Zweibrücken Die Zukunft auf dem Schrottplatz gefunden

Gibt Veranstalter Wolfgang Reeb Einblick in seine Arbeit: Filmausstatter Bernhard Henrich (links).
Gibt Veranstalter Wolfgang Reeb Einblick in seine Arbeit: Filmausstatter Bernhard Henrich (links).

Aus Niederwürzbach nach Hollywood hat es der aus dem Saarland stammende Filmausstatter Bernhard Henrich geschafft. Ein Dinner mit George Clooney, Lunch mit Lady Gaga, Matt Damon und Jennifer Lawrence – für Henrich Normalität. Über seinen Weg zum roten Teppich erzählte der Saarländer am Dienstag auf der Berlinale, beim dritten Film-Event Saarlorlux im Deutschen Currywurst Museum. Eingeladen hatte der saarländische Schauspieler und Produzent Wolfgang Reeb.

Henrich erwies sich als Publikumsmagnet des Abends. Scharenweise drängten sich die Gäste um den Wahlberliner aus dem Saarland. Höflich und sehr aufmerksam beantwortete er jede Frage. Eine Profilneurose (wie in Filmkreisen üblich) fehlt Henrich vollkommen. Er wirkt bescheiden, scheint aus dem saarländischen Dorf, in dem er aufgewachsen ist, genug Bodenhaftung in die glamouröse Filmwelt mitgebracht zu haben. Vielleicht ist das neben seinem Können auch ein Grund, weshalb die ganz Großen in Hollywood so gerne mit ihm arbeiten. Und sein Hang zur Perfektion: Um eine Szene authentischer zu gestalten, kaufte er in England ein ganzes Jugendstil-Zimmer auf. Und für eine Nachbildung der Möbel Hitlers aus dessen Alpen-Domizil „Berghof“ ließ er eigens in der Türkei die Stoffe nachweben. Einfach mal 16 000 von den Nazis geraubte Kunstwerke herbeischaffen – für Bernhard Henrich kein Problem. Die alle zu kaufen wäre zu teuer gewesen, und so fälschte er sie kurzerhand. Zumindest teilweise. Fotos der Gemälde wurden vergrößert und mit Klarlack bearbeitet, Rahmen aus Schaumstoff nachgegossen. Besonders freut sich der Saarländer über eine gelungene Innenansicht eines Raumschiffs. Wo stammen all das glänzende Metall und all die bunten Lämpchen her? „Vom Schrottplatz“, erzählt Henrich bei seinem Vortrag. Elektroschrott wurde hier so aufgearbeitet, dass das perfekte Bild einer futuristischen Welt entstand. Voller Enthusiasmus berichtet der gelernte Schaufenster-Dekorateur von seiner letzten Arbeit: „Der Film ,Mute’ des britischen Regisseurs Duncan Jones, dem Sohn von David Bowie.“ Nachdem die Filmaufnahmen die Dimensionen des Berliner Clubs, in dem gedreht wurde, überstiegen, baute man die Szenerie im Studio nach. Über seine Nominierung zum Oscar für die beste Ausstattung in dem Spielberg-Film „Bridge of Spies“ sagt er mit trockenem saarländischem Humor: „Wenn man für Spielberg arbeitet, kommt man schnell mal zu einem Oscar.“ Dabei arbeitet Henrich auf den Punkt genau, recherchiert Zeit und Umstände, liest die Drehbücher. Vom Berliner Schillertheater, wo man dem jungen Dekorateur eine Chance gegeben hatte, kam Henrich zum Film. „Ich ging einfach zu Artur ,Atze’ Brauner und stellte mich vor“, erinnert er sich. Das sollte der Beginn seiner Karriere werden. Zum Teil kamen die Gäste des Filmfestivals um das Dreiländereck in abenteuerlichen Gewändern – vom Science-Fiction-Kostüm bis zum Minirock im Leoparden-Print war alles dabei. Stilecht und passend zum Museum gab es Currywurst und Schampus. Hinter der kleinen Imbissbude wurden Kurzfilme aufstrebender Regisseure aus dem Dreiländereck gezeigt. „Aus dem Saarland kommt viel Gutes“, fasste Initiator Wolfgang Reeb zusammen und fand: „Auf diesem Festival hat man die Möglichkeit, diese Kräfte zu bündeln.“

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