Zweibrücken Mit geliehenen Schuhen und viel Leidenschaft

Hassloch. Ratlosigkeit und hängende Köpfe am Samstagabend im TSG-Sportzentrum: Zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren hat die TSG Haßloch, Spitzenreiter der Handball-Oberliga, zu Hause ein Spiel verloren. Mit 27:28 (13:15) unterlag die TSG der VTZ Saarpfalz . „Wir hatten uns vorgenommen, keinem Rückstand hinterherzulaufen“, sagte VTZ-Trainer Mirko Schwarz nach dem Schlusspfiff. Das war seiner Mannschaft mehr als gelungen.

Denn es war die TSG, die ständig hinterherhinkte, wie es deren Sportlicher Leiter Thomas Müller beschrieb. Beim 2:3 (5.) geriet Haßloch erstmals in Rückstand. Der Gastgeber fand kein Mittel gegen die sehr kompakte und defensiv eingestellte 6:0-Abwehr der Gäste. Der TSG-Rückraum mit Kevin Bitz – er erwischte einen rabenschwarzen Abend –, Kevin Seelos und Sebastian Schubert blieb blass. Denn so defensiv die Abwehr um Philip Wiese und Max Ulbrich auch war: Der ballführende Haßlocher wurde stets von zwei Zweibrückern attackiert. Und vorne trafen vor allem die Rückraumspieler aus allen Lagen: Wiese im linken Rückraum, Steffen Kiefer im rechten Rückraum, Raimonds Trifanovs sogar mit Rücklage. Dabei hatte der Abend für den lettischen Nationalspieler Trifanovs gar nicht gut angefangen: Er hatte seine Schuhe zu Hause vergessen. Da war vor dem Anpfiff dann erst mal hektische Betriebsamkeit in der VTZ-Kabine angesagt. Wer hatte passendes Schuhwerk? Na ja, ganz passend war das Paar des VTZ-Mannschaftsverantwortlichen Hans Jürgen Wiese letztlich nicht, es wurde aber mittels doppelter Sportsocken passend gemacht. Trifanovs störte das im Spiel augenscheinlich nicht weiter, er traf gegen Haßloch sechsmal ins Tor. TSG-Trainer Ralf Schmitt ließ seine Abwehr nach der Anfangsphase offensiver agieren; entweder Kai Best oder Andreas Zellmer sollten den treffsicheren VTZ-Rückraum stoppen. Doch damit gab es Platz für den gewichtigen VTZ-Kreisläufer Tomas Mazar. Sehr viel Platz. Zu viel Platz. Als einen „kräftigen alten Fuchs“ bezeichnete Schmitt ihn. TSG-Rückraumspieler Kevin Seelos stellte ernüchtert fest: „Der dicke Kreisläufer hat jeden Ball gefangen.“ Und zwar nicht nur die Anspiele seiner eigenen Leute. Schmitt: „Viele Abpraller sind denen in die Hände gefallen.“ Meist in Mazars Hände: Seinem Tor zum 10:9 war ein Wiese-Wurf vorausgegangen, den der gute TSG-Keeper Ilan Eigenmann abwehrte (20.). Beim 20:17 sprang der Ball nach einem Fehlwurf Wieses zurück ins Feld (40.), Mazar griff erneut zu. Zudem wusste er seine Körpermasse geschickt einzusetzen, sorgte so für Zeitstrafen der TSG-Akteure. Die verstanden es nicht, in der Abwehr schnell genug zu verschieben, sich gegenseitig zu helfen. Und ein einzelner Haßlocher war gegen Mazars Masse, aber auch gegen den starken VTZ-Rückraum hilflos. „Wir haben schlecht gedeckt – das war das Hauptproblem“, kritisierte Seelos. Außerdem kamen zwei Pfostentreffer von Sebastian Winkelmann, je einer von Kai Best und Kevin Bitz hinzu. Martin Mokris wusste einen weiteren Grund für den VTZ-Sieg: „Wir haben mit Leidenschaft gewonnen.“ Der Erfolg stand allerdings gegen Ende der zweiten Hälfte kurz auf der Kippe: Sebastian Winkelmann erwies sich als sicherer Siebenmeterschütze, brachte die TSG mit 23:26 (52.), 24:26 (53.) und 25:26 (54.) wieder zurück ins Spiel. Als der inzwischen für Ilan Eigenmann ins Tor gerückte Zsolt Kovacs einen Mazar-Wurf parierte, witterte das TSG-Publikum plötzlich eine Wende. Nach einem Konter von Steffen Dietz (26:26, 56.) und einem weiteren Winkelmann-Strafwurf (58.) lag die TSG erstmals seit der achten Minute in Führung. Doch erst glich Steffen Kiefer aus, dann waren nach einem Fehlwurf von Kai Zimmermann alle Haßlocher Siegeschancen dahin. 35 Sekunden vor dem Ende traf erneut Kiefer zum 28:27. Einen großen Anteil am Sieg hatte auch VTZ-Schlussmann Peter Pcola unter anderem mit sechs Glanzparaden. „Zum Glück, denn unser zweiter Torwart Jadran Pesic hat sich am Freitagabend im Training vermutlich einen Kreuzbandriss zugezogen“, sagte Mirko Schwarz. Übrigens: Die Haßlocher hätten sich am Samstag ohnehin den Aufstieg in Liga Drei nicht vorzeitig gesichert. Denn das war von einer Niederlage des Tabellenzweiten Illtal abhängig. Und die Saarländer siegten zeitgleich in Budenheim mit 27:24. (sab/red)

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