Zweibrücken Schnaps ist gut für die Durchblutung

Kommt ein Fuchs morgens um sechs in den Hühnerstall und ruft: „Raus aus den Federn.“ Wenn Reineke wirklich so schlau ist, wie es in der Fabel heißt, nimmt er sich schön in acht. Es gibt Hühnerrassen, die ihn womöglich mit einem gezielten Handkantenschlag außer Gefecht setzen würden. „Kikeriki – ich mach′s wie Bruce Lee.“ Zumindest hat man dieses Bild vor Augen, wenn man den Begriff Kampfhuhn hört.

Im richtigen Leben ist es aber auch nur Federvieh, dessen Nahkampferfahrung sich arg in Grenzen hält. Weil Hahnenkämpfe in Deutschland verboten sind, zeigen Rassen wie „Zwerg-Malaien schwarz“ und „Englische Zwergkämpfer“ ihre Muckis nur bei Ausstellungen her. So wie am Wochenende in der Bubenhauser Züchterklause, wo die Geflügel-Zuchtabteilung des Kleintierzuchtvereins Zweibrücken ihre mittlerweile fünfte offene Kampfhuhnschau ausrichtet ... Gerhard Müller von der Ausstellungsleitung demonstriert, dass ein Kampfhahn Schosshundqualitäten haben kann. Er nimmt einen „modernen englischen Zwergkämpfer“ aus dem Ausstellungskäfig und stellt ihn auf einen benachbarten Käfig obendrauf. Dann streicht er dem Gockelchen übers Brustgefieder – das Tier macht den Hals lang wie man es von Katzen kennt und genießt die Schmuseminute. „Den hier könnte man in der Wohnung halten. Mit denen da drüben würde man das nicht machen“, sagt Müller und deutet in eine Ecke des Ausstellungsraums. Was dort käfigfüllend steht, könnte als Rausschmeißer in einer Dorfdisco arbeiten. „Aufrecht, herausfordernd“ fällt einem bei dem Exemplar der Rasse „Ko Shamo“ ein. Wenn in der Züchterklause ein japanischer Gourmet vorbeikäme, hätte das Viech schlechte Karten. So ist′s eher umgekehrt, beim Versuch, ans Futterschälchen ranzukommen, wird Gerhard Müller von dem Muskel-Oschi angepickt. „Aggressivität“ lautet das Stichwort. Der Geflügel-Experte erklärt, dass mit Kampfhühnern vor allem im Zusammenspiel mit ihrem Nachwuchs nicht zu spaßen ist. „Eine Glucke verteidigt ihre Brut. Das ist genetisch bedingt.“ Der Nachwuchs von Johannes Tilmont ist unterdessen dabei, das lammfromme, modern-englische Hähnchen zu streicheln. Die beiden Kleinkinder – ein Bub und ein Mädchen - kennen solche Situationen. Denn der aus Wadgassen angereiste Tilmont ist vor einem Jahr in die Kampfhuhnzucht eingestiegen. Die Rasse, die er zuhause hält, nennt sich „Brügger Zwergkämpfer.“ Der 31-jährige Tilmont ist von Beruf Polizist, der schon mal zur Trennung konkurrierender Fans bei Fußballspielen eingesetzt wird. Dass er dafür als Polizeihund-Ersatz ein Stück Geflügel aus dem heimischen Stall hernehmen könnte, sei ihm auch schon in den Sinn gekommen, wie er augenzwinkernd sagt. „Ich hab′ von der Ausstellung hier leider zu spät erfahren. Nächstes Jahr will ich dabei sein“, schmiedet er schon mal Zukunftspläne. Dann sollen sich auch seine Kämpfer dem kritischen Blick der Preisrichter aussetzen. Besagte Richter kreuzen in weißen Kitteln bei einer Ausstellung auf. Damit dieser Anblick in den Kampfhühnern keine Unruhe hervorruft, gibt es einen Trick. „Ich laufe daheim auch mal im weißen Kittel rum“, sagt Gerhard Müller und verrät noch weitere Kniffe. Damit das Gefieder in der Ausstellung gut zur Geltung kommt, wird es mit Vaseline eingerieben, genauso die Hühnerfüße. Und für einen strahlend-rot leuchtenden Kamm weiß Müller auch was. „Man reibt ihn mit Schnaps ein, das ist gut für die Durchblutung.“ (bun)

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