Montagsumfrage So erinnern sich die Südwestpfälzer an die DDR

40 Jahre DDR – dann war Schluss.
40 Jahre DDR – dann war Schluss.

Am 3. Oktober wurde der Tag der Deutschen Einheit begangen. Welche Erinnerungen verbinden sich für die Zweibrücker mit dem „Arbeiter- und Bauernstaat“ ?

„Ich habe nur gute Erinnerungen an den Osten“, sagt Gerhard Graf. Der Zweibrücker stammt gebürtig aus der DDR, aus dem Raum Zwickau. „Die letzte Zeit im Osten habe ich in der Stadt Brandenburg gelebt, aber das war schon nach der Wende.“ In der DDR habe der Staat alles geregelt, „die Leute hatten – davon abgesehen, dass sie nicht reisen konnten – keine Probleme“.

Gerhard Graf
Gerhard Graf

In der Bevölkerung habe es „Sicherheit, eine Gemeinschaft“ gegeben. Dass es eines Tages zur Wende kommen würde, sei für Graf abzusehen gewesen. „Vielleicht wäre es aber sinnvoller gewesen, wenn es eine langsame Annäherung beider deutschen Staaten gegeben hätte.“ Als DDR-Bürger habe man mitbekommen, dass viele Betriebe kaputt gegangen sind, auch gesunde. Die Wiedervereinigung brachte manchen beruflichen und persönlichen Bruch. „Sehr negativ hat es sich auch auf die Dörfer ausgewirkt.“ Heute seien viele kleine Gemeinden wie ausgestorben.

Anna Cwielong
Anna Cwielong

Anna Cwielong hat keine Erinnerungen an die DDR. Die Zweibrückerin ist 1992 geboren, die deutsche Teilung hat sie nicht miterlebt. Darüber, dass Deutschland wiedervereinigt wurde, ist Cwielong froh. „Wir sprechen eine Sprache, sind eine Nation“, betont sie.

Trixi Schreiber
Trixi Schreiber

„Ich war einmal mit dem Bus von Berlin aus drüben“, erinnert sich Trixi Schreiber. Die Tour führte von West-nach Ostberlin. „An der Grenze haben die mit Spiegeln und allem den Bus kontrolliert.“ Der Ausflug in den Osten sei schön gewesen, doch Schreiber sind damals deutliche Unterschiede aufgefallen. „Die Häuser drüben waren sehr alt, grau in grau. Im Westen hat das natürlich schöner ausgesehen.“ Über die Wiedervereinigung ist Schreiber froh. „Es gibt so viele Vereinigungen von Familien, die lange getrennt waren.“ Ganz schlimm findet die Zweibrückerin, dass so viele Menschen an der Grenze umgekommen sind. Nach der Wende ist Schreiber ab und an in den Osten gefahren, an die Ostsee. „Aber 1996 waren wir mal auf Usedom. Da haben wir jemanden kennengelernt, die da Reiseleitungen durch die Seebäder veranstaltet hat.“ Dabei wurden auch die Villen gezeigt, in denen die hohen DDR-Funktionäre gewohnt haben. „Das war ganz interessant.“

Andreas Schuler
Andreas Schuler

Andreas Schuler ist nie in der DDR gewesen. Nach der Wende „gelegentlich für Schulungen in Dresden, da habe ich von der ehemaligen DDR aber nicht mehr viel gesehen“. Etwas aber ist für den Zweibrücker geblieben: „Die Mentalität der Menschen dort ist komplett anders.“ Seine Erfahrung: Die Ostdeutschen haben eine andere Art zu denken. „Das liegt wohl an der Schule, das ständige Reflektieren. Bei den Kommunisten musste man ja ständig Selbstkritik üben.“ In die „Ostzone“ ist Andreas Schuler vor der Wende nicht gefahren, „weil es für mich dafür keinen Grund gab.“

Ulrike Buß
Ulrike Buß

Karl und Ulrike Buß haben keine positiven Erinnerungen an die DDR. Ulrike Buß stammt aus Ostdeutschland, sie ist vor der Wende in den Westen gezogen. 1975 haben die beiden die Stadt Leipzig besucht. ,„Wenn man an die Grenze gefahren ist, hatte man schon ein ungutes Gefühl“, erinnert sich Karl Buß. „Man ist ja regelrecht durchleuchtet worden.“ Ulrike Buß ergänzt: „Wir durften nicht ins Grenzgebiet, wir mussten uns immer woanders mit der Familie treffen. Und abends um zehn mussten die Leute zu Hause sein. Wenn ich irgendwo Geburtstag gefeiert hab’ und war um zehn nicht fertig, dann musste ich da schlafen.“

Karl Buß
Karl Buß

In Erinnerung geblieben seien auch Essensmarken, geteilte Dörfer, getrennte Familien und Unterversorgung der Menschen, die im Grenzgebiet wohnten. Auf der anderen Seite: Wenn große Touristenaktionen in den Städten stattfanden – etwa die Leipziger Messe –, dann seien die Regale voll gewesen. Davor und danach: gähnende Leere. Karl und Ulrike Buß sind froh über die Wiedervereinigung. „Jeder hat dort drüben das gleiche verdient, egal ob Akademiker oder Arbeiter. Jeder hatte daheim die gleiche Schrankwand, es gab nur eine geringe Auswahl an Autos.“

Noch heute bemerken Karl und Ulrike Buß krasse Unterschiede. Diese gab es zur Zeit des geteilten Deutschland auch beim Urlaub. „Wenn ein Westdeutscher nach Bulgarien in den Urlaub gefahren ist, dann hat er dort alles bekommen. Von den Ostdeutschen wurde er abgesondert. Für die ,Wessis’ war der Urlaub billig, die Leute aus dem Osten mussten dafür mehrere Monatsgehälter sparen. Und sie haben nicht das Gleiche bekommen wie die ,Wessis’, zum Beispiel schlechteres Essen und schlechtere Hotels.“

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