Wahlen in Frankreich Gegen den Landestrend: Le-Pen-Partei liegt im Elsass vielfach vorne

Auszählung der Stichwahl in Roeschwoog: Bürgermeister Michel Lorentz beim Leeren der Wahlurne.
Auszählung der Stichwahl in Roeschwoog: Bürgermeister Michel Lorentz beim Leeren der Wahlurne.

Weissenburg/Bitsch. Während landesweit der befürchtete große Triumph der Rechtsnationalen ausbleibt, hat im Elsass bei der Stichwahl mit dem 24 Jahre alten Théo Bernhardt erstmals ein Politiker des Rassemblement National (RN) einen Sitz in der Nationalversammlung erobert. Im Bitscher Land und in den an die Südpfalz angrenzenden Kommunen dominiert die Le-Pen-Partei.

Der RN gewann die zwei an der Grenze liegenden Wahlkreise und damit die Sitze in der Pariser Assemblée Nationale. Im Bitscher Land votierten 53 Prozent für die Rechten. In der Region rund um Weißenburg waren es 51 Prozent der Wähler. Während in Bitsch selbst 43 Prozent für RN votierten und 57 Prozent für die rechtskonservativen „Les Républicains“, gab es in den grenznahen Dörfern teils deutlich höhere Zustimmungswerte für den Rassemblement National. Roppeviller führt hier mit 74 Prozent. In und um Weißenburg hatten die Kandidaten von „Ensemble“, dem Parteienbündnis von Präsident Emmanuel Macron, noch die besten Karten. In Weißenburg sammelte das Bündnis 63 Prozent der Stimmen.

Noch nie seit 1981 war die Wahlbeteiligung im Département Bas-Rhin so hoch wie an diesem zweiten Wahlsonntag. Mit 61,1 Prozent lag sie sogar über der Beteiligung vor einer Woche bei der ersten Runde der Wahl. Bis zur letzten Minute strömten die Menschen in die Wahllokale entlang der Grenze zu Deutschland. „Für mich ist es eine Pflicht zur Wahl zu gehen, denn die Zukunft Frankreichs hängt von jeder Stimme ab“, sagte eine junge Frau in Lauterburg. Auch wenn sich mehr Wähler als vergangene Woche entlang der Grenze zur Südpfalz eher für das Lager von Präsident Emmanuel Macron und die bisherige Abgeordnete Stéphanie Kochert (Horizons) entschieden, sollte es für sie nicht reichen.

RN-Mann verspricht: Mehr Kaufkraft

Im Wahlbezirk, der sich von Wissembourg bis nach Offendorf erstreckt, erhielt RN-Bewerber Bernhardt 51,44 Prozent der Wählerstimmen, auf Kochert entfielen 48,56 Prozent. „Ich bin sehr stolz und es ist eine große Ehre, auch wenn ich mit noch mehr Stimmen gerechnet habe“, sagte Théo Bernhardt in einem Interview. Er versprach seinen Wählern, Kaufkraft zurückzugeben sowie die institutionelle Rückkehr des Elsass. Stéphanie Kochert rief dazu auf, wachsam zu bleiben.

Im Wahlbezirk 9, zu dem Landaus Partnerstadt Haguenau gehört, war die Erleichterung nach Bekanntgabe des Ergebnisses spürbar. Mit 57,64 Prozent bestätigten die Wähler den bisherigen Abgeordneten Vincent Thiébaut des Macron-Bündnisses Ensemble. Sein Gegenkandidat vom RN musste sich mit 42,36 Prozent geschlagen geben. „Ich bin erleichtert, dass wir der RN heute die Stirn bieten konnten, aber wir müssen uns weiterhin der Verantwortung für Frankreich und Europa bewusst sein und uns dafür stark machen“, sagte der 52-jährige Thiébaut.kka/aer

x