Wochenend-Meinung Das Stadtfest ist nicht gefährlich, auch wenn es keine 100-prozentige Sicherheit gibt

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In zwei Wochen ist Zweibrücker Stadtfest, eine attraktive Veranstaltung, zu der einmal mehr rund 100.000 Besucher erwartet werden, über die drei Tage verteilt. Die Vorfreude bei vielen ist groß, bei Einheimischen ebenso wie bei gebürtigen Zweibrückern, die jetzt woanders leben, aber regelmäßig zum großen Fest heimkommen, sowie auch bei Fremden, die inzwischen Stadtfest-Freunde sind. Ein solche Feiermeile mit so viel Live-Musik zu stemmen, ist jedes Jahr eine logistische und organisatorische Meisterleistung und aller Ehren wert. Der fröhliche Stadtfestgast sieht oft gar nicht, wie viel Arbeit hinter der Sause steckt, und das ist auch völlig okay so.

So weit, so gut. Von Beginn an musste das Stadtfest aber auch jedes Jahr Kritik einstecken, zum Teil berechtigt, zum Teil übertrieben. Dass Anwohner zermürbt waren, als Sperrstunde freitags und samstags noch um 3 Uhr war und bis zum Morgengrauen in der Fußgängerzone rumgegrölt wurde, kann man nachvollziehen. Auch das Benutzen von Hinterhöfen und Hauseingängen als Freiluft-Toilette ließ verständlicherweise keine rechte Freude bei den Innenstadt-Bewohnern aufkommen. Immerhin wurde dabei niemand verletzt.

Bei der Sicherheit nachbessern ist nicht verkehrt

Bei Schnittwunden durch Glasscherben schon, diese hatten die Sanitätsdienste früher öfter mal zu versorgen. Vor allem aber gab und gibt es zu später Stunde bei jedem Stadtfest Schlägereien, in den allermeisten Fällen aufgrund von alkoholbedingter Enthemmung. Davon zeugen die Polizeimeldungen, die regelmäßig montags nach dem Fest eintrudeln. Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur einmal ein Stadtfest dabei gewesen wäre, bei dem es nicht zu Handgreiflichkeiten kam. Auch Bier- und Schnapsleichen gilt es regelmäßig „einzusammeln“ und sicher unterzubringen. Manchmal ist das im Krankenhaus.

Aus Sicherheitsgründen wurde in den vergangenen Jahrzehnten denn auch immer wieder Neues gefordert und teilweise auch umgesetzt: vorgezogene Sperrstunde, Glasverbot, Videoüberwachung, Verbot des Mitbringens von eigenem Alkohol („Rucksacktrinken“), die Festmeile wurde entzerrt, damit es nicht zu Massenpaniken kommt, Betonblöcke wurden aufgestellt, um Amokfahrer abzuhalten, einmal gab es Bändchen in drei Farben, die das Trinken von Alkohol in verschiedenen Altersstufen regeln sollten. Bei den Standbetreibern häuften sich die Auflagen, um gesundheitlichen Probleme etwa wegen mangelnder Hygiene vorzubeugen. So könnte man noch viele Maßnahmen aufzählen, die letztlich alle dasselbe Ziel haben: dass niemand beim Stadtfest in irgendeiner Weise zu Schaden kommt.

Kiffverbot: Ob’s was bringt?

Dass man hier immer wieder nachbessert, ist auch gar nicht verkehrt, zumal manche Maßnahmen ja tatsächlich den gewünschten Effekt gebracht haben, etwa die Sperrstunde vorzuverlegen oder mehr Klohäuschen aufzustellen. Trotzdem sollte man sich über zwei Dinge bewusst sein: Zum einen, dass man nicht alle Gefahren und Unannehmlichkeiten zu 100 Prozent ausschließen kann bei einem Fest mit 100.000 Besuchern, bei dem reichlich Alkohol fließt. Zum anderen, dass das Zweibrücker Stadtfest kein generell gefährliches Pflaster ist, weil das Allermeiste glatt läuft und die überwiegende Mehrheit der Besucher sich friedlich und anständig verhält.

Was das stadteigene Kiffverbot am Stadtfest angeht, das die CDU-Stadtratsfraktion jetzt mit den Stimmen der AfD durchgesetzt hat: Nun denn, sagen wir mal, schaden wird’s nicht. Aber ob es was bringt? Das ist mehr als fraglich. Eher könnte vielleicht der ein oder andere den Eindruck gewinnen, meine Güte, in Zweibrücken muss aber viel gekifft werden, wenn die da ein extra Verbot brauchen.

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