Zweibrücken Wo Neubürger zum deutschen Pass noch eine Rose bekommen

Die Beigeordnete Christina Rauch im Herzogssaal im Gespräch mit einigen der Neubürger.
Die Beigeordnete Christina Rauch im Herzogssaal im Gespräch mit einigen der Neubürger.

54 Mitbürger, die aus unterschiedlichsten Ländern nach Zweibrücken gekommen sind, haben hier jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Eine junge Frau erzählt.

So viele Jahre hatte sie auf diesen Moment gewartet. Seit Dienstagnachmittag ist Aynur Yusifova nun endlich Deutsche. Ganze 16 Jahre ist es her, dass der jungen Frau die Ausreise mit Mann und Kind aus dem Unterdrückungsstaat Aserbaidschan geglückt ist. „Wir sind aus politischen Gründen gegangen“, möchte sie zu diesem Thema nur ganz knapp sagen. Seither lebt die Frau in Zweibrücken; hier hatte sie sich schon mehrmals um die deutsche Staatsbürgerschaft bemüht, bis es nun endlich geklappt hat. „Zuletzt hatte ich vor dreieinhalb Jahren um einen Termin bei der Ausländerbehörde gebeten.“ Den sie ein Jahr später dann bekommen habe. „Da habe ich alle geforderten Unterlagen eingereicht, und dann war wieder Warten angesagt.“

Vor der Beigeordneten Christina Rauch und Oberbürgermeister Marold Wosnitza gab am Dienstag auch die Familie Allegru ihr Treueve
Vor der Beigeordneten Christina Rauch und Oberbürgermeister Marold Wosnitza gab am Dienstag auch die Familie Allegru ihr Treueversprechen auf die Bundesrepublik und das Grundgesetz ab.

Die langen ungewissen Zeitspannen hat Aynur Yusifova nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Schon gleich zu Anfang wollte ich einen Deutschkurs machen, aber dafür hab’ ich damals noch keine Genehmigung gekriegt. Da bin ich zur Zweibrücker Stadtmission in der Wallstraße gegangen und habe meinen Sprachkurs eben dort gemacht.“ Anschließend blieb sie bei der Stadtmission und gab dort in den folgenden vier Jahren ihre frisch erworbenen Deutschkenntnisse an andere Neubürger weiter, indem sie selbst Sprachkurse leitete. „Damals war ich also die Frau, die in Zweibrücken Deutschkurse gab, obwohl sie selbst eigentlich noch gar keinen belegen durfte.“

Vom Mehrwert einer vielfältigen Gesellschaft

„Wer die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt, der bekundet seinen Willen, unsere Gesellschaft und unser Land mitzugestalten“, hat Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza bei einer städtischen Einbürgerungsfeier am Dienstag im Herzogssaal gesagt. „Zeigen Sie durch Worte und Taten, welchen Mehrwert eine bunte und vielfältige Gesellschaft hat.“

Diesen Appell hat Aynur Yusifova längst verinnerlicht. Fünf Jahre lang engagierte sie sich in ihrer südwestpfälzischen Wahlheimat als Mitglied im städtischen Beirat für Migration und Integration, machte ihre Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Seit sechs Jahren arbeitet sie auf der Intensivstation des Nardini-Klinikums, und ihre fachliche Weiterbildung in der Anästhesie- und Intensivpflege hat sie inzwischen in der Tasche. Genauso wie jetzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft, von der sie jetzt ihrem Zweibrücker Freundes- und Bekanntenkreis stolz erzählen darf.

Eine Urkunde und ein gedrucktes Grundgesetz

Bei der Feierstunde am Dienstag im Herzogssaal haben 54 Menschen ihre Einbürgerungsurkunden und Druckausgaben des Grundgesetzes bekommen. Obendrein gab’s eine Zweibrücker Rose für jeden. Alle Neubürger traten einzeln zum Rednerpult vor, wo sie vor Oberbürgermeister Marold Wosnitza und der Beigeordneten Christina Rauch folgendes Versprechen ableisteten: „Ich erkläre feierlich, dass ich das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland achten und alles unterlassen werde, was ihr schaden könnte.“

Gruppenbild der Eingebürgerten vor dem Zweibrücker Rathaus.
Gruppenbild der Eingebürgerten vor dem Zweibrücker Rathaus.

„Einige von Ihnen sind hier schon geboren worden, leben schon sehr lange hier“, begrüßte Wosnitza die neuen Staatsbürger mit Wurzeln in Rumänien, der Türkei, Polen, Mazedonien, Sudan, Bosnien-Herzegowina, Syrien, Jordanien, Libanon, Ägypten, Russland, Vietnam, Kosovo, Südafrika, Albanien, Belarus, Italien, Aserbaidschan, Bulgarien und Pakistan. „Schauen Sie nicht nur Ihr von daheim gewohntes Fernsehen, gehen Sie raus unter die Leute“, riet der Rathauschef und empfahl den Besuch des Stadtfests Ende Juli: „Ich würde mich freuen, Sie dort zu treffen.“

Am 27. Juni ist in Deutschland eine Gesetzesänderung in Kraft getreten, die eine doppelte Staatsbürgerschaft ermöglicht. Die Stadt Zweibrücken hat einigen Neu-Landsleuten dabei geholfen, ihre Einbürgerung bis nach diesem Stichtag zu verzögern. „Zum Beispiel lässt das Land Syrien niemanden jemals aus seiner Staatsbürgerschaft raus“, erläutert Michel Rastoul, der Sachgebietsleiter für Ausländerwesen im Rathaus: „Die Leute von dort können deshalb nur über die doppelte Staatsbürgerschaft Deutsche werden.“ So sind auf Grundlage der neuen Rechtslage 31 der 54 am Dienstag eingebürgerten Zweibrücker Inhaber eines Doppelpasses.

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