Zweibrücken Zwischen Reha und Rio

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Rieschweiler-Mühlbach. Angeln in Schweden war Till Wöschler zuletzt, anstatt mit dem Speer auf Weitenjagd bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking zu gehen. Für den Zweibrücker, der für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, endete die Saison verletzungsbedingt vorzeitig im Juni. Erneut bereitete der Ellenbogen Probleme. Im Juli wurde der 24-Jährige in München operiert.

Die Chance, in diesem Jahr bei der WM zu starten, war gut. Die Form stimmte bei Wöschler. Da Thomas Röhler (Jena) im vergangenen Jahr die Diamond League im Speerwurf gewonnen hatte, standen dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bei der WM im Speerwurf der Herren vier Startplätze zur Verfügung. Die Verletzung machte Wöschler aber einen Strich durch die Rechnung. Am Ende vertraten neben Röhler Johannes Vetter (Saarbrücken), Andreas Hofmann (Mannheim) und Lars Hamannn (Dresden) den DLV in Peking. „Im Moment geht es mir ganz gut“, sagt der U23-Europameister von 2011, der seit Jahren immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wird. „Natürlich kommt man da ins Grübeln. Immer wieder quält man sich, kämpft sich heran und erneut spielt der Körper nicht mit“, sagt Wöschler. Das Fatale sei, dass sein Ellenbogen im Alltagsleben, auch beim Sportstudium an der Deutschen Sporthochschule in Köln, überhaupt keine Probleme bereite. „Wäre es so, dass sich Probleme abzeichnen, könnte ich ja gegensteuern, eventuell das Training etwas reduzieren oder umstellen“, sagt Wöschler. Aber dem ist nicht so. Der Ellenbogen machte immer wieder auf einen Schlag in einem Wettkampf einen Strich durch Wöschlers Pläne. In diesem Jahr bei den nordrhein-westfälischen Meisterschaften, nachdem er erstmals nach drei Jahren in einem Wettkampf einen Speer wieder über 80 Meter geworfen hatte – und sich Hoffnungen auf die WM-Teilnahme machen durfte. Mit dem Speerwurf aufhören, „natürlich denkt man darüber nach, wenn zum x-ten Mal die selbe Verletzung das Problem ist“, sagt Wöschler. Die Alternative lautete Operation. „Für mich die letzte Chance“, steht für Wöschler fest. Deshalb entschied er sich für diese Option. Andreas Lenich, Spezialist für Schulter- und Ellenbogenverletzungen an der Technischen Universität München, zeigte ihm diese Option auf. Wöschlers Verletzungen liegen immer im Bereich des Muskel-Sehnen-Übergangs im Ellenbogen. Die Bänder in diesem Bereich waren quasi nicht mehr existent, was zur Folge hatte, dass bei der extremen Belastung im Speerwurf nicht genügend Halt im Ellenbogen gegeben war. Die Bänder wurden ersetzt. Jetzt heißt es täglich Krankengymnastik für Wöschler. Beugen, strecken. Aktuell läuft alles nach Plan und der 24-Jährige hat als Ziel die Teilnahme an den Olympischen Spiele in Rio de Janeiro im kommenden Jahr. Ab Oktober steigt Wöschler, den weiteren ordnungsgemäßen Heilungsprozess vorausgesetzt, wieder ins Training ein. Würfe sind aber erst ab Dezember wieder vorgesehen. So ist derzeit auch Zeit für andere Dinge. Im August war er eine Woche mit Freunden im Angelurlaub in Schweden. Ein etwa 1,40 Meter langer Wels, „dürfte der wohl bislang größte Fisch sein, den ich aus dem Wasser gezogen habe“, erzählt Wöschler. Angeln, das ist eine ganz große Leidenschaft der drei Wöschler-Jungs Till, Aris und Nils. Till Wöschlers Brüder spielen beide beim Handball-Drittligisten SV 64 Zweibrücken. „Handball ist Plan B“, sagt Till Wöschler zu seiner sportlichen Zukunft. Aber erst einmal wird an Plan A gearbeitet. Und der heißt nach vier Seuchensaisons im kommenden Jahr noch mal richtig weit Speer werfen.

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