Zweibrücken Tierschutzverein gibt Tipps, worauf vor dem Tierkauf zu achten ist

 Katja Bösel, Zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Zweibrücken, mit Großpudel Donut. Im Tierheim leben derzeit 19 Hunde, 16
Katja Bösel, Zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Zweibrücken, mit Großpudel Donut. Im Tierheim leben derzeit 19 Hunde, 16 Katzen und sechs Wellensittiche.

Für viele gelten Tiere als Ergänzung zur Familie. Doch viele Menschen machen sich vor der Anschaffung nur wenig Gedanken, welche Folgen der Kauf eines Hundes oder einer Katze hat. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Nadine Bender, erzählt vom Phänomen des schwarzen Hundes, und was künftige Herrchen und Frauchen beachten sollten.

19 Hunde, 16 Katzen und sechs Wellensittiche leben momentan im Zweibrücker Tierheim. Im April waren auch drei Kaninchen dort. „Wir hatten aber auch schon über 40 Hunde und Katzen“, erzählt Nadine Bender, ehrenamtliche Vorsitzende des Tierheims Zweibrücken, während man die Bewohner im Hintergrund bellen hört. Viele Tiere landeten dort wegen „Animal Hording Fällen, also dass Leuten ihr Tierbestand über den Kopf wächst und man das eigene Leben nicht mehr im Griff hat. Und häufig Hunde, die nicht erzogen werden und dann mit anderthalb Jahren anfangen, Probleme zu machen“.

Deshalb fordert Bender dazu auf, sich bereits vor der Anschaffung Gedanken zu machen. „Den Leuten ist gar nicht bewusst, was das eigentlich heißt. Es ist eben nichts, wenn man sagt: ,Ach nee, keine Lust mehr’ und das Tier dann wieder abschieben will.“ Besonders ob man die Zeit hat, noch im Studium ist oder was man beruflich macht, sollte vorher bedacht werden. „Gerade bei Welpen muss man sich die nächsten 15 Jahre damit beschäftigen.“

Bei Hunden erst über Rasse erkundigen

Bei der Auswahl des Hundes sollte man sich zuvor über die Rasse erkundigen. „Wenn man nur sagt, ach so ein Border Collie gefällt mir gut. Da muss man sich klarmachen, wozu wurde der gezüchtet? Man muss sich mit den Eigenschaften der Rasse auseinandersetzen.“ Auch in Hundeschulen oder im Tierheim könne man sich beraten lassen, welcher Hund gut zu einem passt. „Hier kann man dann auch mal mit dem Hund Gassi gehen und den kennen lernen“, ergänzt Bender.

Viele Leute würden sich über die Ansprüche des Tierheims bei der Vermittlung beschweren, „aber eigentlich haben ja nicht wir die Ansprüche, sondern die Tiere“. Besonders herzzerreißend sei es, wenn man merkt, dass das Tier nicht mit der Situation klar käme. Vor allem wenn die Mitarbeiter bereits wissen, dass es aufgrund von Beißvorfällen schwierig sein kann, diesen zu vermitteln. „Die eine Hündin ist hier total happy, und dann haben wir einen Dobermann, der mit dem Stresspegel nicht zurechtkommt. Dann sieht man den da sitzen und er kommt nicht zur Ruhe.“

Bei schwarzen Hunden zögerlicher

Ebenfalls schwer vermittelbar seien schwarze Hunde, bei denen die Menschen oft mehr Angst hätten. „Viele sagen bei Katzen, die Farbe sei egal, nur nicht schwarz. Und wenn da ein schwarzer, großer Hund sitzt und der genauso ist wie ein blonder, ist der blonde schneller vermittelt“, beschreibt Bender das Phänomen. Auch Herdenschutzhunde seien „Dauersitzer“. Solche Hunde werden immer häufiger gekauft, da „die Leute immer was besonderes wollen“. Anschließend landen sie dann im Tierheim. Hunde, die „sehr groß und schwer sind, schonmal gebissen haben, oder Rassen wie der Kangal, wenn der Hund dann schon sieben ist und noch nie drinnen gelebt hat“, seien ebenfalls immer lange im Tierheim.

Und dann sind da die schwierigen älteren Tiere wie der 14-jährige Falk, der bereits seit vier Jahren auf ein Zuhause wartet – aufgrund von Beißvorfällen und seines Alters jedoch einige Anforderungen mitbringe. „Bei dem fürchten wir, dass er das Tierheim nicht mehr verlassen wird.“ Um Aufmerksamkeit auf schwer vermittelbare Hunde zu lenken und die Hürde zum Welpenkauf zu erhöhen, haben Welpen eine höhere Schutzgebühr. „Bei Welpen setzt der Verstand bei den Leuten aus“, sagt Nadine Bender lachend.

Wunsch nach stärkeren Kontrollen

Eine weitere Schwierigkeit sieht Bender bei Tieren aus dem Ausland. „Wenn die Leute Probleme mit den Hunden haben, kümmern die Vereine sich nicht mehr darum“, erklärt sie. Darum wünscht sie sich stärkere Kontrolle über solche Vermittlungsvereine durch die Politik. Zudem sollte man die deutschen Tierheime nicht vergessen, denn „die Tiere im Tierheim hier sterben auch, wenn sie keiner holt“.

„Ach Gott, geht bloß nicht zum Züchter“, würde sie nie sagen. Ein Problem habe sie viel mehr mit den „ganzen Leuten, die sagen, ach wir tun mal die und die Hunde zusammen. Eigentlich sollten gar nicht mehr so viele Hunde produziert werden, weil es schon so viele gibt. Ein Hundeführerschein ist gut und schön, aber es muss schon vorher angefangen werden“, fordert Bender von der Politik. Außerdem solle es weniger Auflagen für sogenannte Kampfhunde geben, um es für Interessenten einfacher zu machen, da „wir ja sowieso schon gucken, ob das passt“.

Falls man sich keinen eigenen Hund leisten kann, ist es trotzdem möglich, zu helfen. „Gassi gehen oder bei Kuchenverkäufen. Die Heidi, die ist Rentnerin, kommt zweimal die Woche putzen, und bei Kuchenverkäufen hat meine Schwester Sarah einen ganzen Stamm Frauen, die da immer helfen. Es sind irgendwie immer Frauen“, bemerkt die Vorsitzende. Mit Spenden konnte bereits einiges erneuert werden, wie die Zäune, Volieren und die Freiläufe beim Katzenhaus. „Unser großer Traum ist es, die Hundeanlage neu zu machen. Eigentlich ist das alles nicht mehr zeitgemäß.“

Info

Der Tierschutzverein lädt für Sonntag, 23. Juni, 11 bis 17 Uhr, zum Sommerfest im Tierheim im Ernstweilertal ein. Es gibt Verkaufs- und Infostände, eine Tombola, vegetarisches und veganes Essen, Führungen durch die Anlage, Fotoshootings, Haarschnitte und Tattoos werden gestochen.

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