Zweibrücken Wie aus einer alten, legendenumwobenen Zeit

Weihnachtsklassiker und Rezitationen standen am zweiten Weihnachtstag auf dem Programm der Schola Cantorum Blieskastel unter Leitung von Sebastian Müller, der auch die Klavierbegleitung übernahm. Bei dem Konzert in der Schlosskirche nahmen sie am Montagnachmittag zusammen mit Sopranistin Lena Maria Kosack, Jörg Lieser an der Klarinette, Organist Christoph Nicklaus und Erzähler Othmar Appenzeller rund 200 Besucher mit auf eine musikalische Rundreise.

Zu den Markenzeichen der Schola Cantorum Blieskastel gehört der A-cappella-Gesang. Der Klang der Männerstimmen in seiner ganz spezifischen Mischung stand im Mittelpunkt des Konzertes, malerisch waren die Klangfarben, die den Interpretationen der bekannten Weihnachtslieder ihren besonderen Charme verliehen. Klare Intonation und eine gut gegliederte Formgebung, die den innigen Ausdruck des Liedes unterstrich, charakterisierten die Interpretation des Weihnachtsliedes „Zu Bethlehem geboren“, den die Sänger in einem wundervoll einheitlichen Ensembleklang gestalteten, der dennoch immer eine individuelle Note hatte. Die Sänger ließen das traditionelle Strophenlied wie eine Ballade wirken, eine Erzählung aus einer alten, legendenumwobenen Zeit. Sehr leise und innig verhalten sangen sie auch mit tief empfundenem Ausdruck den Klassiker „Heilige Nacht“, romantisch und ergreifend klang das Lied durch das große Schiff der hellen Blieskasteler Barockkirche. Auch in „Hell vom Turm die Glocken klingen“ überzeugte die Schola Cantorum Blieskastel durch die friedvolle Stimmung, die jedoch zugleich einen Aufbruch beinhaltete, der durch subtile Differenzierungen in der Dynamik wie auch im Ausdruck zur Geltung kam. „Laut tönt es von nah und von fern – der Erlöser, er ist da“ – diese Botschaft unterstrichen die Sänger durch nuancenreiche Unterschiede in der Lautstärke wie auch in der Interpretation. Obwohl der Chorklang sich durch eine wundervolle Einheitlichkeit auszeichnete, faszinierten die ausschattierten Klangfarben, die zu einem malerischen Klangcharakter beitrugen. Volkstümlich einfach, mit unaufdringlich packendem Ausdruck und wie mit einer einzigen Stimme sangen die Herren der Schola Cantorum Blieskastel den Klassiker „Es ist ein Ros“ entsprungen. Zu den Highlights des Konzertes gehörte auch das Allegro aus der Kirchensonate B-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Hier faszinierte Solist Jörg Lieser durch die klangvolle Intonation und die klaren, schön ausgeformten, präzise umrissenen Klangbögen seiner Klarinette, die das Thema vorstellten. In einem Solo fesselte er durch die klaren melodischen Linien, die wie ein musikalischer Monolog wirkten, nachdenklich und versonnen, wie ein Zwiegespräch mit sich selbst. Die Triller in den an ein Duett erinnernden Passagen waren nie nur Selbstzweck, der der Ausschmückung diente, sondern sie unterstrichen den übermütigen Charakter dieses Selbstgesprächs, das eine kurze, markante Klavierkadenz von Sebastian Müller beendete. Auch in den „Five Angels – Haniel und Mikael“ von Peter Przystaniak begeisterte Klarinettist Jörg Lieser durch seine dunkle, lautmalerische Interpretation, die wie ein Lied ohne Worte wirkte, über fragmentarischen, wiederkehrenden Klaviermotiven, die sich nicht aus einem Kreis befreien zu können schienen. Ein plötzlicher Stimmungsumschwung der Klavierbegleitung, den Sebastian Müller bewusst dem elegischen Charakter des Klarinettenthemas entgegensetzte, ließ auch die Klarinette in den immer wieder in den Wirbel der in und um sich kreisenden Klaviermotive einfallen. Die junge Sängerin Lena Maria Kosack begeisterte durch die mühelose Höhe und die schwebenden Koloraturen ihres glockenklaren lyrischen Soprans in Georg Friedrich Händels Arie „O hätt’ ich Jubals Harf’“ ebenso wie im Duett mit den Herren der Schola Cantorum Blieskastel im Klassiker „Macht hoch die Tür“ in einer aparten Klangfarbenmischung zwischen den dunklen Farben der Chorsänger und ihrem silbrigen Sopran. Und mit den zusammen mit den Besuchern gesungenen Liedern „Nun freut euch, ihr Christen“ und dem Hit „O du fröhliche“ entließen die Künstler ihre Gäste in bester Stimmung in den zweiten Weihnachtsabend.

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