Zweibrücken 4237 Töne Zugabe
„Anrührendes und Heiteres aus Alter und Neuer Zeit“ stellte das seit 1993 bestehende Trio Sanssouci mit Flötistin Sohee Oh, Oboistin Sigrun Meny-Petruck und Hans-Jürgen Thoma am Cembalo am Sonntagabend im Bürgerhaus in Althornbach vor. Hans-Jürgen Thoma moderierte das Konzert abwechslungsreich und informativ.
Frisch und lebendig gestalteten die Vollblutmusiker Sohee Oh (sie sprang für die erkrankte Flötistin Gabriele Knaus-Thoma ein), Sigrun Meny-Petruck (Klarinette) und Hans-Jürgen Thoma (Cembalo) die Triosonate G-Dur für Flöte, Oboe und Basso continuo von Franz Xaver Richter (1709-1789). Er war Schüler von Carl Stamitz an der Mannheimer Schule der Vorklassik und viele Jahre als Sänger, Violinist und Hofcompositeur in der Mannheimer Hofkapelle des kunstliebenden pfalz-bayrischen Kurfürsten Karl Theodor (1724-1799) tätig. Ruhig setzten Flöte und Oboe im langsamen ersten Satz mit dem Thema in paralleler Stimmführung ein, was zu einer höheren Klangdichte führte, während Hans-Jürgen Thoma, langjähriger Leiter der städtischen Musikschule Frankenthal, am Cembalo einen silbrigen Klangteppich entfaltete. Schnell und fließend strömten die Begleitfiguren am Cembalo im Allegro dahin, die beiden Holzblasinstrumente wirkten als Impulsgeber, zeichneten sich aber auch durch ihren hellen, leichten und doch vollen Klang aus. Von der üblichen Sonatenform wich auch der dritte Satz des Werkes von Franz Xaver Richter ab: An die Stelle eines heiteren Scherzos oder eines Tanzes trat ein langsames Largo. Munter und unbekümmert, in zügigen Tempi, kam der vierte Satz daher. Auch hier intonierten Flöte und Oboe das Thema, eine bewusste, für die Vorklassik typische Vereinfachung der musikalischen Struktur im Vergleich zum Barock. Auffallend waren dabei der frische, unbeschwerte Klang der Flöte und die sonore Fülle der Oboe. Die fließende Leichtigkeit war auch bei der Gestaltung der Sonate B-Dur für Flöte, Oboe und Basso continuo von Georg Friedrich Händel (1685-1759) charakteristisch für die Interpretation des Trios Sanssouci. Munter drauflos perlten die schnellen Ecksätze, während die Künstler den langsamen, elegischen Mittelsatz in weichen, weit gespannten und sehr gefühlvollen Klangbögen ausformten. Einen markanten Kontrast zu dieser Klangwelt, bei dem doch deutliche stilistische Bezüge zu Barock und Vorklassik erkennbar waren, stellte die Suite Antique für Flöte und Cembalo von John Rutter (geboren 1945) dar, einem der bedeutendsten englischen Komponisten für Chormusik des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, der im Auftrag des britischen Königshauses die Hymne für die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton in der Westminster Abbey schrieb. Hell und klangschön schwebte die nahezu ätherisch-schwerelose Flötenmelodie im Prélude über den silbrig fließenden Cembaloklängen, immer wieder warf sie kurze motivische Kommentare ein. Rasant und schnell pulsierte das Ostinato, mit bestechend klar intonierten Motiven in markanter Kontur begeisterte Flötistin Sohee Oh. Im dritten Satz überzeugte Hans-Jürgen Thoma mit einer souveränen Cembalokadenz, lange, ausdrucksvolle Flötenkantilenen unterstrichen den entrückten Klangcharakter dieser „Aria“. Das Rondeau fesselte durch die markanten rhythmischen Zäsuren innerhalb des perlenden melodischen Flusses. Furiose Tempi legten die Musiker in ihrer Zugabe an den Tag, die die nur 20 Zuschauer herausklatschten: der zweiten Interlude aus den „Deux Interludes“ von Jacques Ibert (1890-1962). „4237 Töne in drei Minuten und 14 Sekunden“, kommentierte Hans-Jürgen Thoma.