Pfalz Souvenirs: Was kauft der Tourist in der Pfalz?

Dehääm in Bärmesens: In Pirmasens setzt man auf modernes Stadtmarketing – und auf den Stier.
Dehääm in Bärmesens: In Pirmasens setzt man auf modernes Stadtmarketing – und auf den Stier.

Eines steht fest: Wenn der Pfalz-Urlauber wieder zu Hause in Bottrop oder Boston ist, wird er einen ganzen Zoo aus seinem Reisekoffer ziehen: Denn in den Pfälzer Tourist-Informationen verkaufen sich Tiere aller Art besonders gut. Und Dubbegläser und ... nun ja: Kommen Sie selbst mit auf eine Reise durch die Pfalz. 1,9 Millionen Gäste im Jahr können nicht irren.

Manche Dinge sind einem als Pfalz-Bewohnerin gar nicht so bewusst: Zum Beispiel, wie viele Tiere in den Touristen-Informationen zwischen Pirmasens und Deidesheim auf ihre Erlösung warten. Elwetritsche und Stiere, Geißböcke und Schnecken. So wandert in Neustadt, der heimlichen Hauptstadt der Elwetritsche, eben jenes Fabelwesen aus dem Pfälzerwald am häufigsten über die Theke der Tourist-Info – als Plüsch-Anhänger zu 3,90 Euro das Stück. Der geneigte Pfalzbesucher muss nur wenige Kilometer weiterfahren, um in Deidesheim (Kreis Bad Dürkheim) das nächste Souvenir-Tier zu ergattern – einen Geißbock, klar. Der kleine „Napoleon“ wird für 5,90 Euro feilgeboten, sein großer Bruder für 13,90 Euro. Und auch die Marketing-Leute von Pirmasens freuen sich über ein tierisches Angebot: „Ganz tolle Pirmasens-Stiere.“ Die gehen allerdings – wohl auch wegen des Preises (74,90 Euro) – nur „ab und an“ über die Theke.

Christbaumkugeln mit Stadt-Motiven

Weniger tierliebe Menschen müssen die Pfalz selbstredend nicht ohne Reiseandenken verlassen: So produziert die Stadt Speyer seit zwei Jahren Christbaumkugeln (5 Euro) mit Motiven der Stadt, pro Jahr werden rund 2000 davon verkauft. Übrigens auch im Hochsommer – dann vor allem an Gäste aus den USA. Und auch aus Ludwigshafen und Pirmasens kann man sich besondere Kugeln an den Baum hängen: Die 250 Pirmasenser Weihnachtskugeln (19,95 Euro), die im vergangenen Jahr erstmals verkauft wurden, waren sofort weg – wohl auch deswegen, weil viele Einheimische den Baum damit schmückten, wie Marketingfrau Eva Brödel weiß.

Dehääm in Bärmesens: In Pirmasens setzt man auf modernes Stadtmarketing – und auf den Stier.
Dehääm in Bärmesens: In Pirmasens setzt man auf modernes Stadtmarketing – und auf den Stier.
Bock auf Deidesheim: Der Geißbock aus Plüsch ist hier der Bestseller.
Bock auf Deidesheim: Der Geißbock aus Plüsch ist hier der Bestseller.
Gutes aus Lu: Ludwigshafen setzt auf Essbares.
Gutes aus Lu: Ludwigshafen setzt auf Essbares.
Seit Kurzem im Verkauf und sehr beliebt: der Speyerer 0-Euro-Schein.
Seit Kurzem im Verkauf und sehr beliebt: der Speyerer 0-Euro-Schein.
Der Allzeit-Klassiker aus der Pfalz: das Dubbelglas, hier mit dem Speyerer Dom.
Der Allzeit-Klassiker aus der Pfalz: das Dubbelglas, hier mit dem Speyerer Dom.
Na, welche Stadt verbirgt sich wohl dahinter? Genau: Grüße aus Kaiserslautern.
Na, welche Stadt verbirgt sich wohl dahinter? Genau: Grüße aus Kaiserslautern.
Tiere gehen immer: Das weiß man in Neustadt – und setzt auf die Elwetritsche.
Tiere gehen immer: Das weiß man in Neustadt – und setzt auf die Elwetritsche.
Ansprechende Postkarten: Grüße aus Ludwigshafen am Rhein.
Ansprechende Postkarten: Grüße aus Ludwigshafen am Rhein.

