Speyer Zur Sache: Ganz spezielle Pioniere hinterlassen bleibende Spuren in der Region

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Speyers Pioniere sind (bis auf ein kleines Nachkommando) abgerückt. Diese Soldaten, die mit technischen Arbeiten von Haus aus fast sprichwörtlich vertraut sind, haben ihre Spuren in der Domstadt samt Umland hinterlassen. Nicht nur in guter Erinnerung leben sie hier weiter – auch handfeste Dinge gibt es, die über ihr hilfreiches Wirken für die Bürger Beweis sind.

Zunächst fallen vielen Speyerern dazu die Hilfeleistungen bei Katastrophenfällen ein. Die Pioniere sind noch gar nicht richtig hier in ihrer Kurpfalzkaserne eingerückt, da verlangt der außerordentlich strenge Winter 1962/63 von ihnen vielfachen Einsatz für ihre Fahrzeuge, Fähren und weiteren Geräte. Ein Einsatz, den sie wie alle Soldaten auch bei der Flutkatastrophe in Hamburg gerne leisten, obwohl die formellen Regelungen für zivile Hilfsdienste noch gar nicht erlassen sind. Eine nahezu gegensätzliche Situation entsteht im Sommer 1976: Wegen der anhaltenden Hitze und daraus resultierenden Dürre gibt es pfalzweit eine Stroh- und Futtermittelknappheit. Die Pioniere helfen den leidenden Tieren mit Transporten dringend benötigten Futters. Im Februar 1977 ist der Speyerbach überschwemmt; aus der Kurpfalzkaserne kommt die nötige Katastrophenhilfe. Überhaupt gehen Speyers Pioniere bei Wasserproblemen immer aufs Ganze: 1997 leisten sie Nothilfe bei der Oderflut. 2002 helfen sie bei Überschwemmungen im Müglitztal (Erzgebirge). Aber auch in und um Speyer sind sie bei Rheinhochwasser dabei, wenn es gilt, Dämme mit Sandsäcken abzudichten oder der Sand mit Kippern an gefährdete Stellen heranzufahren ist. Oder sie bergen gefährdete Güter aus dem Angelwald. Weil auch Taucher in den Reihen der Pioniere zu finden sind, werden diese oft nach Badeunfällen gerufen. Viele Bürger erinnern sich noch, dass die Pioniere in der frühen Stationierungszeit gerne Unterstützungen abseits von Notfällen leisteten, für die sie später nicht mehr zur Verfügung standen. So wird der Platz des Postsportvereins Schwarz-Weiß an der Walderholung von ihnen durch Sprengung der Baumwurzeln und Planierung erst möglich gemacht. Sie planieren den Sportplatz der Siedlungsschule und verhelfen dem ASV zu seinen Fußballplätzen. Auch das Rheinstadion wird von Speyers Pionieren planiert. Im Donnersberg-Bereich bauen sie Waldwege, Stege und Brücken. Später wird den Pionieren diese Art der Hilfe aber untersagt: Ortsansässige Handwerksbetriebe sollten nicht benachteiligt werden, indem ihnen Aufträge entgehen, weil die Soldaten (kostenlos) gerufen wurden. Auch die von den Pionieren aus der Kurpfalzkaserne gebaute Holzbrücke im Binsfeld gehört zu dieser Rubrik „Hilfe“. Sie half den Erholungssuchenden, ihren Badeplatz aufzusuchen und ohne Umweg von Speyer nach Otterstadt zu gelangen; bis vor zwei Jahren hat sie gehalten. Der Schindhübelturm im Elmsteiner Forst geht auf das handfeste Wirken der Pioniere zurück, ebenso der Ausbau des Stadions für Sandbahnrennen in Altrip. In Römerberg sprengten sie einen Schornstein, um Platz für das Hallenbad zu gewinnen. Die Wachtürme der DLRG in Neuhofen, Lingenfeld und im Binsfeld werden von ihnen errichtet. Siedler in Speyer-Nord erinnern sich dankbar an den Auf- und Abbau der Festzelte durch die Pioniere oder an die Bauarbeiten für die Altenstube. Kleidersammlungen des DRK begleiten sie mit Lkws und Verladekommandos. Mit einer Blutspendeaktion erwirtschaften sie Geschenke an Behinderte und Senioren. Damit sind längst nicht alle guten Taten der Pioniere in und um Speyer aufgezählt. Zu diesen kam der „tägliche“ Dienst. Wie herausfordernd dieser „Job“ war, ist mit ihren Einsätzen als Feldlager- und Tanklager-Betreiber für die Truppe in Afghanistan und anderen Krisengebieten bis zuletzt deutlich geworden. (efl)

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