Zweibrücken 10 Prozent Talent, 90 Prozent harte Arbeit

Blieskastel/Kaiserslautern. Fünfmal pro Woche ist er in Sachen Handball unterwegs, verbringt unzählige Kilometer im Auto, fährt zum Training, zu Spielen, schiebt Sonderschichten. Warum seine Frau das abgesegnet hat? Ex-Nationalspieler Jürgen Hartz grinst verschmitzt: „Es ist ja immer eins von meinen Kindern mit dabei.“

Zwei Meter groß, torgefährlich im Rückraum, das war das Erkennungszeichen von Jürgen Hartz. 158-mal hat der ehemalige Bundesliga-Spieler des TV Niederwürzbach allein für die deutsche Nationalmannschaft getroffen. Und seine Kinder scheinen irgendwas von ihm geerbt zu haben. Sein Sohn Maximilian (18), Rückraum Mitte und links, hat vergangene Saison 157-mal ins Tor getroffen, dem TV Niederwürzbach, den sein Vater trainiert und mit dem er zu Bundesliga-Zeiten von den späten 80er Jahren bis 1999 erfolgreich war, damit zum Wiederaufstieg in die Oberliga verholfen. Seine Tochter Michelle (16), Rückraum links, war vor zwei Jahren in der C-Jugend Südwestdeutscher Meister, vergangenes Jahr Dritter in der B-Jugend. In diesem Jahr hat sie einen neuen Trainer, der Großes in ihr sieht: Jürgen Hartz übernimmt die weibliche A-Jugend der JSG Süd-Ost Saar, in die Niederwürzbach eingegliedert wurde. „Ich habe mich die letzten vier Jahre intensiv um meinen Sohn gekümmert. Jetzt hat meine Tochter auf ihr Recht gepocht“, erklärt er, warum er das Oberliga-Team übernommen hat. Parallel zu seinem Engagement als Trainer der Oberliga-Handballer des TuS Dansenberg, bei denen sein Sohn auf der Kaderliste steht. Für Jürgen Hartz ist es das erste Mal, dass er aus Niederwürzbach weggeht, von dem Ort, in dem er geboren wurde und aufgewachsen ist, mit dem er in den 80er Jahren seine großen Erfolge als Handballer feierte, bei dem Verein, deren Herrenmannschaft er als Trainer zurück in die Oberliga geführt hat. Der 48-Jährige war eigentlich auf der Suche nach einem Verein für seinen Sohn, als er mit den Verantwortlichen des TuS Dansenberg ins Gespräch kam und dort hängenblieb. „Nach sechs Jahren ist es nicht schlecht, wenn mal andere Reize gesetzt werden“, erklärt er seinen Wechsel vom Saarland in die Pfalz und ist froh, dass sich sein Sohn auch für den Oberligisten entschieden hat. Vor einem Jahr hat er Maximilian, der noch ein Jahr A-Jugend spielen darf, in die Herren-Mannschaft geholt. Für die Spielzeit 2015/16 hat der 18-Jährige, der zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Handball-Verband Saar absolviert, ein Erstspielrecht für die HG Saarlouis (RPS-Oberliga). Doch sein Vater findet, „dass die Herren-Oberliga in Dansenberg für seine Entwicklung richtig gut ist“. 1,90 Meter sei der Sohn inzwischen groß, „vielleicht wächst er sogar noch ein paar Zentimeter“, und er hat Talent. Ebenso wie seine Schwester. Dass es die beiden schaffen können, daran glaubt Jürgen Hartz fest. Für ihn besteht Erfolg aus zehn Prozent Talent und 90 Prozent harter Arbeit. Seine Sprösslinge haben beides: Sie arbeiten hart mit ihm zusammen, und besagte zehn Prozent Talent scheint er ihnen mindestens mitgegeben zu haben. „Sie sind technisch und taktisch jetzt schon besser als ich ausgebildet“, findet Hartz und ist schon fast verwundert, dass die beiden bisher bei Talentsichtungen durchgerutscht sind. Das, was er jetzt mit ihnen vorhat, nennt er den „zweiten Bildungsweg“. Für den das Hartz-Trio hart arbeitet. Obwohl, Urlaub gibt es schon für Familie Hartz: „Im Herbst bin ich eine Woche im Trainingslager in Kroatien“, erzählt der Saarländer. „Der Vater einer Spielerin ist Kroate“, erklärt er, warum in der Nähe von Split trainiert wird. Zuhause abgesegnet ist das Ganze natürlich schon, denn Jürgen Hartz ist ja wie immer mit mindestens einem seiner beiden Kinder unterwegs.

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