Speyer „Zurückhaltung bei Deutschland Italien“

Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland sprechen wir mit Experten der Region zu aktuellen Themen. Martin Erbacher fragte Marco Coppola, Co-Trainer bei Oberligist TuS Mechtersheim.

Wie viel Italien steckt in Ihnen?

Ganz viel, beide Elternteile sind in den sechziger, siebziger Jahren hergekommen. Ich bin in Deutschland geboren und habe beide Staatsbürgerschaften. Hätte Italien Chancen aufs Halbfinale gehabt? Das ist ganz schwer zu beantworten. Man dachte ja auch, dass Deutschland ins Halbfinale kommt. Schweden, das Italien rausgeschmissen hat, war im Viertelfinale. Es wird Zeit, dass Italien mal einen Umbruch vollzieht. Ich glaube nicht, dass sie ins Halbfinale gekommen wären, obwohl sie sich wie Deutschland bei Turnieren immer gesteigert haben. 1982 haben sie mit drei Unentschieden die Vorrunde überstanden. Eine WM muss man erst mal spielen. Deswegen ist es nicht pauschal zu sagen. Für wen schlägt Ihr Herz? Wenn Italien spielt, für Italien, wenn Deutschland spielt, für Deutschland. Wenn sie gegeneinander spielen, halte ich mich besser zurück. So hab’ ich das auch 2006 im Halbfinale getan. Dann soll der Bessere gewinnen. War es noch nie so einfach, Weltmeister zu werden? Das würde ich nicht sagen. Der Fußball verändert sich. Andere Nationen entwickeln sich fußballerisch und taktisch weiter. England hat eine goldene Generation mit Harry Kane als Leader, ohne Starallüren. Die Spieler der kleinen Nationen spielen in großen Ligen und bringen Erfahrung mit. Man kann nicht mehr zu hundert Prozent sagen, dass der Große gewinnt und der Kleine verliert. Ist Neymar ein Schauspieler, oder hat er Angst vor dem nächsten brutalen Foul? Ich kann ihn nicht ganz verstehen. Er tut mir leid. Er hat das aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten nicht nötig. Es laufen so viele Fernsehbilder. Spieler wie er und Cristiano Ronaldo muss man schützen. Die kriegen auf die Socken. Wer besser ist, wird gefoult. Neymars Theatralik mit den vielen Rollen war mir aber zuviel. Es wäre wünschenswert, wenn er gelernt hätte, wie es im Belgien-Spiel zu sehen war.

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