Zweibrücken Das Publikum folgt dem Maestro

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Wir leben in unruhigen Zeiten. Da ist es nur verständlich, dass wenigstens die Kulturmacher etwas Sicherheit und Verlässlichkeit demonstrieren wollen. So auch beim traditionellen Neujahrskonzert in der Zweibrücker Festhalle, das – ebenso traditionsgemäß – am Sonntag mit mehr als 650 Besuchern bis auf den letzten Platz ausverkauft war.

Eingeladen hatte man die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Markus Huber. Dazu stießen noch vier Gesangssolisten in allen Stimmlagen. Das hieß: Zwei Stunden lang bekannte Melodien aus Oper und Operette. Keine Experimente, die Verlässlichkeit hatte Vorrang. Wenngleich das Programm mit dem Titel „Heut’ geh’ ich ins Maxim“ eher wenig Spannung versprach – ein vergnüglicher Abend wurde es trotzdem. Denn die Musiker der Staatsphilharmonie waren bestens aufgelegt und folgten ihrem Dirigenten mit viel Spielfreude und guter Laune. Hinzu kamen die Solisten, alle waren Preisträger des Meistersingerwettbewerbs Neustadt/Weinstraße 2015. Das bedeutete, es waren junge und bisher weitgehend unbekannte Künstler. Im Laufe des Abends zeigte sich aber eindrucksvoll, warum Angela Shin (Sopran), Ruth Katharina Peeck (Mezzosopran), Tenor Isaac Lee und Bariton Tohru Iguchi den Sieg beim renommierten Wettbewerb errungen haben. Zum Auftakt stand Rossini an. Mit der Ouvertüre zur Oper „Der Barbier von Sevilla“ eröffnete die Staatsphilharmonie den Abend und sorgte für gute Laune im Publikum. Der aus Japan stammende Tohru Iguchi stimmte die berühmte Arie des Figaro „Largo al factotum“ an. Neben seiner exakt geführten, schönen Stimme begeisterte besonders die schauspielerische Leistung des jungen Bariton. Herrlich hektisch mimte er den überforderten Figaro. „Figaro hier, Figaro dort!“, es war eine wahre Freude. Wo Figaro tobt, da ist Rosina nicht weit. In diese Rolle schlüpfte Ruth Katharina Peeck. Fein, exakt und mit viel Humor hörte man die Mezzosopranstimme in der Arie„Barbiere“. Man blieb weiter im Opernland Italien mit Donizettis „Don Pasquale“. Daraus sang Angela Shin die Arie der Norina „Quel guardo il cavaliere“ und erfreute mit ihrem voluminösen Sopran, der selbst höchste Töne mühelos und exakt bewältigte. Höhepunkt des ersten Konzertteils war mit Sicherheit der Auftritt des Tenors Isaac Lee. Mit „Che gelida Manina“ aus Giacomo Puccinis „La Bohème“ bestätigte er den verdienten ersten Platz beim Neustadter Wettbewerb. Ausdrucksstark und mit großer Sicherheit in allen Tonlagen hörte man das emotional bewegende Lied. Hier wirkte der Sänger noch etwas eingeengt, doch diese Zurückhaltung verschwand im zweiten Konzertteil bei der „Blumenarie“ aus George Bizets Oper „Carmen“. Nach der Pause ging die Reise quer durch Europa. Etwa bei einem Lied, das untrennbar mit dem legendären Johannes Hesters verbunden ist: „Heut geh’ ich ins Maxim“ aus Franz Léhars Operette „Die lustige Witwe“. Tohru Iguchi sang und spielte auch hier wieder tadellos. Mit Stücken aus der Oper „Carmen“ und einer Rückkehr zum „Barbiere“ erlebte man erneut die Gesangssolisten. Und schließlich als krönender Abschluss „Freunde, das Leben ist lebenswert“, eindrucksvoll von Isaac Lee gesungen. Die Staatsphilharmonie war stets ein harmonischer Begleiter, ganz auf die Stimmen der jungen Sänger ausgerichtet. Das Orchester verabschiedete sich zunächst mit der Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathée“ von Franz von Soupé. Doch dieser Schluss war dem Publikum nicht genug. Den nicht enden wollenden Applaus belohnte man mit schönen Zugaben. Alle Solisten überzeugten beim Trinklied aus Verdis „La Traviata“. Dass Dirigenten zwei Aufgaben gleichzeitig wahrnehmen können, zeigte Markus Huber beim Radetzky-Marsch von Johann Strauß. Nicht nur das Orchester hörte auf sein Kommando, auch die mehr als 600 Zuschauer klatschten exakt nach Angaben des Orchesterleiters. Was für ein Auftakt 2016! Einwurf

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