Zweibrücken Menschen, Fische, Computerplatinen
In ihrer Geburtsstadt macht sie sich rar, man erlebt sie eher in Kaiserslautern und Landstuhl: die Zweibrückerin Susanne Freiler-Höllinger. Elektronik-Kunst ist ihr aktueller Schwerpunkt . Am Wochenende waren ihre Werke in der Homburger Gustavsburg zu sehen. Aber sie singt auch. A cappella. Übermorgen kann man sie in Kaiserslautern hören.
Mit dem Malen hat die 1965 in Niederauerbach geborene Künstlerin bereits vor 30 Jahren begonnen: „Schon mit elf, zwölf Jahren habe ich angefangen zu zeichnen. Da war einfach das Gefühl da, etwas zeichnerisch darstellen zu wollen, perspektivisch zu erfassen. Wie kann ich ein Schiff hinbekommen? Was macht das Bild in unserem Wohnzimmer so besonders? Da war der Reiz, Dinge realistisch darstellen zu wollen“, beschreibt Susanne Freiler-Höllinger ihre Motivation. Zunächst aber schlug sie andere berufliche Wege ein. Nach der mittleren Reife in der Berufsfachschule Zweibrücken absolvierte sie eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin und zog später nach Stuttgart, wo sie sich zur Maschinenbau-Technikerin weiterbildete und bei Bosch und Scheer in Zuffenhausen arbeitete. Doch die Kunst ließ sie nicht los, sie belegte Kurse an der Europäischen Akademie für Bildende Künste in Trier, lernte Zeichnen bei Franziskus Wendels in Daun (Eifel), später auch, wie man Design und Computerteile zusammenbringt. Nach der Geburt ihrer beiden Töchter 1995 und 1997 eröffnete sie 2000 eine Malschule in Trippstadt bei Kaiserslautern, wo sie heute lebt. Konkrete künstlerische Vorbilder hat sie nicht. „Mir gefallen viele Künstler von ihrem Stil her“, lacht sie. „Aber einen gewissen Hyperrealismus finde ich interessant. Wichtige Inspirationsquellen für mich sind moderne Medien und Cyborgs.“ Autos und technische Geräte waren lange Zeit bevorzugte Themen. Und trotz aller Vielfalt und Freiheit in der Darstellung sind Susanne Freiler-Höllinger dabei die Geometrie und eine gewisse Ordnung wichtig, sie will Systematik in ein Bild bringen. Hier kommt für die Künstlerin die Elektronik ins Spiel: „Dadurch kann ich den Kontext, das heißt, den Hintergrund meiner Bilder frei setzen. Es kann also auch durchaus ein bizarrer Hintergrund sein: Die Elektronik bringt da ein System hinein.“ Als typisch für ihre Bildkomposition betrachtet Freiler-Höllinger ihr Werk „Unterwasserwelt“. „Der Hintergrund ist sehr frei gestaltet, aber in den Fischen habe ich Elektronik integriert. Die Fische gehorchen nicht mehr sich selbst, sondern werden von einer höheren Ebene gesteuert.“ Als organische Struktur erzeugen sie aber immer noch einen Gegenpol zur Maschinenwelt. Die elektronischen Komponenten auf den Gemälden symbolisieren dagegen Strukturen, die sich selbst generieren und damit nicht unbedingt in ihre Umgebung hineinpassen. Trotzdem soll das Bild in einem gewissen Gleichgewicht sein und einen harmonischen Eindruck machen. Das passiert aber nicht immer sofort. „Manche Bilder stelle ich fast ein halbes Jahr weg und arbeite dann daran weiter“, stellt Freiler-Höllinger lakonisch fest. Die Initialzündung zur Entwicklung dieser Elektronik-Kunst kam eher zufällig vor fünf Jahren. „Mein Mann hat zu Hause einen Computer repariert. Und dabei habe ich dann Kondensatoren und Farben gesehen. Das sah beim Hineinschauen wie eine Skyline aus, mit den unterschiedlichen Farben der Platinen“, erinnert sich die Künstlerin. „Diese Bilder haben für mich das Verhältnis von Mensch und Maschine ganz deutlich beschrieben, aber natürlich auch die gegenseitige Abhängigkeit. Wer kontrolliert wen? Der Mensch die Daten oder die Daten den Menschen? Das erfordert eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen, um bei einer Negativentwicklung einschränken zu können.“ Beispielhaft für diese Entwicklung der postmodernen Gesellschaft sind für Freiler-Höllinger Codierungen, die sie auch oft in ihre Bilder einarbeitet. „Viele meiner Arbeiten zeigen, wo die Menschen über sich selbst einen linearen Code haben. Das sind wir heute, wir sind alle registriert – und das zeige ich, ohne Wertung. In den 1980er Jahren, als das Big-Brother-Format in den Medien aufgekommen ist, haben wir uns alle dagegen gewehrt, heute tun wir die Registrierung freiwillig, zum Beispiel indem wir immer und überall unsere Handys dabei haben, die jederzeit eine genaue Ortung unseres Aufenthaltsortes erlauben.“ Die Kunst von Susanne Freiler-Höllinger kommt an: Sie stellte nicht nur oft in Kaiserslautern und Landstuhl aus, sondern auch schon in Berlin, Stuttgart, Hamburg, Hannover, auf Sylt und in Pont-à-Mousson in Frankreich. Und dann gibt es noch die Musik, ihr großes Hobby. Auch da macht sie keine halben Sachen. Bis vor wenigen Jahren hat die Sopranistin a cappella gesungen mit Lisa Mörsdorf (Alt). Unter dem Namen Vocal Pearls waren sie schon im Kaiserslauterer Web-End zu Gast. Sie haben sich in diesem Jahr verstärkt zur Band Lokal Vokal, die auch a cappella singt. „Das Singen ist ein ganz großer Teil meines Lebens und hat mich lange und intensiv begleitet.“