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Wenig besinnlich, dafür praktische, Pfalz-typische und preisgünstige Souvenirs zwischen 3,70 Euro und 7,50 Euro sind Dubbegläser, die sich in allen Tourist-Infos der Pfalz gut verkaufen. Sei es an den beiden Enden der Weinstraße, in Bockenheim und Schweigen-Rechtenbach, sei es in Speyer (mit Stadtlogo), Bad Dürkheim (Wurstmarkt-Logo), Kaiserslautern (Humbergturm) oder in „Ludwigshafen – dem Door zur Palz“. Da man in kleinen Dingen großzügig sein soll, verbuchen wir auch den Bierkrug der „Rosenstadt Zweibrücken“ galant unter dieser Rubrik. Und weil wir schon bei Wein und Bier sind: Auch Lebensmittel wie der Dom-Honig in Speyer, eine Stadtjubiläums-Cuvée in Landau oder die mit Lebensmitteln gefüllte Ludwigshafen-Box sind gern gekaufte Mitbringsel.

Reiseandenken müssen günstig und klein sein

Für Reiseandenken gilt: Sie müssen günstig sein und gut in einen Koffer passen. „Grundsätzlich versuchen wir, Souvenirartikel zu einem Verkaufspreis unter 10 Euro anzubieten“, sagt Annika Roth von der Stadt Speyer. „Der Preis bestimmt“, weiß auch Sophie Braun von der Tourist-Service GmbH in Deidesheim. Heißt: Anstecker, Magnete, Aufkleber, Tassen oder Dubbegläser verkaufen sich gut, weil sie günstig sind.

Doch sind es vielleicht nur die deutschen Gäste, die auf jeden Cent achten? Eine Beobachtung aus Neustadt lässt dies vermuten, denn: „Der Preis ist bei Besuchern aus dem Ausland meist nebensächlich. Hier steht das Interesse am Produkt im Vordergrund“, berichtet Aline-Kristin Walter vom Stadtmarketing der Krönungsstadt der Deutschen Weinkönigin. In Kaiserslautern kaufen ausländische Touristen bevorzugt Baseball-Caps mit KL-Schriftzug und Kleinartikel wie Pins mit KL-Wappen und Schlüsselbänder. Stolz ist man in der Barbarossastadt auf eine T-Shirt- und Hoodie-Kollektion mit dem Aufdruck „KSRSLTRN“. Und auch die Pirmasenser Touristiker stellen fest, dass Kleidungsstücke ein Top-Mitbringsel sind. „Zur Zeit finden viele Leute T-Shirts toll“, berichtet Eva Brödel vom Stadtmarketing. „Daher haben wir eine Kooperation mit Palatina Outfitters laufen, die uns zwei eigene Bärmesens-Shirts – Home of the Schlabbeflicker – gestalten.“ Und auch in Schweigen-Rechtenbach, dem Startpunkt – oder Endpunkt, je nachdem – der Deutschen Weinstraße, gehören T-Shirts zu den Top-Sellern, frei nach dem Motto: „Du und ich Hand in Hand auf zum nächsten Schorlestand.“

Schreibt noch jemand Postkarten?

