Zweibrücken Perspektivische Brechungen
38 Mitglieder des Kunstvereins Zweibrücken und 15 Kinder und Jugendliche zeigen im Zweibrücker City Outlet bei der Jahresausstellung ihre Arbeiten. Thematische Vorgaben gaben es nicht, nur formale: Die Größe war limitiert, und statt wie im Vorjahr bis zu drei Werken, durfte jede(r) diesmal nur ein Werk einreichen. Schöner Effekt: Die Ausstellung ist luftiger, und jede Arbeit bekommt mehr Aufmerksamkeit.
Sie fällt sofort ins Auge: Unvergessen und geheimnisvoll, ihr eigener Mythos, blickt Marlene Dietrich in dem Bild von Elisabeth Jensen (der früheren Leiterin der Zweibrücker Jugendkunstschule) in Öl auf Leinwand festgehalten in den Raum, mit herausforderndem Blick. Mal schauen, was es hier zu sehen gibt? Landschaftsansichten präsentie Eugen Waßmann und Maria Schlachter. Eine farbenfrohe impressionistische Landschaftskomposition, in der die Farbgebung auch die Konturen bestimmt und den Raum strukturiert, zeigt Waßmanns Bild in Schichten von Blau-, Grün- und Gelbtönen, die sich in einem hellgelben Wasser spiegeln – verfremdet und vertraut zugleich. Eine südliche Landschaft ist auch Maria Schlachters „Toscana“. In Acryl auf Leinwand stehen weißgekalkte kleine Häuser mit roten Dächern da, gleißend in der südlichen Sonne, spiegeln sich in einem Fluss; die Fensteröffnungen heben sich dunkel aus dieser Lichtszenerie ab. Interessant ist die Perspektive: Das Bild wirkt wie aus dem Blick eines vorbeifahrenden Betrachters festgehalten. Wie eine Baumkathedrale im Wald wirkt dagegen Wolfgang Schlachters Foto „Gekehrter Weg“, das eine tiefe Ruhe ausstrahlt. An Szenen aus Fritz Langs „Nibelungen“ erinnern diese hochragenden Stämme mit ihrem dichten Blätterdach und den durchscheinenden Lichtstrahlen. Fotorealistisch und surreal zugleich wirkt Natalia Jelankinas „Wasser durch Wasser“. Das Motiv des Wasserkruges vor einer undefinierbaren Landschaft erinnert zwar an ein Stillleben, die Ausgestaltung dieses Aquarells jedoch zeigt eine unverwechselbare individuelle Handschrift. In der Karaffe mit ihrem tiefblauen Wasser gefangen scheint eine Savannenlandschaft bei Sonnenuntergang in klaren Konturen. Ein rotglühender Sonnenball ist auch im Hintergrund erkennbar. Verschwommen, schemenhaft wirft er noch Licht auf eine Baumlandschaft, die sich in einem Gewässer zu spiegeln scheint – eine faszinierende perspektivische Brechung. Trotz der fotorealistischen Darstellung ist „Zwei in einer großen Stadt“ von Günter Baus in Öl gearbeitet. Ein roter VW-Käfer und ein blaugelber US-Straßenkreuzer treffen sich auf den Straßen einer aufstrebenden Großstadt mit ihren Wolkenkratzern, schimmernden Glasfassaden und Baukränen, Symbolen des American Way of Life in den Sixties. Dazu gehört auch der Müll dieser Konsumgesellschaft, der vor den beiden Wagen in Gestalt einer weggeworfenen roten Coca-Cola Dose auf der Straße liegt. Eine flächige, sehr kleinteilig und fragmentiert gearbeitete Landscape, aus der bei näherer Betrachtung im Wechselspiel von Nähe und Distanz Gestalten und Gesichter hervortreten, ist Horst Pirmanns „Beauty Is A Rare Thing“, in Öl und Acryl auf Holzplatte gearbeitet. Verrätselt wirkt dieses Werk, geheimnisvoll lädt es den Betrachter immer wieder zu einer neuen Begegnung ein, zu einer neuen Entdeckungsreise in die Tiefen seiner Vielschichtigkeit. Die „Familiengruppe“ von Raymond David ist ein Symbol der Geborgenheit. In Paradiso-Granit gearbeitet, umschließen sich Vater, Mutter und Kind in lang geschwungenen, weichen Linien. Und auch die Kinder selbst kommen in dieser Ausstellung zu Wort – oder besser zu Pinsel und Palette. Rotgrüne Kreiswelten hat der neunjährige Jan Wallé in einer impressionistischen Aufsicht ausgestaltet, das Märchenmotiv des Schwans, der in zarten Weiß-, Grün- und Lilatönen von einem gleichfarbigen Baum weg über das helle Wasser davonzieht, hat die gleichfalls neunjährige Mia Schwan inspiriert. „Pongo und Perdita“, zwei Dalmatiner hat der erst vierjährige Alex Scheerer in schwarz-weiß als Aquarell auf Papier festgehalten, wie zwei Märchentrickfilmgestalten wirken die beiden munteren Tiere. Eins davon blickt scheu und neugierig zugleich über die Schulter. Kommt da einer? Ausstellung Kunstverein Zweibrücken: Mitgliederausstellung und Ausstellung der Jugendkunstschule, Zweibrücken, City Outlet am Busbahnhof, bis 14. Oktober, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr, Katalogbuch: zehn Euro.