Zweibrücken ZW-vernetzt: Adresse für Senioren, Obstbäume und Elektrogeräte

Malu Dreyer bei ZW-vernetzt, hier vor dem Helmholtz-Gymnasium im Gespräch mit Rikscha-Pilotin Birgit Sosson.
Malu Dreyer bei ZW-vernetzt, hier vor dem Helmholtz-Gymnasium im Gespräch mit Rikscha-Pilotin Birgit Sosson.

Auf ihrer „Im Land daheim“-Tour hat sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Zweibrücken zeigen lassen, was die Initiative ZW-vernetzt alles auf die Beine stellt.

„Birgit, hasche heit Morje die Schees gebutzt?“ Ja, sie hat: Schließlich durfte Birgit Sosson am Donnerstagnachmittag ihre „Schees“ – also die Zweibrücker Fahrrad-Rikscha – der rheinland-pfälzischen Regierungschefin vorführen. Die Rikscha-Initiative „Radeln ohne Alter“ ist eines der Einzelprojekte, die unter dem Dach von ZW-vernetzt miteinander verknüpft sind.

Getauft wurde die Fahrrad-Rikscha auf den Namen Anni. „Mit der sind bei ,Radeln ohne Alter’ inzwischen ein Dutzend Leute unterwegs – die sogenannten Piloten“, erzählte Birgit Sosson. Jeden Mittwoch rollt das mehrsitzige Gefährt zum Awo-Seniorenheim am Rosengarten, freitags zum Wichernhaus. Denn die stets „gebutzte“ Anni lädt Ältere und Gehbehinderte zu kostenlosen Ausfahrten ein. „So kommen manche wieder mal selbst beim Metzger vorbei“, sagte Sosson. „Anderen erfüllen wir den Herzenswunsch, wenigstens einmal noch ihr ehemaliges Wohnhaus zu sehen. Und wieder andere lassen sich einfach mal auf einer lustigen Rundfahrt quer durch Zweibrücken kutschieren.“

Gründungsstunde in der Pizzeria

Das Rikscha-Projekt ist nur ein einzelnes Beispiel für die vielen Aktivitäten, die sich bei ZW-vernetzt bündeln. Dessen Co-Vorsitzender Stefan Paul berichtete der Ministerpräsidentin am Donnerstag, wie die Initiative im Herbst 2019 von 13 Leuten im Nebenzimmer der Pizzeria San Remo gegründet wurde: „Wir waren ein privater Freundeskreis, und wir kamen immer wieder auf Klimaschutz zu sprechen. Fridays für Future war groß im Kommen. Wir waren uns darin einig, dass man nicht immer nur schimpfen und darauf warten sollte, bis die Politik etwas unternimmt.“

Heute ist ZW-vernetzt eine Plattform für die unterschiedlichsten Ansätze in Zweibrücken und Umgebung, die sich mit Klima- und Umweltschutz, mit Nachhaltigkeit und dem Bewahren von Ressourcen beschäftigen. „Da machen jetzt der Naturschutzbund und das Rote Kreuz ebenso mit wie das Reparaturcafé im Bahnhof und die Zweibrücker Gruppe ,Er-Schließ mich’, die sich für den Erhalt des Freibades engagiert.“ Jüngste Errungenschaft ist die Gründung der Energiegenossenschaft Südwestpfalz/Saarpfalz, die sich mit dem gemeinschaftlichen Bau sowie der Nutzung und Vermarktung von Photovoltaik-Anlagen beschäftigt.

Bäume, die den Klimawandel besser aushalten

Heute, so berichtet Stefan Pauls Mit-Vorsitzende Tanja Neumann, hat sich bei ZW-vernetzt ein Stamm aus etwa 100 festen Mitstreitern gefunden. So vielfältig die einzelnen Initiativen sind, so unterschiedlich waren die Tätigkeitsfelder, die die Gruppierung am Donnerstag bei der Aktion „Ministerpräsidentin trifft Ehrenamt“ ihrem Mainzer Gast vorstellte. Da war die Gartenbauerin Kerstin Pick, die den Baumbestand auf dem Lehrerparkplatz des Helmholtz-Gymnasiums erklärte: 2021 wurden dort fünf robuste südländische Bäume angepflanzt, die gegen den Klimawandel besonders widerstandsfähig sind – und bienenfreundlich obendrein. Diese Eigenschaft zeichnet auch die Blumen- und Sträucherbeete aus, die ZW-vernetzt ebenfalls auf dem Schulparkplatz angelegt hat – sowie vor dem früheren Restaurant Alte Münze. Dort, wo vorher zwei triste, graue Schotterflächen in der Sonne gebrutzelt hatten.

In Berlin hatte die Zweibrückerin Ina Schneider das „Urban Gardening“ kennengelernt: Warum sollte man öffentliche Blumenbeete nicht nutzen, um dort Obst und Gemüse anzubauen, an dem sich jeder bedienen kann? Inzwischen hat Ina Schneider zusammen mit fleißigen Mitstreitern einen großen Garten mitten in Zweibrücken gepachtet und in eine blühende, grüne „Oase der Artenvielfalt“ verwandelt. Und an der Gründung des Food-Sharing-Bezirks Zweibrücken war die Grundschullehrerin ebenfalls maßgeblich beteiligt. Da ist es nur folgerichtig, dass die junge Frau inzwischen längst ebenfalls unter dem offenen Dach von ZW-vernetzt eine Heimat gefunden hat.

Ein Hinweis für die Ministerpräsidentin

Genauso wie das Reparaturcafé im Bahnhof: Dessen Betreuerin Barbara Danner-Schmidt gab der Ministerpräsidentin einen Hinweis mit auf den Heimweg nach Mainz. In Österreich und Thüringen zahle die öffentliche Hand inzwischen einen Bonus an Leute, die ihre defekten Elektrogeräte reparieren lassen, anstatt sie auf den Müll zu werfen. „Diesen Bonus kannte ich noch nicht“, räumte Malu Dreyer ein und versprach, die Idee auch für Rheinland-Pfalz prüfen zu lassen.

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