Wer zu lange am Schorlestand verweilt, wird wohl keine Lust mehr haben, Postkarten zu schreiben. Und: Sind Karten in Zeiten von Whatsapp eigentlich noch gefragt? Ja, heißt es von der Touri-Info in Speyer – Stadt-Sprecherin Roth berichtet gar: „Postkarten erleben eine Renaissance.“ Eine im Frühjahr aufgelegte neue Serie (1 Euro/Stück) verkaufe sich sehr gut. Und auch die Liebhaber Ludwigshafens setzen auf die Karte: „Derzeit haben wir eine Sonderaktion, bei der acht Motive zum Preis von 5 Euro beziehungsweise 17 Karten für 10 Euro erhältlich sind“, berichtet Torsten Kleb, Team-Leiter der Tourist-Info. Doch andernorts sind Postkarten, wie auch Bildkalender und Bücher zu Ladenhütern verkommen. In Landau beispielsweise. „Das war zu früheren Zeiten ganz anders“, weiß Marion Pelz aus dem Büro für Tourismus. Katharina Kiesel, die den Überblick über die Dom-Info des Bistums Speyer hat, berichtet: „Ein Großtrend beim Souvenirverkauf ist auf jeden Fall der Rückgang bei Postkarten, weil es viel einfacher ist, ein Bild per Messenger zu senden.“ Die Digitalisierung wirke sich auch in anderen Bereichen aus: „Auch CDs gehen nicht mehr so gut wie früher, weil Musik heute weitgehend gestreamt wird und viele Leute keinen CD-Player mehr haben.“

Sinnlose Souvenirs und Staubfänger

Bleibt noch eine Frage offen: Bieten die Touristen-Informationen auch sinnlose Souvenirs und Staubfänger an? Manche Touristiker und Stadt-Sprecher reagieren etwas pikiert auf die Frage, andere nehmen sie mit Humor. In Deidesheim beispielsweise kramt man einen kleinen Fernseher aus Plastik aus dem Regal, mit dem man sich durch verschiedene Bilder klicken kann. In Neustadt ist es eine Fehlproduktion, die erstaunlicherweise viele Abnehmer findet: eine Schwimmtritsche, die weder schwimmt, noch quietscht. Aber eben günstig ist.

Und auch das Bistum Speyer hat „einen treuen Begleiter im Regal“: den Abguss einer Tänzerinnen-Figur, die ein Steinmetz beim Dombau am Eingang zur Krypta hinterlassen hat und die es als Kopie im Laden gibt. In Speyer bieten die städtische Tourist-Info und die Dom-Info seit einigen Wochen einen 0-Euro-Schein zum Preis von 3 Euro an. Ein unnötiges Mitbringsel? Mitnichten, wie es aus der Kaiserstadt selbstbewusst heißt: „Der 0-Euro-Schein ist nicht als sinnloses Souvenir zu bezeichnen. Ein Souvenir soll an einen Aufenthalt erinnern, den Aufenthalt überdauern und ist im besten Fall beim Gast zu Hause präsent.“ Und ja, der Erfolg gibt Speyer recht: Schon an den ersten beiden Tagen wurden gut 600 0-Euro-Scheine verkauft. Derweil wundert man sich in Pirmasens noch, warum ein Souvenir aus dem Bildungsbereich so gar keine Abnehmer findet, wie Brödel erzählt: „Wir haben von Langenscheidt ein Lilliput Pfälzisch-Deutsch. Wir finden es lustig, die Besucher irgendwie nicht so sehr ...“ Wahrscheinlich ist der Reisekoffer einfach schon so vollgestopft mit Tieren und Dubbegläsern, Mandelseifen und Magneten, dass für das Mini-Wörterbuch einfach kein Platz mehr ist.

Zur Sache

Wie viel Geld nehmen die Tourist-Infos mit dem Verkauf von Reiseandenken ein? Diese Frage ignorieren die meisten Sprecher entweder oder sie antworten ausweichend. Transparent sind Neustadt (fünfstelliger Euro-Bereich in sechs Monaten, Führungen inbegriffen), Zweibrücken (weniger als 100 Euro pro Jahr) und Bad Dürkheim. Zwischen März und Oktober 2023 lag der Umsatz mit dem Souvenirverkauf in der Kurstadt bei rund 10.000 Euro.

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