruchtbar machen“, betont Wiesemann. Im neuen „Seppelskasten“ sind demnach 37 Wohnungen vorgesehen, fast die Hälfte davon zur Miete etwa für Senioren oder Studenten und gegebenenfalls auch für Wohngruppen. GSW-Chef Gerhard Müller verweist in der Mitteilung auf den Erhalt des Gebäudeteils zur Bahnhofstraße hin mit dem markanten Turm. Der Gebäudeteil zur Oberen Langgasse hin habe jedoch so starke bauliche Mängel, dass an seine Stelle ein Neubau treten werde. „Durch eine Tiefgarage werden die bisherigen Parkplätze hinter dem Gebäude unter die Erde verlagert und der Innenhof zu einer Parkanlage umgestaltet“, heißt es in der Projektbeschreibung. Der Umbau solle im Jahr 2019 im Detail geplant und nach der angestrebten Genehmigung durch die Stadtverwaltung voraussichtlich in den Jahren 2020 und 2021 umgesetzt werden, gibt Müller vor. Er hatte die Pläne zuletzt im städtischen Planungs- und Gestaltungsbeirat vorgestellt und war mit dem Entwurf für den Neubau nicht nur auf Begeisterung gestoßen. „Er wird noch überarbeitet“, so GSW-Architekt Thomas Andres auf Anfrage. Es gehe darum, ob er ein moderneres oder ein stärker an den Bestand angelehntes Äußeres erhalte. Da gebe es verschiedene Meinungen. Klar sei, dass er mit drei Geschossen plus einem zurückgesetzten Staffelgeschoss etwas weniger wuchtig als der heutige Teil des „Kastens“ werde. Im Erdgeschoss seien Büros und nicht störendes Gewerbe geplant, wobei Details in Abstimmung mit möglichen Mietern geplant werden könnten. Mit im Boot war bisher das Speyerer Architekturbüro ADS. Die Figur des Heiligen Josef rechts des Eingangs werde als Hinweis auf die kirchliche Tradition belassen.