Blieskastel / Bitsch Euroclassic: Frisch gegründeten Ensembles für das Festival

Nousseviller bei Bitsch: Der eine Teil des neuen Duos Douce France: Marie-Andŕee Joerger
Nousseviller bei Bitsch: Der eine Teil des neuen Duos Douce France: Marie-Andŕee Joerger

Konzerte des Euroclassic-Festivals in Blieskastel und im Bitscher Land überraschen mit Ensembles, die niemand kennen kann, denn sie haben sich gerade erst gegründet und machen Musik von der Klassik bis zur Neuzeit. Und: Es gibt eine Uraufführung.

Das Festivalengagement von Musikern ist eine gute Gelegenheit, zu testen, wie neugierig das Publikum ist – und ob es auch zu Konzerten kommt, deren Musiker es nicht kennen kann, weil sie sich gerade erst zu einem Ensemble zusammengefunden haben. Das ist bei Kammerensembles riskanter als bei einem Orchester wie dem jedes Jahr für Pirmasens neu formiertem Festivalorchester, da Kammermusiker in kleinen Ensembles Solisten sind und jedes Detail auffällt.

Beim Duo Douce France kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu: Es spielt in der Kirche von Nousseviller-lès-Bitche. Wo ist denn das? Das 150-Einwohner-Dorf dürften nur wenige Musikfreunde kennen. Von Zweibrücken aus folgt man über Hornbach der D35A, vorbei an Eschviller, 22 Kilometer ist Nousseviller von der Rosenstadt entfernt, 30 von Pirmasens, auch von dort fährt man über Hornbach nach Lothringen auf die D35A.

Harfe und Akkordeon

Die beiden Instrumentalistinnen, die in Nousseviller auftreten, Marie-Andrée Joerger und Pauline Haas, spielen Akkordeon und Harfe. Das ist eine der ungewöhnlichsten Kombinationen, die man sich denken kann: Die zarte Harfe steht für edle, feingliedrige, melodiöse Kompositionen, das Akkordeon als Schifferklavier eher für volkstümliche, laute und schwungvolle. Wie bringt man das zusammen?

Die in Frankreich bereits mit Preisen bedachten jungen Musikerinnen haben sich postromantische französische Stücke vorgenommen und für ihre Zwecke neu arrangiert: kurze Werke von Maurice Ravel, Georges Bizet sowie des hierzulande wenig bekannten belgischen Geigers und Komponisten Eugène Ysaye (1858-1934) und moderne Songs und Filmmusik von Michel Legrand (1932-2019). Pauline Haas (31), die aus einer französisch-uruguayischen Familie stammt, ist die bekanntere der beiden Instrumentalistinnen, sie spielte schon mit den Berliner Philharmonikern. Erstmals zusammengespielt – in großen Ensembles – haben sie übrigens nicht in Lothringen, sondern in Straßburg. Das Konzert findet am Sonntag, 10. September, 16 Uhr, in der Chapelle Saint-Michel von Nousseviller-les-Bitche (kleine helle Kapelle) statt.

Französische Verstärkung

Das Tresono Quintett ist ein frisch gegründetes Ensemble, hinter dem Günther Wiesemann (66) aus Hattingen steht. „Seit zwei Jahren gibt es schon das Quartett Tamiguplus“, erzählt er. Das war die Basis für das neue Quintett. Das stellte er ad hoc zusammen, als die damalige Blieskasteler Kulturamtsleiterin ihn fragte, ob er auch mit einem Quintett kommen könnte. Wiesemann telefonierte – und am Abend war das Quintett Tresono (Dreiklang) komplett, erzählt er. Die Neue ist – gemäß dem Euroclassic-Motto „Westwärts“ – die Französin Margot Le Moine. Und es wurden extra französische Stücke ins Programm genommen.

Die Bratscherin Le Moine (30) studierte nicht nur in Frankreich und der Schweiz, sondern auch in Deutschland, in der Folkwang Universität der Künste in Essen und spielte schon in der Französischen Kammerphilharmonie und der Kammerphilharmonie Köln. Die russische Pianistin Oksana Shnit (33) wuchs in der Ukraine auf und studierte Klavier an der Musikakademie in Kiew, danach Cembalo an der Folkwang Hochschule in Essen. Auch die Ukrainerin Mariia Kostina (33) studierte an der Tschaikowsky-Musikakademie, allerdings Flöte, später an der Musikhochschule in Detmold und spielte schon als Soloflötistin des London Philharmonic Orchestra.

Humorvolle Uraufführung

Mit dem Geiger Benjamin Nachbar (51) spielt Wiesemann schon lange zusammen, er studierte in den Niederlanden, war schon früh Mitglied der Kammerphilharmonie Europa und auf zahlreichen internationalen Konzerttourneen. Wiesemann selbst studierte an der Kölner Musikhochschule, spielt Klavier und Percussion und komponiert moderne Musik, wobei die Begegnungen mit Alfred Schnittke prägend waren. In Blieskastel erlebt man die Uraufführung des eigens für das Festival komponierten Wiesemann-Werks „Gen Westen – Westwind“, in dem er „Sur le pont d’Avignon“ eingebaut hat, neben seinem nur für Trio komponierten Stück „La lumìère des ombres“.

Das Konzert beginnt französisch mit dem ersten Satz aus Poulencs Sonate für Flöte und Klavier und vier Préludes von Debussy für Viola und Klavier sowie „Syrinx“ für Flöte solo. Mit Faurés „Sicilienne“ ist ein weiteres französisches Werk für diese Besetzung im Programm, mit Flöte und Klavier erklingt Bizets Fantasie zu „Carmen“. Werke von Johann Sebastian Bach und Friedrich Kuhlau (1786-1832) runden ein Programm ab, in dem selbst Kenner Neues finden. Das Konzert findet am Samstag, 16. September, 19 Uhr, in der Blieskasteler Schlosskirche statt.

Info

Karten für beide Konzerte gibt es unter ticket-regional.de und an der Abendkasse.

Nousseviller bei Bitsch: Der zweite Teill des neuen Duos Douce France: Pauline Haas
Nousseviller bei Bitsch: Der zweite Teill des neuen Duos Douce France: Pauline Haas
Blieskastel: Vier von dem neuen Ensemble Tresono Quintett (von inks): Benjamin Nachbar, Mariia Kostina, Oksana Shnit, Günther Wi
Blieskastel: Vier von dem neuen Ensemble Tresono Quintett (von inks): Benjamin Nachbar, Mariia Kostina, Oksana Shnit, Günther Wiesemann.
Blieskastel: Margot Le Moine gehört zum neugegründeten Tresonso Quintett.
Blieskastel: Margot Le Moine gehört zum neugegründeten Tresonso Quintett.
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